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Auf Wohnungssuche in Sydney

Was für Arten von Wohnungen gibt es?
In Sydney gibt es nicht nur viele Apartments, sondern auch kleine Häuser mit Garten zur Miete. Diese können einstöckig oder zweistöckig sein und sind zumeist sehr schmal gebaut. Die kleinste Variante ist gerade mal 3 m breit und hat an die 100 m² Wohnfläche inklusive Veranda und kleinem Garten. Wird in einer Anzeige von einer terrace gesprochen, dann sind damit Reihenhäuser gemeint. Wird die Wohnung als semi bezeichnet, dann bedeutet dies, dass das Haus auf einer Seite freistehend ist, auf der anderen Seite teilt man sich die Wand mit dem Nachbar. Freestanding wäre dann ein Haus, dass auf keiner Seite an das Nachbarhaus angrenzt.

Trotz der Tatsache, dass Sydney eine große Stadt ist, leben doch verhältnismäßig viele Menschen in townhouses. Man möchte gerne sein Eigenheim mit Garten haben, aber gleichzeitig möglichst nahe am Geschehen sein. Sobald man also den CBD – Central Business District – verlässt, findet man viele Wohngegenden mit kleinen Häusern, nicht mehr als 10 Minuten Autofahrt vom Stadtkern entfernt.

Wie findet man eine Mietwohnung?
Die bekanntesten Webseiten zur Immobiliensuche in Australien sind Realestate und Domain. Dort werden aktuelle Wohnungsangebote gepostet. Ausgeschrieben werden die Wohnungen ausschließlich von Maklern, denn in Australien ist es eher schwierig, von jemandem privat zu mieten. Die öffentlichen Besichtigungstermine sollten unbedingt wahr genommen werden, denn einen privaten Termin mit den Maklern zu vereinbaren, ist gar nicht so leicht. Versucht man es trotzdem, muss man hartnäckig sein – meistens wird man ignoriert oder nie zurück gerufen.

Wie wohnt man überhaupt in Australien?
Für unsereins erscheinen wohl manche Dinge etwas seltsam, was für die Australier jedoch ganz normal ist. Es ist hier beispielsweise üblich, in der ganzen Wohnung – mit Ausnahme von Küche und Bad – Spannteppiche zu haben. Einbauküchen sind auch eher eine Seltenheit, meistens ist die Küchenzeile aus verschiedenen Teilen zusammen gebastelt. In Australien ist es auch üblich, dass jeder Mieter seinen eigenen Kühlschrank mitbringt. Andererseits wird vom Vermieter normalerweise eine Waschmaschine zur kostenlosen Benutzung zur Verfügung gestellt. Zwar keine Einbauküche, aber dafür gibt es in jedem Schlafzimmer einen Einbauschrank. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Eine eingebaute Klimaanlage ist in Australien leider nur in neuen Apartments Standard, nicht aber in den etwas älteren townhouses. 

Was mir sonst noch so aufgefallen ist: Es gibt in australischen Wohnungen keinen Flur, wo man seine Jacke aufhängt oder Schuhe abstellt. Oft landet man direkt im Wohnzimmer oder der Küche, wenn man die Wohnung bzw. das Haus betritt. Eine Wohnung mit großer Küche zu finden, ist auch ein schwieriges Unterfangen. Und da die Australier keine richtigen Doppelbetten haben, sondern normalerweise auf einem queen oder king bed schlafen, sind auch die Schlafzimmer dementsprechend klein. Ich war schon in Wohnungen, wenn wir dort unser österreichisches/deutsches Doppelbett aufgebaut hätten, hätte man von der Schlafzimmertüre aus direkt ins Bett hüpfen können.

