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Öffentliche Verkehrsmittel

Warum man die öffentlichen Verkehrsmittel hier lieber meiden sollte, dafür gibt es viele Gründe. Zum einen weil die Stadt Sydney das am schlechtesten ausgebildete öffentliche Verkehrssystem der ganzen Welt hat. Behaupte ich jetzt einfach mal. Welche andere Millionenstadt hat weder U-Bahn, noch Tramlinien? Hier tuckert man noch gemütlich mit dem Bus rum (und steckt somit genau wie jeder andere im Verkehr). Kommt man von weiter her, muss man den Zug oder die Fähre nehmen. Wie praktisch. Zu Stoßzeiten kommt auch wirklich alle 20 Minuten ein Zug. Wow, da dürfen wir uns ja regelrecht freuen und uns glücklich schätzen. So ein Luxus! Und natürlich bekommt man in der Rush Hour auch immer einen Sitzplatz! Und sowieso ist der Zug total gemütlich und man muss sich nicht mit betrunkenen und kampfeslustigen Halbstarken herum schlagen! Hätte man wohl gerne ... in Deutschland wird die DB verklagt, wenn mal die Klimaanlage ausfällt und hier im heißen Australien sind nicht mal alle Züge damit ausgestattet.

Auch das so genannte »Netz« ist geradezu nicht existent. Bis auf den Zug der in der City im Kreis fährt, fahren alle Züge nämlich mehr oder weniger kerzengerade in die Stadt rein und wieder raus. In die Innenstadt zu gelangen, geht also noch, aber will man mal wo anders hin, dann hat man den Salat. Ein kleines Beispiel ... der Ikea ist 6,5 km von uns zu Hause entfernt, das sind mit dem Auto 15 Minuten. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln muss ich aber zwei Mal umsteigen und fahre im Zick-Zack zuerst in die Stadt rein und dann wieder raus. Eine Stunde später komme ich schließlich beim Ikea an ... einmal und nie wieder! Zug fahren also abgehakt.

Das Bus fahren ist aber auch nicht besser. Die Australier haben sich ein super-schlaues System ausgedacht, dass den Busfahrern die Arbeit erleichtern soll. Mittlerweile gibt es in der Innenstadt, dem CBD, nur noch Pre-Paid-Tickets, die man also vor dem Einsteigen erwerben muss. Die Stadt hat natürlich mitgedacht. Damit man nicht an jeder Haltestelle eine Ticket-Maschine aufstellen muss, das wäre ja viel zu teuer, übernehmen nun einfach diverse Shops, Kioske, Hotels, Restaurants (oder wer Lust hat dabei zu sein) das Verkaufen der Tickets. Echt kundenfreundlich das neue System, macht es ja auch viel leichter für die Menschen, die Bus fahren. Ob das wohl die ganzen Touristen so schnell verstehen?

Von moderner Technik wie Displays auf denen die Haltestellen anzeigt werden, können die Aussies hier auch nur träumen. Und die Busfahrer sind selber meist ahnungsloser als der ahnungsloseste Passagier. Wie bitte? Tut mir Leid, aber ich kenne die Namen der Haltestellen nicht. Einfach den Knopf drücken, wenn du raus musst. Na toll, was ist aber, wenn ich die Gegend nicht kenne und nicht weiß, wo ich genau aussteigen muss? Busfahren also auch gestrichen.

Bleibt jetzt nur noch das Auto. Kein Wunder also, dass die Australier lieber selber fahren. Das ist nämlich das schöne an diesem Thema: Da sind wir uns nämlich alle zu 100% einig hier. Toll, dass es doch noch etwas gibt, wo die Aussies sich nicht in ihrem Nationalstolz verletzt fühlen und mit guter Miene zugeben können: Public transport sucks!

No worries!

