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Ein Herz für Tiere?

Wie viel wisst ihr über den Tierschutz in Australien, wie gut seid ihr informiert? Ich höre immer wieder von anderen Auswanderern, die entsetzt über manche Praktiken sind, die in Australien toleriert werden. Skandale im Bereich Tierschutz umfassen unter anderem das Leiden verstümmelter Schafe auf Australiens Wollfarmen, das gezielte Töten von Koalas (die auf der Liste der bedrohten Tierarten stehen) in überbevölkerten Regionen, die Jagd auf Haie (die unter Artenschutz stehen) in Westaustralien, die Massaker an wilden Pferden und Kamelen oder die weit verbreiteten puppy factories, in denen Hunde in Zuständen die der Massentierhaltung gleichen, am laufenden Band Welpen zur Welt bringen, die dann in Zoofachhandlungen verkauft werden. Anders als in Österreich und vielen anderen europäischen Ländern ist auch die Haltung von exotischen Wildtieren in Zirkussen und das Betreiben von Delfinarien erlaubt.

Umstrittener Tierschutzverband
Laut Statistiken des größten australischen Tierschutzverbandes RSPCA haben 40% aller Haushalte in Australien einen Hund und 29% eine Katze. Trotz der großen Beliebtheit von Haustieren wurden im Jahr 2013/14 sowohl 7.313 unvermittelbare Hunde, als auch 15.491 Katzen eingeschläfert. Hier ist es, anders als z.B. in Österreich, legal ein kerngesundes Tier einzuschläfern, wenn »es niemand haben will und kein neues Zuhause gefunden werden kann«. Dies betrifft momentan ca. 15% aller Hunde und 30% aller Katzen, die im Tierheim landen. Im Jahr 2010/11 war die Zahl der eingeschläferten Tiere noch doppelt so hoch (30% aller Hunde und 60% aller Katzen), ist jedoch aufgrund heftiger Kritik seither stetig gesunken.

Was uns die Rennindustrie lieber verheimlicht
Pferde- und Hunderennen erfreuen sich in Australien nicht nur äußerster Beliebtheit, sondern werden auch immer wieder stark kritisiert. Rennpferde, die nicht genug Potenzial zeigen oder verletzt sind, werden größtenteils ausgesondert und zu Hundefutter verarbeitet. Sie können bei Auktionen für sehr geringe Summen ersteigert werden – nur wenige haben jedoch das Glück, einen neuen Besitzer zu finden. Es gibt zwar keine offiziellen Zahlen, laut Schätzungen werden pro Jahr aber mindestens die Hälfte aller Vollblüter, die für Pferderennen gezüchtet werden, entsorgt. Dies entspricht ca. 8.000 Pferden die als »Abfallprodukt« jährlich beim Schlachter landen. Noch schlimmer sieht es bei den Hunderennen aus. Neben der umstrittenen Praxis, Greyhounds mit lebender Beute zu trainieren – normalerweise Kaninchen, Ferkeln oder Possums – kann auch das Schicksal der Hunde, die raus aus dem Renngeschäft sind, nur als hoffnungslos bezeichnet werden. 17.000 Hunde, das sind 96% aller für Hunderennen gezüchteten Greyhounds, werden pro Jahr getötet, weil sie kein Potenzial zeigen, ausgedient haben oder aufgrund ihrer antrainierten Verhaltensweisen nicht in ein normales Familienleben integriert werden können. Es gab bereits Skandale über Tierärzte, die mit dem Einschläfern von völlig gesunden jungen Hunden Profit machen und mehrere Massengräber, in denen die Gebeine von Hunden gefunden wurden – vermutlich erschossen oder zu Tode geprügelt.

Freilandhaltung – gibt es das tatsächlich?
In der australischen Eierindustrie gibt es weder nationale Standards, noch eine einheitliche Kontrollinstanz. Der Begriff free range, auf deutsch Freilandhaltung, ist nicht per Gesetz definiert und kann daher frei interpretiert werden. Nur weil also free range drauf steht, muss das noch lange nicht heißen, dass die Hühner artgerecht gehalten werden. Eine Firma kann z.B. angeben, dass ihre Eier aus Freilandhaltung stammen, muss jedoch nur die eigens auferlegten Standards beachten. Dies kann mitunter heißen, dass statt der gängigen Praxis, nicht mehr als 1.500 Hennen pro Hektar zu halten, 10.000 oder sogar 20.000 Hennen pro Hektar gehalten werden. Weiters sind die Firmen nicht dazu verpflichtet, Daten zu veröffentlichen. Auch das Wort organic bedeutet nicht unbedingt, dass die Eier aus ökologischer Haltung stammen, sondern kann lediglich darauf hinweisen, dass bei der Fütterung auf Zusatzstoffe verzichtet wird. Konsumententäuschung wird in der australischen Lebensmittelindustrie ziemlich offen betrieben. Skandale in den letzten Jahren haben jedoch dazu geführt, dass die Einführung nationaler Standards nun endlich diskutiert wird.