Was sollte man bei Wohnungsanzeigen beachten?
Von den Maklern wird viel Geld in die Bewerbung einer Wohnung investiert. Die Bilder werden normalerweise von professionellen Fotografen aufgenommen und sind gephotoshoppt was das Zeug hält. Wird die Wohnung möbliert dargestellt, greift man dabei auch gerne in die Trickkiste: Die Möbel werden je nach Blickwinkel verrückt, um den Raum größer wirken zu lassen, als er eigentlich ist. Eine Angabe zur Quadratmeterzahl sucht man meistens vergebens. Wenn bei einem Angebot nicht mindestens ein Foto von jedem Raum (Küche, Bad, Wohnzimmer, Schlafzimmer) gepostet wurde, kann man auch davon ausgehen, dass da irgendwas faul ist. Es kann z.B. sein, dass die Küche gerade neue renoviert wurde, das Bad jedoch 20 Jahre alt ist. Man spart sich also viel Zeit und Energie, wann man diese kleine Regel beachtet: Geh zu keiner Wohnungsbesichtigung, bei der nicht die gesamte Immobilie in der Anzeige vorgestellt wurde.

Auch durch die Sprache, die bei der Anzeige verwendet wird, kann auf den Zustand der angepriesenen Wohnung rückgeschlossen werden. Kommen darin Wörter vor wie character, charme oder classic, dann bedeutet dies übersetzt zumeist veraltet oder altmodisch. Man beachte also, in Australien ist mehr Schein als Sein gefragt und man sollte nicht enttäuscht sein, wenn die Wohnung in Realität zehn Jahre älter ausschaut. Oder die Größe eines Schuhkartons hat.

Wohnungsbesichtigung – und jetzt?
Die Besichtigungstermine sind meist Mittwochs oder Samstags. Zu einer vorher bekannt gegeben Zeit, steht die Wohnung für 15-30 Minuten allen Interessenten offen. Man sollte sich übrigens gleich darauf gefasst machen, dass man womöglich eine Drecksbude betritt – außer man sieht sich einen Neubau oder eine neu renovierte Wohnung an. Ich habe mich wirklich schon oft darüber gewundert, wie es den Maklern so überhaupt nicht peinlich ist, eine total verdreckte und vernachlässigte Wohnung zu präsentieren. Das kommt hier leider viel zu oft vor.

Gefällt einem die Wohnung, muss man sich dafür bewerben. Je nach Stadtteil und Lage herrscht in Sydney reger Andrang. 30 Bewerber kann es da mitunter schon mal geben. Um als Mieter überhaupt in Frage zu kommen, muss man bei den meisten Immobilienmaklern einen Fragebogen ausfüllen, der Themen wie das letzte Mietverhältnis, derzeitige Anstellung, Gehaltszettel und so genannte references – zu Deutsch »Empfehlungsschreiben« – abdeckt. Weiters muss man seine Identität mittels dem 100-Punktesystems nachweisen können.

Wie zahlt man Miete?
In Australien wird die Miete pro Woche bezahlt. Der Makler verlangt keine Provision, da seine Provisionsgebühr bereits einen Prozentsatz des gesamten Mietpreises ausmacht. D.h. man bezahlt die Maklergebühren quasi laufend mit der Miete mit. Nebenkosten oder Betriebskosten, wie wir sie von daheim kennen, gibt es hier nicht. Mietverträge werden entweder für sechs oder zwölf Monate abgeschlossen. Läuft also alles glatt und man bekommt die Wohnung, für die man sich beworben hat, müssen im Normalfall zwei Wochenmieten im Voraus bezahlt werden. Zusätzlich müssen vier Wochenmieten Kaution hinterlegt werden.

Läuft der abgeschlossene Mietvertrag aus, hat der Mieter drei Monate Kündigungsschutz, sofern man sich immer vorbildlich verhalten hat. Trifft man seine Verpflichtungen als Mieter nicht, sprich man hat die Miete für zwei Wochen oder länger nicht bezahlt, dann kann der Vermieter den Mieter mit nur zwei Wochen Kündigungsfrist kündigen. Möchte der Mieter das Mietverhältnis beenden, hat dieser 21 Tage Kündigungsfrist einzuhalten.