FOTO: NICKI MANNIX (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Australischer Humor

Wenn zu Hause jemand einen Witz reißt, der irgendwie daneben geht, weil er zu makaber, böse, schlicht Fehl am Platz ist oder ein Tabuthema anspricht, dann wäre er hier in Australien gerade richtig. Liebend gerne Opfer des australischen Humors werden Frauen, Asiaten, Neuseeländer, Deutsche, Amerikaner und eigentlich sowieso den Rest der Außenwelt. Die Aussies haben auch absolut keine Hemmungen sich selber ins Zentrum eines Witzes zu stellen oder einen Witz über eine Person in deren Gegenwart zu reißen. Für Nicht-Australier kann dies mitunter aber unangenehm werden. In diesem Falle sollte man seine verletzten Gefühle verbergen, versuchen es nicht persönlich zu nehmen und sich einfach »no worries« denken. Ansonsten ist man bei den Australiern nämlich schnell unten durch. Humorlosigkeit – das geht hier gar nicht!

Aber ... es gibt dann doch irgendwo eine Grenze und diese ist, wenn andere (die Außenwelt über die man selber ständig herzieht) sich über die Australier oder ihr geliebtes Land lustig machen. Das verträgt man hier nämlich ganz schlecht und führt schnell dazu, dass diese leicht beleidigt reagieren oder sogar zu einem bissigen Gegenangriff starten. Vielleicht kommt das daher, dass die Australier mit Kritik nicht gerade gut umgehen können. Immer schön austeilen hat man gelernt und tagtäglich geübt, aber einstecken, das kann man hier halt einfach nicht so gut. Verständlich, fragt man die Aussies, ist Australien schließlich das beste Land auf Erden und jeder der was anderes sagt, hat doch sowieso keine Ahnung!

No worries!
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Sparmodus

Bleiben wir doch beim Thema. Energiesparen durch Isolierung? Nur heizen wenn Fenster und Türen geschlossen sind? Nicht ständig das Licht brennen lassen? Das Wasser in der Dusche erst dann andrehen, wenn man auch tatsächlich in die Dusche steigt? Den Motor ausschalten, wenn man im Auto auf jemanden wartet?

Der Gedanke, Energie sparen zu müssen, ist bei den Australiern definitiv nicht so stark ausgeprägt wie bei uns. Jedenfalls was die oben genannten Beispiele angeht. Sie sparen ja schon irgendwie bzw. irgendwo, aber halt etwas anders als wir. Zum Beispiel waschen viele Australier ihr Geschirr lieber von Hand, als mit dem Geschirrspüler (angeblich um Wasser zu sparen). Auch die Dreckwäsche kalt zu waschen ist hier eher die Regel als die Ausnahme (um Energie zu sparen). Ich könnte dazu jetzt meine Kommentare abgeben, aber ich verkneife sie mir. Dafür zitiere ich lieber einen australischen Journalisten der es auf den Punkt gebracht hat: »WIR sind schrecklich, schrecklich, schrecklich. In einer Analyse des WWF belegt Australien Platz Nummer 8 der am wenigsten nachhaltig lebenden Menschen der Welt – und du und ich tragen dafür persönlich Verantwortung.« Link zum Artikel

Energy Efficiency wird in Australien in der Tat sehr zweigleisig gefahren. Was öffentliche Bauten angeht, ist das Land mit seinen »Green Star Buildings« und neuen Innovationen zwar relativ fortschrittlich, im normalen Haushalt hingegen zeichnen sich starke Defizite ab. Was den öffentlichen und kommerziellen Bau betrifft, hat ein Umdenken hin zur Nachhaltigkeit also längst stattgefunden. Beim einzelnen Verbraucher zu Hause ist diese Botschaft jedoch (leider) noch nicht angekommen. Link zum Artikel

Da erinnert man sich doch gerne zurück an die guten alten Zeiten daheim und wie der Papa zu sagen pflegte: »Mach’s Licht aus, wenn du es nicht brauchst – wir besitzen doch kein Kraftwerk!« Ob der Aussie Papa das wohl auch zu seinen Kindern sagt?

