Pages

Bild

Bild

Weinkultur

Australien ist vor allem für seinen guten Rotwein bekannt, während Neuseeland sich mehr auf Weißwein spezialisiert. Ich persönlich bin ein begeisterter Fan von australischem Wein und tue nichts lieber, als stundenlang im »bottleshop« herum zu stehen und mir die vielen verschiedenen Weine anzuschauen. In meiner Zeit hier habe ich viel über Wein und die australische Weinkultur gelernt. Ja – es gibt tatsächlich eine Weinkultur! 

In Australien sind vor allem die Rebsorten Shiraz und Cabernet Sauvignon weit verbreitet. Die bekanntesten Weinregionen befinden sich in Südaustralien und Victoria. Sehr beliebt sind aber auch das Hunter Valley in New South Wales und Margaret River in Westaustralien. Auch viele gute Cuvées aus verschiedenen Rebsorten, zumeist bestehend aus Shiraz, Cabernet Sauvignon und Merlot findet man hier. 

Eine Besonderheit die für viele Europäer noch sehr gewöhnungsbedürftig erscheinen mag, liegt darin, dass hier fast komplett auf den guten alten Korkverschluss verzichtet wird. Aber muss der Wein nicht atmen? Da sind die Australier jedenfalls anderer Meinung. Es geht auch ohne. Und wenn man den Wein nicht lagert, sondern bald trinkt, dann sollte das auch kein Problem darstellen. Dass ein Wein mit Drehverschluss in den Augen vieler Europäer als billiger Wein abgetan wird, von dieser Vorstellung haben sich die Australier schon lange gelöst. Angeblich ist der Umstieg auf »screw caps« hier ziemlich schmerzlos verlaufen. Die Importpreise und zunehmend schlechte Qualität des aus Portugal stammenden Korkens sollen der Auslöser dafür gewesen sein. Dass dieser zumindest in Europa jedoch kulturellen Stellenwert hat und man sich nur schlecht vorstellen kann, dass ein erstklassiger Wein auch ohne Korken auskommen kann, damit scheinen die Aussies absolut kein Problem zu haben.

Daher muss in Australien auch keiner mehr seine Rotweinflaschen waagrecht lagern. Den Korken soll man nicht austrocknen lassen, aber mit »screw cap« kann der Wein nun auch in senkrechter Position abgestellt werden. Trotz dieser Tatsache werden hier nach wie vor Weinregale für die waagrechte Lagerung verkauft. Von dieser Tradition können sich die Aussies wohl doch noch nicht ganz lösen.

Eine weitere Besonderheit an Australiens Weinkultur, die ich persönlich sehr schätze, ist die Experimentierfreudigkeit der Weinmacher. Hier werden zum Beispiel »sparkling wines«, auf Deutsch Sekt, aus den unterschiedlichsten Rebsorten hergestellt. Es gibt somit einen Rosé Sekt, einen Shiraz Sekt, einen Cabernet Sauvignon Sekt usw. Vor allem der »sparkling shiraz« ist in Australien sehr beliebt und kann in jedem »bottleshop« gekauft werden. Ich liebe diese herbe, trockene, geschmackvolle Variante zum herkömmlichen Sekt aus weißen Rebsorten. Weiters konnte ich hier schon Himbeer-Wein probieren, der auch wirklich zu 100% aus Himbeeren hergestellt wurde. Es gibt australische Varianten der Eisweine und unzählige verschiedene Dessertweine und Portweine, die hier ebenfalls sehr beliebt sind. Wer also seinen Australienurlaub plant und gerne Wein trinkt, der sollte sich den Besuch in einer Weinregion nicht entgehen lassen.

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels:
3 Kommentar(e)

Australia Day: Wie stolz bist du auf dein Land?



Ozzie, Ozzie, Ozzie! Nationalfeiertag in Australien. Da ist was los! Die Aussies bemalen sich das Gesicht mit der australischen Flagge, bewaffnen sich mit Fahnen und ziehen in dazu passender Kleidung (Southern Cross oder Farben der Flagge) auf die Straße. Zusammen wird gefeiert, gelacht, getrunken. Es wird angestoßen. Aber auf was denn eigentlich? Dass die Australier stolz sind, im besten Land der Welt zu leben? Dass hier alles so wunderbar easy going ist? Dass sie sich glücklich schätzen können, auf dem richtigen Fleck Erde das Licht der Welt erblickt zu haben? Dass Australien so eine sportlich erfolgreiche Nation ist? 

Meine Gedanken kann man ungefähr wie folgt zusammenfassen. Ein Australier drückt das in einem Artikel so aus: »Mir missfällt die Idee einer nationalen Identität, wie die Leute ihr eigenes Land anfeuern, als würden sie ihre liebste Football Mannschaft im großen Finale unterstützen.« Andere sind ganz bestürzt darüber, dass der Verfasser des Artikels offensichtlich sein eigenes Land »verrät« und starten zu einem Gegenangriff: »Man muss sich nicht dafür schämen, offen zu sagen, dass man stolz darauf ist, Australier zu sein.«

Ist ja alles schön und gut. Aber eines hab ich immer noch nicht ganz verstanden. Was feiern die Australier heute nun wirklich? 

