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Ohne Anzahlung läuft nichts

Schon öfter habe ich erörtert, dass Australier nicht gerade die vertrauenswürdigsten und verlässlichsten Menschen sind. Hier wird schnell mal viel versprochen, ist ja alles kein Problem, no worries, und dann aber leider nicht eingehalten. Ein freundliches Lächeln bekommt man aber immer (selbst wenn einem dabei gerade ins Gesicht gelogen wird). Wenn man diese Eigenart des australischen Volkes kennt, kann man sich zumindest darauf einstellen. Ich musste jedoch, wie viele andere wahrscheinlich auch, alles auf die harte Tour lernen.

So war ich erstmals sehr erstaunt, dass man in Australien gar nicht selten eine Anzahlung für eine zu erbringende Leistung zahlen muss. Das sind zumeist 50% des Gesamtbetrages. Wenn man z.B. einen Auftrag an die Druckerei schickt, muss man mitunter sogar die komplette Summe im Voraus bezahlen. Mir ist da immer wieder etwas mulmig zu Mute, zumal ich schon so einige Scherereien mit verpatzten Druckaufträgen hatte. Es wird aber von mir als Kunde erwartet, das Geld auf den Tisch zu legen, bevor ich die Ware überhaupt gesehen habe.

Nicht anders verhält es sich mit Aufträgen in der Kreativbranche. Ohne eine fette Anzahlung geht da nichts. Zu Beginn habe ich mich sehr darüber gewundert, hatte ich davon in Österreich doch noch nie gehört. Wenn ein Kunde mich beauftragt, ein Logo für ihn zu gestalten, dann stelle ich doch nicht als erstes eine Rechnung aus? Heute ist mir klar, warum das in Australien jeder macht. Ich war nämlich leider auch schon in der Situation, keine Anzahlung verlangt zu haben und der Kunde hat sich schlussendlich davor gedrückt, die Rechnung zu begleichen. Heute passiert mir das nicht mehr – denn ohne Anzahlung läuft hier nichts.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen in Australien gemacht?

No worries!
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Hainetze – Wie effizient sind sie?

Es ist nach wie vor umstritten, ob die Hainetze entlang der Küste von New South Wales überhaupt den gewünschten Effekt haben: Haie davon abzuhalten, sich den Stränden und somit den Menschen zu nähern. Viel mehr hat sich die Debatte darüber in den letzten Jahren verschärft, wie sinnvoll diese Art von Prävention überhaupt ist.

Als wirklich gefährlich für den Menschen werden lediglich Bullenhaie, Tigerhaie und Weiße Haie eingestuft. Bedenklich ist jedoch, wie viele andere Meeresbewohner als Beifang in den Netzen verenden. Sie bleiben mit ihren Flossen in den großen Maschen hängen, können nicht mehr an die Oberfläche gelangen und ertrinken schließlich.

Statistik zum Beifang der Hainetze in New South Wales von 1950 bis 2008 (Quelle):
  • 4.666 Hammerhaie
  • 3.040 Stachelrochen
  • 2.949 Requiemhaie (dazu gehören u.a. auch Bullenhaie)
  • 2.313 Engelhaie
  • 651 Port-Jackson-Stierkopfhaie
  • 577 Weiße Haie
  • 406 Fische
  • 377 Sandtigerhaie
  • 352 Tigerhaie
  • 158 Siebenkiemerhaie
  • 144 Makohaie
  • 125 Fuchshaie
  • 143 Delphine
  • 98 Schildkröten
  • 42 Teppichhaie
  • 7 Wale
  • 6 Dugong
  • 4 Seelöwen
  • 1 Penguin
Viele dieser Tiere – so auch der Weiße Hai – stehen auf der Liste der bedrohten Tierarten. 51 Strände sind in New South Wales mit Hainetzen ausgestattet, obwohl es keine standfesten wissenschaftlichen Studien gibt, die belegen, dass Haiangriffe durch das Anbringen von Hainetzen verhindert werden können. Hainetze funktionieren lediglich nach dem Prinzip: Je weniger Haie im Umlauf, desto geringer ist das Risiko eines Angriffs. Kritiker meinen, es sollte mehr Geld investiert werden, um Methoden zu entwickelen, wie man Haie abschrecken kann, anstatt das Problem nach dem Prinzip »fangen und töten« anzugehen.

Auch andere Länder wie Hong Kong und Südafrika haben Hainetze installiert. Der Bundesstaat Queensland verwendet hingegen so genannte drum lines, bei denen Haie mit Hilfe von speziellen Ködern, die an Fischhaken angebracht sind, gefangen werden. Auch diese Methode ist umstritten, hat jedoch den Vorteil, dass der Beifang wesentlich geringer ist. Was denkt ihr über dieses Thema? Rechtfertigt die Angst vor dem großen Weißen Hai den Tod all dieser Tiere?

No worries!

FOTO: RYAN ESPANTO (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Kookaburras

Die australische Tierwelt hat viel zu bieten und fasziniert mich immer wieder aufs Neue – ich werde jedes Mal ganz aufgeregt, wenn ich irgendwo das unverkennbare Lachen eines Kookaburras höre. Man erkennt diese spezielle Vogelart, die sowohl in Australien als auch in Neuguinea heimisch ist, nicht nur sofort an ihrem Aussehen, sondern auch an ihrem unverkennbaren Ruf.

