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Hochzeit feiern in Sydney


Wie feiert man in Australien Hochzeit? Im letzten Jahr gab es diesbezüglich schon einen Post von mir: Heiraten 1x1 Dieser beschäftigte sich vor allem mit der regelrechten Heiratswut der Australier, dem Heiratsalter, dem Verlobungsring und der Verlobungsfeier, sowie den immensen Kosten die eine Hochzeit in Australien verursacht.

An dieser Stelle möchte ich über die Hochzeitsfeier selber berichten. Nachdem der Mann also erfolgreich »proposed« hat und die Frau himmelhoch jauchzend »ja« gesagt hat, können die Vorbereitungen beginnen. Am besten man plant in Sydney ein Jahr Vorlaufzeit ein, habe ich mir sagen lassen. Die beliebtesten Orte für Hochzeitsfeiern sind nämlich schnell ausgebucht. Wie in anderen Ländern auch muss man sich um Hochzeitseinladungen, Brautkleid, Blumen, Fotografen, Hochzeitstorte und den Veranstaltungsort kümmern. Hinzu kommen noch Kleider und Anzüge für die so genannten »Bridesmaids« und »Groomsmen«. Diese sind neben den Trauzeugen ein wichtiger Bestandteil der Hochzeitsgesellschaft. Viele Paare haben drei bis fünf weibliche Zeugen und drei bis fünf männliche. Die Anzahl von Weiblein und Männlein muss natürlich gleich sein.

Weiters gibt es die »Bucks Party« und »Hens Party«, was in etwa unserem Junggesellenabschied entspricht. Aber nur in etwa ... weil eigentlich ist das Konzept doch ein bisschen ein anderes. Man sammelt nicht Geld, sondern man gibt Geld aus. Eine »Bucks Party« könnte z.B. so aussehen, dass der zukünftige Bräutigam zusammen mit seinen Freunden für ein paar Tage in den Urlaub fliegt. Dort wird hauptsächlich gesoffen bis zum Umfallen und in Strip Clubs gegangen. Vielleicht ein bisschen so wie in in dem Film Hangover 2? Nein, wahrscheinlich doch nicht ganz so schlimm ... Und für die »Hens Party« würde die zukünftige Braut z.B. ein Hotelzimmer für sich und ihre Freundinnen buchen, wo man gemeinsam die Nacht verbringt oder man feiert zusammen in einem Nachtclub.

Der Akt des Heiratens wird in Australien nicht strikt zwischen Staat und Kirche getrennt. Man geht nicht in die Kirche um vor Gott zu heiraten und aufs Standesamt um vor dem Staat zu heiraten. Hier geht beides in einem: Das Paar heiratet in der Kirche und unterschreibt dann auch gleich die offiziellen Dokumente. Will man nicht kirchlich heiraten, dann gibt es einen so genannten »Celebrant«. Dieser kommt dahin, wo man gerne heiraten würde – sei das am Strand, in einem Park oder sonst wo und vollzieht die Trauung Kraft seines Amtes. Man hat in Australien also wesentlich mehr Optionen und Freiheit, sich unabhängig von Religion den Platz auszusuchen, an dem man gerne heiraten will. Deshalb begegnet man auch so vielen Hochzeitsgesellschaften, wenn man am Wochenende durch Sydneys beliebteste Parks spaziert.

Die Tradition eines Polterabends gibt es hier nicht. Stattdessen trifft sich der Bräutigam in der Nacht vor der Hochzeit mit seinen besten Freunden, um sich nochmals kräftig zu betrinken. Manch einer erscheint deshalb leicht verkatert für die Trauung am nächsten Tag. Die Braut trifft sich in der Nacht vor der Hochzeit ebenfalls mit ihren Freundinnen, lässt es aber meistens etwas ruhiger angehen.

Die Hochzeit selber spielt sich folgendermaßen ab. Die Braut verbringt die letzte Nacht meistens in einem Hotel oder bei den Eltern und macht sich am nächsten Tag dort zurecht. Der Bräutigam darf sie nämlich vor der Hochzeit nicht sehen (ganz wie man es aus amerikanischen Filmen kennt). Man mietet sich eine Limousine oder einen Oldtimer und die Braut fährt zusammen mit ihren »Bridesmaids« zum Ort der Trauung, wo der Bräutigam mit seinem Gefolge schon ungeduldig wartet. Geheiratet wird am frühen Nachmittag. Anschließend gratuliert man dem frisch vermählten Paar – ohne Sekt zumeist, denn eine Agape gibt es hier nicht. Als nächstes folgt der Termin mit dem Fotografen. Die »Bridesmaids« und »Groomsmen« begleiten das Brautpaar, während sich die Gäste derweilen selber unterhalten müssen. Es gilt meistens ein bis zwei Stunden zu überbrücken, manchmal auch mehr, bis die Hochzeitsfeier beginnt. Viele weibliche Gäste gehen nochmals heim und ziehen sich für die Party etwas anderes an, oder wenn man dazu nicht die Möglichkeit hat, geht man halt auf ein paar Runden Bier ins nächste Pub. An dieser Stelle muss ich vielleicht auch noch erwähnen, dass der Dresscode für eine Hochzeit in Sydney eine sehr große Rolle spielt. Sich einfach nur »festlich« anzuziehen, reicht oft nicht. Hier zählen wohl die kleinen aber feinen Unterschiede ...