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels: |
1 Kommentar(e)

Gary the goat

Wieder mal ein toller Tag für Australien. Die Gerechtigkeit hat gesiegt! Gary, die Ziege stand gestern in Sydney vor Gericht. Beziehungsweise ihr Besitzer. Und sie haben den Prozess gewonnen!

Und so fing alles an. Vor ein paar Monaten war Gary zusammen mit seinem Weggefährten, dem Komödiant Jimbo Bazoobi, in Sydney unterwegs. Sie waren gekommen, um die große Stadt zu erkunden. So was macht bekanntlich müde, den ganzen Tag herum zu latschen (und sich auch noch von jedem Fremden streicheln und fotografieren zu lassen) und als Gary dann hungrig wurde, genehmigte sich die Ziege am Circular Quay einen kleinen Snack – ein Grashälmchen hier und ein Blümchen da fielen ihr schließlich zum Opfer. Ein Polizist wurde Zeuge dieser Tat und war damit ganz und gar nicht zufrieden. Der wollte für Recht und Ordnung sorgen, wie sich das ja wohl gehört und wies den Besitzer an, das Tier aus der Stadt »zu entfernen«. Zu allem Übel brummte er ihm auch noch eine Strafe von 440 Australische Dollar auf. Das wiederum lag dem Komödiant schwer im Magen, hatte er doch seine Ziege nicht darauf trainiert, mutwillig »öffentlich Parkanlagen zu beschädigen«.

Gary und Jimbo wehrten sich gegen die Anschuldigungen. Gestern stand also das ungleiche Paar in Sydney vor Gericht. Gary the goat gegen die Polizei ... 1:0 für die Ziege würde ich sagen! Die Klage wurde von der Richterin abgewiesen mit der Begründung, dass Gary die Ziege zwar Vegetation beschädigt hatte, die Klage aber nicht auf ein Tier übertragen werden kann. Damit ist Jimbo als Besitzer nicht haftbar für seinen hungrigen Freund. Link zum Artikel Ob demnächst den Eltern ein Strafzettel ausgestellt wird, wenn ihre Kinder »mutwillig« ein paar Blumen im Park ausreißen? In Australien ist doch irgendwie alles möglich.

No worries und määäähhh!

Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels: | |
0 Kommentar(e)

Sound of Music

Hat jeder Österreicher mindestens einmal in seinem Leben »Sound of Music« gesehen? Das wage ich zu bezweifeln. Ich muss gestehen, ich habe den Film das erste Mal in jener Zeit gesehen, als ich in den USA gelebt habe. Die Amis lieben dieses Musical und schwärmen davon in den höchsten Tönen. Und wie ich fest gestellt habe, ist es bei den Ozzies auch nicht anders.

Jetzt wird es aber interessant: Wusstet ihr, dass »Sound of Music« in Australien der meist gesehene Kinofilm aller Zeiten ist? Dass der Soundtrack zu »Sound of Music« das meist verkaufte Album ist? Und dass die Erstausstrahlung von »Sound of Music« im Fernsehen von ca. 50% der australischen Bevölkerung, die zu jener Zeit einen Fernseher besaß, gesehen wurde?

»Sound of Music« kam 1965 in die australischen Kinos und wurde ganze drei Jahre (!) lang gespielt, weil es sich so großer Beliebtheit erfreute. Der im selben Jahr herausgegebene Soundtrack blieb ganze 76 Wochen (!) auf Platz 1 der Charts. Da staunt man doch nicht schlecht über diese Zahlen. Link zum Artikel

Auch heute erfreut sich das Musical immer noch großer Beliebtheit bei den Ozzies. Manch einer trällert »Edelweiß, Edelweiß ...«, wenn ich sage, dass ich aus Österreich komme. Die Kinder schwärmen mir von ihrem Lieblingsfilm vor. Andere erzählen, einmal nach Österreich zu reisen und die »Sound of Music« Tour zu machen, wäre für sie ein absoluter »dream come true«. Jetzt würde mich nur noch interessieren, warum die Australier »Sound of Music« so absolut toll finden. Ob sie insgeheim von den Bergen träumen, die sie hier nicht haben?