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich vor fünf Jahren als Backpackerin in Australien unterwegs war und eines Morgens von dem seltsamsten Geräusch geweckt wurde, dass ich je gehört hatte. Im ersten Moment hatte ich keine Ahnung, ob das nun ein Mensch, ein Tier oder irgendein künstlich erzeugtes Geräusch gewesen war und ich konnte kaum glauben, dass ein Vogel dazu im Stande sein soll, derart komische Laute von sich zu geben. Der Ruf des Kookaburras ist dem menschlichen Lachen sehr ähnlich. Oder sollte man sagen, wie jene Art von Lacher, die so komisch klingt, dass man selber schon fast wieder lachen muss? Nicht umsonst wird die bekannteste der vier existierenden Spezies der »Lachende Kookaburra« genannt. Zu deutsch Lachender Hans. Hört selbst!

No worries!



FOTO: NINA FISCHER
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Bewerbungsgespräche

Wie viele Jobinterviews hatte ich bereits, seit ich in Sydney lebe? Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, aber es waren schon so einige. Trotz der Tatsache, dass ich mehrere Male in die engere Auswahl gekommen bin, habe ich es bisher leider nicht geschafft, eine Vollzeitstelle zu ergattern. Und das obwohl mein Englisch sehr gut ist. Und obwohl ich die permanent residency, d.h. die dauerhafte Aufenthaltsbewilligung mit der ich uneingeschränkt arbeiten darf, habe.

An was kann es also liegen? Kulturelle Differenzen? Voreingenommenheit gegenüber Ausländern? Äußerlichkeiten? Kleidungsstil? Bin ich zu zugeknöpft? Nicht lustig genug? Zu ernst? Zu perfektionistisch? Zu ehrlich? Zu direkt? Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus all diesen Punkten. Am ehesten ist es jedoch die Tatsache, dass ich trotz des Coachings von meinem australischen Verlobten leider eine sehr schlechte Schauspielerin bin – ich kann sehr gut ich selbst sein, aber ich kann mich ganz schlecht verstellen. 

Wenn man in Australien zu einem Bewerbungsgespräch geht, dann wird in erster Linie ein Übermaß an Enthusiasmus von einem erwartet. Was wir Mitteleuropäer als übertrieben und aufgesetzt empfinden würden, ist hier gerade gut genug. Man MUSS sogar übertreiben und sich selber besser darstellen, als man eigentlich ist. Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Authentizität lässt man lieber daheim. Stattdessen sollte man viel Schwung, Redseligkeit und Verkaufsargumente mitbringen. Auch Qualitäten wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Verantwortungsbereitschaft stehen bei den Australiern nicht an erster Stelle. Dafür ist der cultural fit (ich kenne keinen deutschen Ausdruck, der dem gleich kommt) enorm wichtig.

In Australien wird ein neuer Mitarbeiter in erster Linie danach ausgesucht, ob er in die Unternehmenskultur passt. Klingt ja eigentlich ganz gut, aber es kann auch dazu führen, dass nur Bewerber in Frage kommen, die ähnliche Interessen, Einstellungen, Wertschätzungen und Hobbys haben. Ganz schön diskriminierend eigentlich, denn Qualifikationen sind hier irrelevant. Man könnte es auch »hiring for personality« nennen, denn in der australischen Arbeitskultur ist es sehr wichtig, dass man jedermanns Freund ist. Bekommt man eine Absage, bei der als Grund »no cultural fit« genannt wird, kann man eigentlich gar nichts machen. So wird dies auch gerne als Ausrede verwendet, denn der Arbeitgeber muss keine näheren Erklärungen dazu abgeben.

Bis auf ein, zwei Ausnahmen lief bisher kein Bewerbungsgespräch nach dem klassischen Frage-Antwort-Prinzip ab, sondern war eher ein lockeres gegenseitiges Kennenlernen. Ich kann mich noch gut an mein allererstes Jobinterview erinnern und wie ich mir total überrumpelt vorkam, als man mir so viele persönliche Fragen stellte ... wie mir Australien gefällt, wo ich wohne, was mein Verlobter beruflich macht, was meine Hobbies sind usw. Im Laufe des Interviews hat die Firma auch ihre Arbeiten vorgestellt. Ich war ganz hingerissen von deren Projekten und meine auch, das so vermittelt zu haben. Plötzlich aber unterbrach mein Gegenüber das Gespräch und schaute mich mit unsicherem Blick an ... Ob mir ihre Arbeiten denn nicht gefallen würden? Ist das nun eine Fangfrage? Natürlich gefielen mir die Arbeiten, die waren super! Man warf mir jedoch vor, dass ich zu wenig Enthusiasmus zeigen würde. Den Rest des Interviews war ich dann sehr bemüht, ganz viel zu lachen und die Firma in den höchsten Tönen zu loben. Dabei kam ich mir zwar idiotisch vor – merkt ja jeder, wie aufgesetzt das ist – aber so macht man das nun mal hier.

Ich sage immer gerne, in Australien muss man entweder ein guter Verkäufer, ein guter Schauspieler oder ein Ass im Smalltalk sein – dann geht irgendwie alles. Leider bin ich keines dieser Dinge.

No worries!

Anmerkung: Meine persönlichen Erfahrungen beschränken sich auf kleine bis mittelgroße Betriebe in der Kreativbranche in Sydney. Es kann also durchaus sein, dass es in anderen Branchen und an anderen Orten ganz anders abläuft.
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Eingestellt von : Nina Fischer
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