Spitzenreiter im Fleischkonsum
Australier lieben Fleisch. Laut diesem Bericht konsumierte der Durchschnittsaustralier im vergangenen Jahr 90 Kilogramm Fleisch. Damit ist Australien Spitzenreiter im Fleischkonsum und hat mittlerweile sogar die USA, die Jahre lang an erster Stelle stand, überholt. Besonders beliebt ist Hühnerfleisch, aber auch Rindfleisch wird gern gegessen und Schweinefleisch – traditionell nicht sehr beliebt bei den Australiern – ist ebenfalls auf dem Vormarsch, Tendenz steigend. Während viele Rinder in Australien ein relativ angenehmes Leben führen, einen Großteil ihres Daseins draußen verbringen und mit Gras gefüttert werden, stammt ca. 95% des Schweinefleischs und Hühnerfleischs aus industrieller Massentierhaltung. Weder für die Schweine- noch die Hühnerhaltung gibt es festgelegte nationale Standards und das Wort free range wird hier genauso irreführend und willkürlich verwendet, wie in der Eierindustrie. Wer sich weiterbilden möchte, der kann sich bei Animal Welfare Labels einen Überblick über einige im Supermarkt erhältliche Produkte verschaffen.

No worries!

FOTO: DAVID KENT (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Bogan

Habt ihr euch schon mal gefragt, was eigentlich der Begriff bogan bedeutet? Laut Oxford Dictionary bezeichnet man damit eine unmodische Person mit einfachem Charakter und niedrigem sozialen Status. Wo ich her komme, könnte man das mit »Hinterwäldler« übersetzen, die Deutschen würden vielleicht »Assis« dazu sagen. Googelt man den Begriff, wird dieser mit »Penner« übersetzt. Ein Bogan ist jedoch viel mehr als das. Die Australier machen sich gerne lustig über Bogans, wollen auf keinen Fall bogan sein, sind aber doch alle irgendwie ein bisschen bogan und geben das hin und wieder auch gerne zu – und können somit über sich selber lachen. Daher stolpert man auch immer wieder über den viel gesagten Satz »embrace your inner bogan«, was so viel bedeutet wie: Steh zu dem Bogan in dir!

Der typische Bogan ist ein schlichter, einfacher Mensch, der nicht sonderlich am Rest der Welt interessiert ist. Er achtet nicht auf seine Kleidung, Äußerlichkeiten sind ihm egal und es ist ihm auch so ziemlich wurst, was andere Leute tragen. Soll doch jeder machen, wie er will. Am liebsten hat er es gemütlich, meistens ist er mit Flip-Flops oder Ugg Boots unterwegs (oder gleich barfuß), dazu Boardshoarts oder Jogginghose, Unterhemd und eventuell noch ein Flanellhemd oben drüber. Manchmal können Bogans auch rüpelhaft sein, ja fast schon etwas ungehobelt, primitiv und unkultiviert – auch das gehört dazu. Bogans wohnen in der Vorstadt oder in ländlicher Gegend. Das Auto wird auf dem Rasen geparkt, die Garage ist normalerweise schon mit irgendwelchem Gerümpel belegt. Im Garten liegt ein kaputter Kühlschrank und eine alte Badewanne. Ist doch egal, stört ja keinen. Auch Bier und BBQ sind im Leben eines Bogans allgegenwärtige Begleiter und dürfen auf keinen Fall fehlen. Seine Freizeit verbringt der Bogan am liebsten auf der Couch und schaut Footy oder Big Brother. Dazu ein Sixpack VB (Victoria Bitter Beer). Oder er werkelt draußen an seinen Autos. In ländlichen Gegenden hat der typische Bogan mindestens zwei schrottreife Exemplare auf dem Grundstück stehen (mit einem großen Schild auf dem zu lesen steht: Not for sale). Weil der Bogan sein Land so sehr liebt, hat er sich das Southern Cross – das Symbol der australischen Flagge – tätowieren lassen. Daran erkennt man ihn eigentlich ganz leicht. Nicht zuletzt verrät er sich auch durch seine Sprache, dem distinktiven Bogan-Englisch.

Tatsächlich ist der Bogan in Australien eine solch beliebte Spezies, dass es neben unzähligen Parodien und einer Bogan App, die feststellt, wie viel bogan man in sich hat, auch eine TV-Serie gibt, in der – ihr habt es erraten – Australiens größter Bogan gesucht wird. Und für diejenigen, die sich immer noch unsicher sind, was denn nun ein Bogan ist – es gibt ein Buch, das ganz einfach erklärt, woran man einen modernen Bogan im 21. Jahrhundert erkennen kann. So entstehen auch immer wieder spannende Diskussionen in Australien: Wie viel bogan ist zu viel? Ist es okay wenn man im Pyjama in den Supermarkt einkaufen geht?

No worries!

FOTO: KATE BUNKER (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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