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
0 Kommentar(e)

Hilfsbereit, aber leider inkompetent

Ein typisches australisches Erlebnis. Ich gehe ins Schreibwarengeschäft. Ist zwar die größte Kette, die es in Australien gibt, aber die Auswahl ist zu belächeln. Vor dem Regal mit Kopierpapier türmen sich die verschiedenen Anbieter. Ist aber alles Standardpapier in 80 g/m², Variationen in Papierdicke gibt es keine. Ein freundlicher junger Mann mit einem netten Lächeln will mir helfen. Was ich denn genau suche? Ich hätte gerne Kopierpapier für Inkjetdrucker. Weil das normalerweise eine etwas rauere Oberfläche hat. Hhhmm, da kann er mir nicht helfen, die sind ja alle gleich, die Papiere. Da suche ich lieber selber, sage ich und lache (ihn eher aus). Der hat ja hinten und vorne keine Ahnung, denke ich mir. Das verunsichert den jungen Mann etwas, er will mir unbedingt helfen. Er wagt noch einen Versuch und erklärt mir, dass man hier auf der Verpackung nachschauen kann, da steht so ein Zahl, 80, er weiß eigentlich nicht genau, was das heißen soll, dieses »g« hinten dran, aber es hat irgendwas mit der Dicke des Papiers zu tun, das weiß er jedenfalls. Also wenn ich eines mit 80 nehme, dann funktioniert das super für alle verschiedenen Drucker! Ich danke dem jungen Mann und sage, dass ich mich selber zurecht finde. Ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll, weil die Leute hier einfach keine Ahnung haben. Er fügt noch an, also wenn ich spezielle Fragen zum Fotopapier habe, dann hilft er mir gerne weiter, da kennt er sich aus. Da muss ich mich abrupt verabschieden und um die Ecke in den nächsten Gang verschwinden, wo mein australischer Freund und ich uns das Lachen nicht mehr verkneifen können. Sogar er muss zugeben, das ganze ist absurd: Ein Verkäufer in einem Laden der keine Ahnung hat, was er verkauft? Typisch Australien halt. Mehr lustige Erlebnisse mit ahnungslosen Verkäufern gibt es hier.

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels: |
2 Kommentar(e)

Ein Krokodil im Wohnzimmer

... und eine Schlange im Bett. Klingt nach einer erfundenen Geschichte, ist es aber nicht. In Australien kann so was schon mal passieren! Immer wieder hört man Berichte über solche Erlebnisse. In deren Schuhen möchte ich aber nicht stecken. Da wacht man auf und findet ein Krokodil im Wohnzimmer nebenan. Oder eine riesige Python bei sich im Bett. Grausig, allein schon die Vorstellung. In beiden Fällen waren es übrigens Haustiere, die den Eindringling bemerkten und Alarm geschlagen haben. Da bin ich doch froh, dass die einzigen Gäste, die sich hin und wieder zu uns ins Haus verirren, Kakerlaken sind!

No worries!

FOTO: ANGMOKIO (WIKIPEDIA)
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
0 Kommentar(e)

McDonald's und der Nationalfeiertag

Der »Australia Day« ist nach Weihnachten wahrscheinlich der wichtigste Feiertag im Leben eines Australiers. Nach dem grandiosen Silvesterfeuerwerk kommt also schon bald der nächste Event, an dem die Australier vor Stolz die Brust schwellen und sich gegenseitig auf die Schulter klopfen können.

McDonald’s, der von den Aussies in erster Linie »Macca’s« genannt wird, hat sich für den Nationalfeiertag am 26. Jänner etwas ganz Besonderes überlegt: In dreizehn ausgewählten Filialen werden die regulären Schilder temporär durch den neuen Schriftzug »Macca’s« ersetzt werden. Ein Marketingsprecher der Fastfoodkette meinte, dass es keinen besseren Weg gäbe, um der australischen Bevölkerung zu zeigen, wie stolz McDonald’s darauf sei, ein Teil dieser Gesellschaft zu sein.

Irgendwie amüsiert mich das ganze Getue. Ist das alles nur ein Marketingtrick oder meinen die das wirklich ernst? Wie wäre das wohl, wenn bei uns zu Ehren des österreichischen Nationalfeiertags der McDonald’s in »Mäcky« umgekauft wird? Das würde die Österreicher sicher auch unglaublich stolz machen ... oder?

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
0 Kommentar(e)

Kalender

Vor kurzem wäre mir fast etwas Peinliches passiert. Da gehe ich in einen Laden und kaufe mir einen Kalender. Zu Hause packe ich ihn aus und hänge ihn auf. Da fällt mir auf ... da stimmt doch was nicht, das kann doch nicht sein! Der Kalender ist falsch, der beginnt ja mit Sonntag! Das muss ein Druckfehler sein ... aber wie kann man so was verkaufen? Das ist wieder mal typisch Australier! Ich stampfe vor Wut mit dem Fuß auf, schnaufe einmal tief durch und will zurück zum Laden stürmen. Gott sei Dank hat mich mein Australier gestoppt. Was denn das Problem sei? Was für Qualitätsmängel ich diesmal entdeckt hätte? Als ich ihm den Fehler zeige, beginnt er zu lachen. Ich soll ruhig zurück zum Laden gehen und dort meine Beschwerde anbringen, dann hätten die Verkäufer den Rest des Tages was zu lachen. Schließlich erklärt er mir, dass das kein Druckfehler ist – die Woche beginnt in Australien tatsächlich mit dem Sonntag. Häääh? Wer hat denn schon von so was gehört? Die Taschenkalender beginnen aber alle mit Montag, entgegne ich. Ja, der sei ja auch für die Arbeitswoche gedacht. Aha. Ein Kalender für die Freizeit, einer für die Arbeit? Wo haben sich die Australier das bloß abgeschaut? Ich bin ganz verwirrt. Hier muss auch alles irgendwie anders sein ...

