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Masterchef und Esskultur

Ich muss zugeben, ich bin ein Fan von GNTM. Sonst bin ich ja eher wählerisch was Casting Shows und Reality TV angeht. Aber seit neuestem bin ich ein absoluter Fan von »Masterchef Australia«, der beliebten australischen Kochshow, die im Finale jeweils bis zu 4 Mio. Zuschauer hat und damit zu den erfolgreichsten TV-Sendungen in Australien gehört.

Heimköche
Hhhmm ... irgendwie doch seltsam dass diese Show hier so beliebt ist, bei einem Volk dem es doch ganz klar an Esskultur mangelt. Wenn man bedenkt wie viele Menschen die Sendung verfolgen, dann müsste man doch auch annehmen, dass die Australier sehr viel bessere Heimköche sein müssten? Da lernt man so viel über Essen und Zutaten und kochen ... ja sogar Rezepte und Anleitungen bekommt man. Wie kommt es also, dass der Durchschnittsaustralier trotzdem keine Ahnung vom Kochen hat?

Ein ganz normaler Aussie lädt seine Freunde zum BBQ ein. Das ist ja einfach, das kann jeder. Zu einem besonderen Anlass gibt es »Roast Dinner« (was eigentlich nicht so besonders ist): Fleisch mit Bratensauce aus dem Päkchen und relativ lieblos zubereitetes ungewürztes Gemüse. Zum Frühstück isst man Vegemite-Toast, das geht auch ganz einfach und schnell. Olivenöl und Butter verwendet man nicht so gerne, weil das ja angeblich so ungesund ist. Und Brot isst man lieber weiß und weich, selbst wenn es Aufbackbrötchen sind, die eigentlich knusprig genau richtig wären. Auch muss man als Gast immer um Salz und Pfeffer bitten, denn das Essen wird bei den Australiern chronisch untergewürzt.

Chefköche
Trotz diesen mangelhaften Fähigkeiten der australischen Heimköche, ist gutes Essen hier doch irgendwie für viele wichtig. Gutes Essen bekommt man aber im Restaurant und muss auch saftig dafür bezahlen und dafür gibt man hier auch gerne Geld aus. Gerade in Sydney gibt es außerordentlich gute Küche und Hauben-Restaurants, die Chefs sind hier so eine Art Berühmtheiten, die im Rampenlicht stehen. Sie geben ihre eigenen Bücher heraus, treten in Kochshows auf und kommen ab und an mal aus der Küche um den Gästen die Hand zu schütteln. Ich könnte jetzt spontan vier oder fünf Chefs beim Namen oder deren Restaurant nennen. Mir fällt aber kein einziger österreichischer Chef ein.

Donna Hay ist auch so eine berühmte Persönlichkeit. Viele Australier lesen begeistert ihr Magazin oder haben zumindest ein Kochbuch daheim. Simpel und leicht zu machen – das ist die Basis für ihre Rezepte. Auch ich habe das ausprobiert und mich wieder darüber gewundert, wieso in Australien niemand kochen kann. Nach drei Rezepten, die super einfach und schnell zubereitet waren, hab ich das Donna Hay Kochbuch dann aber doch – mit Zustimmung meines Australiers – weg gelegt. Irgendwie hat es allen Gerichten an Würze gefehlt. Ist simpel also gleich geschmacklos?

Esskultur und Tischmanieren
Australien hat doch gar keine Esskultur, könnte man meinen. Ein bisschen wie die Amerikaner und ein bisschen wie die Engländer. Das gemeinsam essen ein soziales Ereignis ist, zu dem man sich Zeit lässt und das Menschen verbindet, dieses Konzept hat man hier noch nicht verstanden. Wie oft erlebe ich, dass Familien ins Café kommen und jeder kauert bei Totenstille über seinem iPad oder iPhone und wartet ungeduldig auf sein Essen. Da findet weder eine Unterhaltung noch eine Interaktion statt.

Wenn man irgendwo zum Essen eingeladen ist, was eh recht selten passiert, dann muss auch immer alles ganz schnell gehen. Natürlich schöpft man sich und fängt an zu essen, bevor überhaupt alle am Tisch sitzen. Ich werde immer wieder belächelt, weil ich mir den Teller nicht randvoll auflade. Ich möchte es langsam angehen und lieber später nochmals nachschöpfen. Da meinen die Australier, ich sollte doch mittlerweile wissen, dass später nichts mehr davon übrig ist! Dann wird also schnell, schnell gegessen, immer irgendwie mit dem Hintergedanken, dass meine Portion vielleicht doch zu klein war und später ja nichts übrig ist. Selbst beim Grillen ist es den Aussies wichtig, dass alles zur gleichen Zeit fertig ist und auf einmal gegessen werden kann. Zwischen Hauptgang und Dessert vergehen maximal fünf Minuten, länger geht keinesfalls, da werden die Australier ganz nervös, wenn der »Fluss an Essen« unterbrochen wird. Immer dieser Stress auch.

Von den Tischmanieren fange ich jetzt gar nicht erst an zu sprechen. Wen das interessiert, der sollte sich mal eine Folge von »Masterchef« anschauen. Sogar meinem Australier fällt auf, wie schrecklich die drei Herren essen und dass es ihnen doch eigentlich irgendwie peinlich sein müsste. Sie sind doch schließlich Köche und im Fernsehen und so. Aber nein, Australien ist ja das Land in dem es nur eine Regel am Tisch gibt: Und zwar keine!

No worries!

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