No worries!

FOTO: NINA FISCHER
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Buchtipp: Asylpolitik Australien

Wer sich für die australische Asylpolitik interessiert, sollte unbedingt folgende in den letzten Jahren erschienene Bücher lesen. Beide wurden von australischen Autoren verfasst. In dem Buch »The People Smuggler« erzählt Robin De Crespigny die wahre Lebensgeschichte von Ali Al Jenabi, einem Iraker der unter dem Regime von Saddam Hussein aufwächst, in dem berüchtigten Gefängnis Abu Ghraib gefoltert wird und über viele Umwege ein Jahrzehnt später schließlich in Australien Asyl für sich und seine Familie findet. Sein Weg führt ihn zunächst in das kurdisch-irakische Grenzgebiet, er unternimmt erfolglose Fluchtversuche nach Syrien und in die Türkei, harrt Monate lang in UN Camps aus, landet zuerst im Iran und schließlich in Indonesien. Nachdem er jedoch von Menschenschmugglern betrogen wird, sieht er nur mehr einen Weg, um nach Australien zu gelangen: Um sich die Flucht zu finanzieren, wird er selber zum Menschenschmuggler.

Das Wort people smuggler hat einen bitteren Beigeschmack, man sollte jedoch nicht allzu vorschnell urteilen. Das Buch erforscht die Tiefen der menschlichen Seele, wie wir zu dem werden, was wir sind und zeigt, wozu Menschen in ihrer Verzweiflung fähig sind. Es stellt auch die berechtigte Frage: Würden wir in dieser Situation nicht genau gleich handeln, würden wir nicht alles tun, um unsere Familie in Sicherheit zu bringen, koste es was es wolle?

Das zweite Buch, »The Undesirables«, wurde vom Whistleblower Marc Isaacs geschrieben. Der junge Autor kam relativ überraschend zu einem Job bei der Salvation Army und wurde kurzerhand ins Flüchtlingslager auf die abgelegene pazifische Insel Nauru geschickt, wo Australien ein so genanntes off-shore processing centre betreibt. Was ihn dort erwartete, darauf war er nicht vorbereitet. Im Camp, das bei seiner Ankunft 2012 hauptsächlich aus notdürftigen Zelten bestand, herrschte beklemmende Stimmung. Ohne jegliche Ausbildung oder Training wurden die Angestellten der Salvation Army als Sozialarbeiter eingesetzt, die den Flüchtlingen im Alltag behilflich sein sollten. Die Männer sind im Camp zum Nichtstun verdammt, ohne zu wissen, ob und wann ihnen ein Visum erteilt wird. Die tägliche Perspektivenlosigkeit und Ungewissheit und die Sorge um die zurück gelassene Familie gipfelten in Protesten und gewalttätigen Ausschreitungen. Selbstverletzendes Verhalten und Selbstmordversuche standen an der Tagesordnung. Marc Isaacs beschrieb sein Erlebnis so: »Widerstandsfähige Männer, denen die Flucht aus Kriegs- und Krisengebieten gelungen ist, werden langsam aber sicher zu Staub zermalmt«.

Angestellte der Salvation Army müssen ein Geheimhaltungsabkommen unterzeichnen, Kameras sind auf Nauru streng verboten und für ein Visum muss man an die 8.000 Australische Dollar hinblättern. Die australische Regierung tut alles, um den Umgang mit Flüchtlingen hinter verschlossenen Türen zu halten. Marc Isaacs hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die australische Öffentlichkeit – wohlgemerkt gegen den Willen der Regierung – über die harschen und menschenunwürdigen Bedingungen in den Camps zu informieren und den Flüchtlingen dadurch eine Stimme zu geben. Mehr Infos zum Thema Asylpolitik findet ihr hier.

No worries!
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Eingestellt von : Nina Fischer
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