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels: |
0 Kommentar(e)

Gratis arbeiten

Wie man in der Designbranche in Australien am besten einen Job findet? Die Frage ist leicht zu beantworten: Man arbeitet gratis. Hin und wieder habe ich Gespräche mit Australiern, die mir weiter helfen wollen. Mir wertvolle Tipps zur Jobsuche geben wollen. Dabei kristallisiert sich immer mehr heraus, was ich anfangs für die Meinung Einzelner hielt. Wer sich hier nicht auf den Markt stellt und gratis Arbeit anbietet, der hat kaum eine Chance, sich in der Designbranche zu behaupten. Geht man zu einem Jobinterview und man ist neu im Land – egal ob man bereits Arbeitserfahrung im Ausland gesammelt hat oder nicht – dann wird fast schon von einem erwartet, dass man sich zuerst mal gratis anbietet. So quasi um den guten Willen zu zeigen. Natürlich, offen gesagt wird das nicht immer. Die Australier reden ja sowieso gerne um den heißen Brei herum. Aber es kommt dann doch oft die Frage, ob ich mir auch vorstellen könnte, zuerst mal eine Weile probeweise zu arbeiten. Und ob ich dafür eine fixen Stundenlohn erwarte.

Gerade kürzlich hatte ich wieder ein sehr interessantes Gespräch mit einer Australierin. Eine ehemalige Lehrerin, die zuerst auf Modedesign umgestiegen ist und dann auf Innenarchitektur. Ohne jetzt irgendeine spezielle Ausbildung zu machen ... das geht hier nämlich – so lange man bereit ist, ganz unten anzufangen (Kaffee holen, Facebookseite updaten, Telefondienst machen und ähnliches) und sich langsam hochzuarbeiten, stehen einem in Australien alle Türen offen. So hat sich z.B. auch mein Partner vom Elektriker zum Projektmanager für technische Gebäudeausrüstung (Heizung, Klima, Lüftung) hochgearbeitet und betreut kommerzielle Bauprojekte im Wert von mehreren Millionen Australischen Dollar – und das ohne Zusatzausbildung. Jetzt hat mir also auch diese Person Lehrerin/Modedesignerin/Innenarchitektin empfohlen, ich soll doch den Leuten anbieten, für eine Weile ein paar Tage in der Woche gratis zu arbeiten. Hier müsse sich nun mal jeder hocharbeiten und bei Null anfangen. Und sowieso, Berufserfahrung im Ausland zählt nicht.

Seltsamerweise hab ich auch noch nie so viele Anfragen bekommen, Projekte gratis zu machen, wie im letzten Jahr in Australien. Die Leute meinen, wenn ich was gratis mache, dann kann ich es ja nachher in mein Portfolio geben. Also hab ich ja auch was davon. Wie bitte? Ich muss aber auch essen und Miete zahlen wie jeder andere. Was denken sich die Leute also, wenn sie mich das fragen? Warum meint hier jeder, dass Designer gratis arbeiten? Ich gehe ja auch nicht zum Frisör und sage, er kann ein Foto von mir machen und es in sein Portfolio tun und mir dafür gratis die Haare schneiden.

Traurig aber wahr – wie es scheint ist hier wohl weder meine 5-jährige Ausbildung, ein Master in Design, noch ein paar Design Awards und ein Jahr Berufserfahrung und Praktika etwas wert. Auch ich muss ganz unten anfangen. Kaffee holen, Facebookseite updaten, Bilder von RGB in CMYK konvertieren, Designprozesse dokumentieren, Präsentationen vorbereiten, Newsletter schreiben, Rechnungen verschicken und sonstige unkreative Tätigkeiten ausführen – während andere die interessanten Sachen machen. Dabei soll noch angefügt werden, dass ich nichtmal in meiner (bezahlten!) Praktikumszeit vor vier Jahren zu solchen Tätigkeiten »verdammt« wurde. In Australien müsste ich also zuerst mal bei Null – oder besser bei minus Zehn anfangen und dann vielleicht später, wenn ich mich irgendwann bewiesen habe, für ein Gehalt arbeiten, dass anfangs sicher nicht viel höher ist, als was ich jetzt als Bedienung in einem Café verdiene.

Wenn ich den Aussies erzähle, dass ich Grafikdesigner bin, dann finden sie das erstmals immer ganz toll. Als nächstes kommt dann die Frage, ja ob ich einen Kurs dafür gemacht habe. Ich wurde sogar schon allen Ernstes gefragt, ob ich einen High School Abschluss habe. Sich selber als Designer zu bezeichnen, scheint hier irgendwie in Mode zu sein – es kann ja (offensichtlich) jeder schnell mal zum Grafikdesigner, Modedesigner oder Innenarchitekt werden. Kein Wunder also, dass mich die Leute hier ganz verwundert anschauen, wenn ich ihnen erzähle, dass ich einen Master in Design habe. Als wäre ich von einer anderen Welt ...