Die Hochzeitsfeier kann an den verschiedensten Orten statt finden. Ein Park, ein Restaurant, ein gemieteter Veranstaltungsraum oder auch ein Nachtclub. Sehr beliebt sind hier auch die so genannten »Cocktail Weddings«. Diese sind weniger förmlich und mehr wie eine große Party. Es gibt keine Sitzplätze, also auch keine Sitzplatzordnung, sondern (wenn überhaupt) nur Stehtische und Barhocker. »Cocktail Weddings« finden zumeist in einem leeren Raum oder einem Nachtclub statt. Anstatt einem traditionellen Hochzeitsmenü wird Fingerfood serviert.

Auch sonst gibt es keine klassischen Traditionen bei einer australischen Hochzeit – außer dass auf vielen Leuten der Druck lastet, viel Geld ausgeben zu müssen. Manche Paare verzichten sogar auf den ersten Tanz, andere wiederum wählen dafür ein Lied aus den aktuellen Charts. Auch die klassische Hochzeitstorte wird nicht immer verwendet, sondern stattdessen gerne auf Cupcakes oder andere kleine Naschereien zurück gegriffen. Zumal auch die Hochzeitstorten hier unglaublich teuer sind und zumeist nur ein kleiner Teil davon tatsächlich aus Kuchen besteht (der Rest ist verzierter Styropor). Die Braut zieht sich für die Hochzeitsfeier um und erscheint für die Feierlichkeiten normalerweise in einem weniger pompösen Kleid (eine australische Braut hat also genau genommen zwei Brautkleider). Um Mitternacht ist der Spuk dann vorbei, das Brautpaar verlässt die Gäste und verbringt die Hochzeitsnacht in einem luxuriösen Hotel, die Gäste machen sich auf den Heimweg.

Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass eine australische Hochzeit ziemlich locker ist und weniger einer klassischen Hochzeitsfeier, als einer großen Party gleicht. Traditionen spielen keine große Rolle, sehr persönlich muss das Ganze auch nicht gerade sein, nur viel Geld muss man ausgeben. Und um das auch noch zu erwähnen, ich schneide mir ebenfalls ein Stück dieses Kuchens ab und biete Hochzeitseinladungen für zukünftige Brautpaare in Sydney an: Ink Paper Rock

No worries!

FOTO: EMMETT ANDERSON (FLICKR)

5 Kommentare:

  1. Hallo,
    kannst du mal schreiben was man in der regel zu einer hochzeit schenkt ???

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  2. Hallo,

    also in der Regel, wenn man die Leute gut kennt, dann gibt man denen so 150-200 Dollar. Jedenfalls habe ich das bisher in Sydney so miterlebt... Meistens gibt es irgendwo einen Korb und da schmeißen dann alle ihre Kuvert mit Geld rein.

    Manche haben auch ein »Gift Registry«, aber darauf hätte man euch in diesem Falle sicher hingewiesen.

    Hoffe das genügt als Antwort :-)

    Lg aus Sydney!

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    1. Gday,
      vielen Dank für deine schnelle Antwort.
      Von einem Gift Registry hab ich schon gelesen, da steht aber nix von in der Einladung.
      150 bis 200 AUD ist das pro Person oder als Pärchen / Familie ???

      Gruß

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    2. Hallo nochmals,

      also das hängt natürlich auch immer vom Veranstaltungsort ab. Ich denke, in Sydney muss man mit mindestens 80-100 Dollar pro Kopf rechnen - meistens ist es aber um einiges mehr.

      Meine Angaben waren deshalb als Paar gedacht. Wenn der Ort sehr exklusiv ist, würde ich vielleicht auch etwas mehr geben!

      Lg aus Sydney

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  3. Hallo,
    nochmals vielen Dank für deine schnelle Antwort.
    Jetzt hab ichs begriffen :-)
    Die Feier ist in QLD in einem Golf Country Club.

    Gruß aus dem kalten Germany

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