Zurück zu der Australierin. Wenn ich sie also richtig verstehe, dann muss ich – wie sie – ganz von vorn anfangen. Als hätte ich keine Ausbildung und keine Erfahrung. So wie sie das auch gemacht hat. Dieser Gedanke deprimiert mich natürlich und ich frage mich dann, wie das System hier wohl funktioniert. Hat überhaupt irgendjemand die Motivation, einen Bachelor oder Master in Design zu machen? Wozu auch, der nützt einem ja offensichtlich nichts. Überhaupt – wozu das ganze Geld verschwenden (studieren ist hier sehr teuer) und die Zeit investieren, wenn man nachher sowieso bei Null anfangen muss? Ganz verstehe ich das noch nicht. Aber ich verstehe immer mehr, warum so viele Leute lieber Schnellkurse ohne Zugangsbeschränkungen machen, um sich zum Designer ausbilden zu lassen. Hier ist dann wohl derjenige der Blödmann, der studieren geht und dem eine gute Ausbildung wichtig ist.

Muss ich mich also dem Markt beugen und in Zukunft gratis Arbeit anbieten? Nein. So lange ich mit Freelancejobs und einem Nebenjob im Café irgendwie über die Runden komme, habe ich das jedenfalls nicht vor. Manche mögen das jetzt überheblich nennen. Oder stur. Die Aussies könnten meinen, ich würde mich zu wenig um einen Job bemühen (bemühen = gratis arbeiten). Ich habe aber einfach immer noch viel zu klar die Worte meiner Lehrer in den Ohren, die uns immer eingetrichtert haben, dass wir uns nicht unter unserem Wert verkaufen sollen – es nützt weder mir was, wenn ein Arbeitsverhältnis bereits auf ausbeuterische Art und Weise beginnt, noch nützt es der Branche was. Es macht sie sogar kaputt. Siehe Australien.

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels:
4 Kommentar(e)

Hitzewelle

Überflutungen, Zyklone, Hitze- und Dürreperioden, Buschbrände ... Was erwartet uns dieses Jahr in Australien? Im Moment herrscht im ganzen Land (mit Ausnahme des Nordens) eine Hitzewelle. In Sydney sind wir davon bisher so ziemlich verschont geblieben. Auf heute sind jedoch 43°C vorhergesagt worden, was ungewöhnlich heiß ist. Am Nachmittag gegen 15 oder 16 Uhr soll diese Höchsttemperatur erreicht werden. Damit wäre dies der dritt-heißeste Tag in der Geschichte Sydneys. In den Vororten im Westen kommen Temperaturen um die 40°C immer wieder mal vor, da Sydney jedoch so nahe am Wasser liegt, ist es hier meist etwas kühler als im Landesinneren.

Es ist jetzt 13 Uhr, im Moment zeigt das Thermometer 39°C an. Einige von Sydneys Vororten haben den Tag bereits früh am Morgen mit 30°C begonnen. Könnte also gut hinkommen mit den vorhergesagten Rekordtemperaturen von 43°C. Gleichzeitig sind auch Feuerwarnungen ausgesprochen worden. In Tasmanien wird schon seit einigen Tagen gegen Buschbrände in der Nähe der Hauptstadt Hobart gekämpft, der Bundesstaat Victoria ist ebenfalls betroffen und auch in New South Wales wurden Warnungen in der höchsten Stufe »katastrophal« ausgesprochen. Zusätzlich zur Hitze werden starke Winde von bis zu 80 km/h erwartet, was Buschbrände in kürzester Zeit außer Kontrolle geraten lässt. Link zum Artikel

Im Süden und Westen von Sydney bereitet man sich auf das Schlimmste vor und spricht von der größten Feuerbedrohung in der Geschichte von New South Wales. Gestern brannten bereits mehr als 90 Buschfeuer, heute soll die Zahl noch steigen. Ob es tatsächlich so schlimm wird, werden wir bald wissen ... hoffen wir mal nur das Beste für die Menschen, die in den betroffenen Gebieten leben.

Ich werde mich wohl den Rest des Tages vor der Sonne und der Hitze verstecken und verkrieche mich drinnen. Draußen halte ich es jedenfalls nicht aus – da fühlt es sich nämlich an wie in einem Backofen: Heißluftgebläse und 200°C.

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels: |
0 Kommentar(e)

Vom gespaltenen Verhältnis zum Essen

Die Australier haben ein leicht gespaltenes Verhältnis zum Essen. Auf der einen Seite gibt es Lebensmittel, die total verpönt sind und (aus welchem Grund auch immer) hier den Stempel »ABSOLUT UNGESUND« aufgedrückt bekommen, auf der anderen Seite essen die Australier so viel Zucker und künstliche Nahrungsmittel, dass mir ganz schlecht dabei wird.

Eine durchschnittliche Australische Familie würde als Vorspeise frische Früchte und etwas Käse servieren. Der Hauptgang besteht z.B. aus Fleisch oder Meeresfrüchten (wobei hier am liebsten alles frittiert konsumiert wird), dazu ziemlich geschmackloses aus dem Wasser gezogenes Gemüse (eventuell in der Mikrowelle gegart) und eine Sauce aus der Fertigpackung. Alles wird natürlich ganz ohne Butter zubereitet, weil Butter gehört zu jenen Lebensmitteln, die als absolut ungesund gelten. Falls es denn Brot dazu gibt, ist dies klassisches Weißbrot. Wer ganz gesund sein will, der isst »Mulitgrain« – Weißbrot aus Weizenmehl mit ca. 10 Körnchen drinnen. Vollkorn scheint hier noch nicht richtig angekommen zu sein. Zum Nachtisch gibt es dann Brownies oder Cupcakes aus der Fertigpackung, mit einer richtig fetten Zuckerglasur oben drauf und einen Kaffee mit Magermilch. Normale Vollmilch ist ja schließlich ungesund und macht auch fett.

Dabei muss ich mir dann immer wieder mal anhören, wie ungesund wir Mitteleuropäer essen und wie viel leichter die Kost in Australien doch ist. Aha, da hab ich wohl was nicht richtig mitbekommen. Ich ernte immer ganz entsetzte Blicke, wenn ich verlautbare, dass es in unserem Kühlschrank nur richtige Butter und Vollmilch gibt. Und dass ich niemals einen Kuchen oder Nachtisch aus der Fertigpackung servieren würde.

Zum Thema Milch: Wusstet ihr übrigens, dass der Verkauf von echter Rohmilch für den Konsum in Australien verboten ist? Nicht pasteurisierte Milch sei dermaßen ungesund und könne mitunter so gefährlich sein, dass die Bürger durch dieses Gesetz vor sich selber beschützt werden müssen. Link zum Artikel Komisch, ich bin ganz normal und habe als Kind auch ab und zu frische Rohmilch direkt vom Bauer getrunken.

In dem Café in dem ich arbeite, wird neben Vollmilch auch Magermilch und Sojamilch angeboten. Hier ist es ganz normal, dass man sich einen Kaffee bestellt und dabei auch die Milch dazu aussuchen kann. Ungefähr ein Drittel unserer Kunden trinkt nur Magermilch oder Sojamilch. Viele tun dies, weil Vollmilch angeblich so furchtbar ungesund ist. Oder weil sie auf ihre Linie achten wollen. Nicht selten bestellt jemand dann Kaffee mit Magermilch und drei Stück Zucker. Da versteh ich dann die Logik einfach nicht dahinter.

Manche erzählen auch, dass sie Sojamilch eigentlich gar nicht mögen ... aber sie trinken es halt, weil Kuhmilch zu ungesund ist und sie das ihrem Körper auf die Dauer nicht antun wollen. Und dann bestellt man noch schnell ein vor Fett triefendes Bacon & Egg Sandwich. Manche Leute, die aus reinem Gesundheitsbewusstsein Magermilch konsumieren, belohnen sich hin und wieder und sind ganz happy, dass sie heute mal richtig wagemutig sind und einen Kaffee mit Vollmilch bestellen. Sogar das gibt es: Leute die einen Kaffee bestellen und diesen zur Hälfte mit Vollmilch, zur Hälfte mit Magermilch wollen – in solchen Momenten bin ich mir dann im ersten Moment nicht sicher, ob dies ein australischer Scherz ist und ich den grad auf die Schnelle nicht verstehe? Aber nein – es ist kein Scherz!

Wenn ich die Australier mal schocken will, dann erzähle ich, dass bei uns viele Kaffee mit einem Schluck Sahne oder sogar Schlagsahne trinken. Dafür ernte ich verstörte Blicke – richtig eklig finden sie diesen Gedanken, wie kann man nur so ungesund leben? Da bleiben sie doch lieber bei ihrer Magermilch mit drei Stück Zucker.

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels: |
0 Kommentar(e)

Surfbug

Ich bin krank, ich habe mir einen australischen Virus eingefangen, der sich als äußerst hartnäckig erweist: Den Surfbug. Wer einmal den Biss hatte und so weit gekommen ist, eine ungebrochene Welle zu surfen, der ist mit ziemlicher Sicherheit verloren. Adrenalin und Glücksgefühle strömen durch den Körper. Man fühlt sich, als hätte man etwas erreicht und als wäre man so ziemlich Eins mit der Natur. Ähnlich wie wenn man mit seinem Snowboard oder den Schiern auf der Spitze eines Berges steht, die kalte Luft einatmet und auf den verschneiten Abhang unter sich blickt.

Richtig gut surfen zu lernen, braucht aber viel Ausdauer und Zeit. Es schaut sehr einfach aus, ist aber ähnlich wie Schi fahren: Man braucht viele Jahre um es zu perfektionieren. Meiner Meinung nach ist es sogar noch um einiges schwieriger. Aber auch die kleinen Erfolge, die sich nach einer Weile einstellen, sind schon riesige Schritte. Man muss in erster Linie viel Geduld mitbringen, denn jeder Tag da draußen ist anders. Die Natur macht, was sie will und wir müssen uns nach ihr richten. Es ist ein ständiges Auf und Ab – an manchen Tagen geht der Ozean ruhig und sanft mit uns um, an anderen ist er unberechenbar und rau.

Das erste Mal mit dem Surfboard im Wasser, hat man zuerst einmal Angst. Oder zumindest fühlt man Unbehagen. Man weiß nicht, was einen erwartet, man ist schließlich nicht am Ozean aufgewachsen und wenn überhaupt, dann kennt man nur das ruhige Mittelmeer. Der pazifische Ozean ist eine ganz andere Liga. Hier gibt es hohe Wellen, die eine unglaubliche Kraft haben und starke Strömungen die unerfahrene Touristen immer wieder in gefährliche Situationen bringen. Dann sind da noch Quallen und Haie, Gefahren die man nicht komplett ignorieren kann. Auch wenn sich die Vorfälle in Grenzen halten, werden doch immer wieder Haie gesichtet – ein Surfer dringt schließlich in deren Jagdgebiet ein. Mit dieser Tatsache muss man sich wohl einfach arrangieren.

Ich selber habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich mich an den wilden Ozean gewöhnt habe. Es hat mich mitunter viel Überwindung gekostet. Man fühlt sich erstmals, als hätte man keine Kontrolle darüber, was da geschieht – kein Wunder, man kennt es ja auch nicht. Ähnlich muss es einem Australier gehen, der das erste Mal in den Alpen Schi fahren geht und noch nie wirklich Schnee gesehen hat. Dies sorgt auch immer wieder für Diskussionsstoff mit meinen australischen Surfkollegen – denn für sie ist Surfen der sicherste Sport der Welt und Snowboarden an diesen steilen Hängen in den Bergen da, das sei ja so was von gefährlich, da kann viel zu viel passieren. Ich sehe das genau anders rum: Beim Surfen kann dich schnell mal ein Brett am Kopf treffen und verletzen, eine Welle kann dich runter drücken und dir die Luft zum Atmen nehmen, eine Qualle kann dich stechen oder ein Hai kann dich fressen. So sind die Meinungen verschieden: Was man kennt, gibt einem das Gefühl von Sicherheit. Das Unbekannte jedoch macht einem Angst.

Ich träume also den Fiebertraum vom Surfboard unter mir, meine Füße hängen im Wasser, die Sonne scheint mir ins Gesicht, ich lausche der morgendlichen Stille und dem Geräusch der brechenden Wellen, den Blick gespannt zum Horizont gerichtet, wo sich bald auf wundersame Weise die nächste Welle formen wird.

Für mich ist diese Zeit im Wasser zusammen mit den Australiern und mein Wille in einem mir unbekannten Umfeld etwas Neues zu lernen, meine Art der Anpassung. Es bringt mich diesem Land und seinen Leuten ein Stückchen näher. Ich kann es jedem Auswanderer nur wärmstens empfehlen.

No worries!

FOTO: NINA FISCHER
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels: |
0 Kommentar(e)

Der Nanny-Staat

Australien ist ein Nanny-Staat. Das dürfte sogar den Australiern klar sein, spätestens wenn sie selber mal im Ausland waren. Ich bezweifle, dass in irgendeinem anderen Land der Welt jede Kleinigkeit so penibel bis ins Detail geregelt ist. Die Gesetze werden von den Australiern zum Großteil brav eingehalten bzw. im Falle eines Verstoßes wird man auch wirklich bestraft.

Es gibt so dumme Regeln hier ... wie dass man an gewissen Parkplätzen nur rückwärts einparken darf. Wieso? Das weiß keiner. Wahrscheinlich damit der Staat etwas mehr Geld verdient, falls jemand hin und wieder das Schild übersieht. Australien ist stolz auf seine Demokratie, aber man wird bestraft, wenn man nicht wählen geht. In einem Land, in dem Fahrradfahren absolut unbeliebt ist, macht man es noch unbeliebter, indem man die Fahrradhelm-Pflicht einführt. In als »gefährlich« eingestuften Gegenden (Kings Cross) darf nach Mitternacht kein harter Alkohol mehr ausgeschenkt werden. Hunde sind in Cafés, Restaurants und öffentlichen Verkehrsmitteln verboten, da dies die Hygiene beeinträchtigen könnte. Handys dürfen während dem Autofahren von keinem Körperteil berührt werden (man zahlt also Strafe, wenn es z.B. im Schoß liegt oder man kurz auf die digitale Uhr schaut). Wenn man öffentlich flucht – und ein Polizist hört’s zufällig – wird man bestraft. Alkohol darf weder an öffentlichen Plätzen, noch in Parks oder am Strand getrunken werden. Silvesterkracher sind übrigens ebenfalls strikt verboten. Einer der neuesten Aufreger: In einer Schule in Sydney dürfen die Kinder auf dem Schulgelände keine Handstände, Räder oder Purzelbäume mehr machen – zu gefährlich!

Als ich das erste Mal als Backpacker durch Australien gereist bin, sind mir diese vielen Regeln bereits aufgefallen. Meine Freunde und ich haben deshalb scherzhaft Australien in »das Land in dem man keinen Spaß haben darf« umgetauft. Aber wie ist es nun wirklich, in einem Staat zu leben, wo alles kontrolliert wird? Wo es für jeden Fall der Fälle eine Regelung gibt? Wo man selber eigentlich nicht mehr denken muss, sondern nur brav das tun, was einem vorgesagt wird? Verblöden da die Leute nicht irgendwann? Fehlt vielen Australiern deshalb vielleicht ein gewisses Maß an gesundem Menschenverstand? Weil eigentlich ist es ja so: Der Staat verhält sich gegenüber seinen Bürgern wie eine Mutter (oder Nanny) gegenüber dem Kind. Er sagt ihnen, was richtig und was falsch ist, was gut und was schlecht ist. Selber ausprobieren, Erfahrungen sammeln und daraus lernen, will man unterbinden. So blieb auch die Diskussion über Schuld oder Unschuld der australischen Radiomoderatoren, deren Scherzanruf zu einer Tragödie geführt hat, auffällig lange an jenem Punkt stecken, dass diese ja eigentlich kein Gesetz gebrochen haben. Eine moralische oder gesellschaftliche Grenze müsste so gesehen also auch zuerst per Gesetz geregelt werden.

Ich habe oft das Gefühl, viele Australier sind unglücklich mit diesem Zustand. Sie wollen nicht immer überall kontrolliert werden, sondern lieber etwas mehr persönliche Freiheit genießen. Diese Freiheit gibt einem nämlich auch die Chance, selber (die richtigen) Entscheidungen treffen zu können. Trotzdem geht in Australien keiner auf die Straße, um gegen den Nanny-Staat zu protestieren. Keiner streikt und blockiert die Innenstadt um für ein funktionierendes öffentliches Verkehrsnetz zu kämpfen. Man nimmt es – wie so vieles hier – einfach achselzuckend hin. Seltsamerweise vergleichen viele Verfechter des Nanny-Staats sich selber mit Ländern wie Argentinien, Mexico und Marokko: »In Australien funktioniert alles und der Staat gibt uns ein gewisses Maß an Sicherheit – dafür haben wir etwas weniger persönliche Freiheit. Hättet ihr es lieber andersrum?« Ich sage dazu nur: Für einen realistischeren Vergleich sollte vielleicht lieber mal nach Europa geschaut werden.

Interessanterweise habe ich vor einer Weile genau zu diesem Thema einen Artikel im österreichischen Nachrichtenmagazin Profil gelesen. Die Coverstory beschäftigte sich mit der zunehmenden Lust am Verbot: »Die Kinder der Generation, die sich von überkommenen Regeln befreite, wünschen sich nichts mehr als Gesetze, die den Alltag des Einzelnen kaputtreglementieren. Warum bloß?« Wenn man beide Seiten kennen gelernt hat und in beiden Welten gelebt hat, ja dann fragt man sich doch wirklich: Warum bloß? Will ich wirklich in einer Gesellschaft leben, in der andere für mich denken? In der der Staat die Kindererziehung übernimmt? In der gesunder Menschenverstand immer mehr zum Luxusgut wird? Laut Profil ist es die europäische Gesellschaft selbst, die immer mehr nach Verboten und Sanktionen schreit. Weiters schreibt der Verfasser des Artikels, dass die Gesellschaft dadurch sehr wohl besser wird und beispielsweise Rauchverbote, Abschreckungskampagnen und harte Sanktionen gegen Raucher wie sie in Australien gang und gäbe sind – man könnte diese fast schon als Diskriminierung bezeichnen – tatsächlich nützen: Der Zigarettenkonsum nimmt ab. Gleichzeitig warnen Philosophen aber vor der Gefahr der Infantilisierung, Repression und der Unfähigkeit Leidenschaften auszuleben. Zusammengefasst kann also gesagt werden, dass Regeln und Gesetze sehr wohl zur Weltverbesserung beitragen, aber sie fordern auch ihre Opfer: Individuelle Freiheit, Vernunft und Debattenkultur gehen verloren.

Zum Abschluss noch ein Link zu einer gelungenen Sammlung an Verbotsschilder, Warnhinweisen und dergleichen in ganz Australien. Viel Spaß beim durchstöbern!

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels: |
5 Kommentar(e)