No worries!
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Hilfe, der Winter kommt!

Warum der Winter eigentlich kälter ist als daheim ...

Das Klima hier ist moderat. Im Winter hat es tagsüber nur selten weniger als 15°C, in der Nacht kann es dann aber schon ab und an mal auf Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt abkühlen. Auch die Sonne scheint das ganze Jahr über genau gleich viel oder wenig. Eigentlich könnte man sogar so weit gehen, zu sagen, dass es hier gar keine richtigen Jahreszeiten gibt. Weder ist der Herbst besonders grau, nebelig und trostlos, noch der Frühling besonders frisch, grün und verregnet. Im Prinzip ist alles was zwischen diesem Sommer und dem nächsten kommt also irgendwie wie ein laaaaaanges Sommerende, gefolgt von einem laaaangen Sommeranfang.

Eigentlich doch schön, möchte man meinen! Jetzt ist da nur ein kleines Problem (zu dem ich gleich komme).

Die Australier sind wieder mal lustig. Die fragen mich immer, oh Gott, wie überlebt man denn den Winter daheim bei Minusgraden? Das geht doch nicht, das würde ich nicht überleben, da friert man ja immer! Wie schön wir es in Australien doch haben ohne diese schrecklichen Temperaturen! Ich versuche ihnen dann geduldig zu erklären, dass unsere Häuser sehr solide gebaut und gut isoliert sind. Dass es bei uns so was wie eine Zentralheizung gibt. Doppelglasfenster? Die wissen doch nicht mal, was das ist hier! Und dass wir uns auch angemessen kleiden, wenn wir aus dem Haus gehen ... aber irgendwie verstehen sie mich nicht. Das Bild vom gnadenlosen, bitterkalten Winter ist nicht aus ihren Köpfen raus zu bekommen. Wenn ich dann soweit gehe und behaupte, dass ich den Winter hier viel schlimmer finde, dann schauen sie mich erst recht komisch an.

Nun zurück zu dem Problem. Ihr ahnt es sicher schon, keine Isolierung, kein Doppelglas, keine Haustüren mit Dichtungen, keine Zentralheizung ... ja wie leben denn die hier? Das ist jetzt vielleicht ein bisschen frech, aber manchmal kommt es mir vor, als würde ich in einer Höhle leben. Es ist doch so, in einer Höhle ist man von Wind und Wetter geschützt, aber es ist immer recht kühl, auch wenn draußen die Sonne herab brennt. Ich wage zu behaupten, dass der Temperaturunterschied bei moderaten Temperaturen 3-5°C zwischen drinnen und draußen beträgt. Den Rest kann man sich ausrechnen. Bei 15°C hat es drinnen also gut 10°C.

Jetzt verstehe ich das alles auf einmal viel besser. Warum die Australier den Winter so hassen, warum sie solche Angst vor den kalten Temperaturen haben ... und warum sie davon ausgehen, den Winter in Europa keinesfalls überleben zu können. Aus ihrer Sicht betrachtet geht mir das genau so. Ich bin jetzt nämlich auch schon soweit, dass ich Angst vor der kalten Jahreszeit habe. Ja, wie soll ich denn das überleben, bitteschön? Es ist sooooo kalt hier!

Eine kleine Lösung für das Problem gibt es dann aber doch. Und die heißt: Umkehrbare Klimaanlage. Mit der kann man zum Glück nämlich auch »heizen«. Der Raum ist zwar nur warm, so lange sie eingeschaltet ist und kühlt kurze Zeit später wieder ab, viel fortschrittlicher geht es hier jedoch nicht. Energiesparen durch Isolierung? Davon ist man in Australien meilenweit entfernt. Und trotzdem. Auch ich verwende fleißig dieses Gerät ohne mit der Wimper zu zucken. Selbst wenn man draußen an der Sonne (fast) im T-Shirt sitzen könnte. Der sparsame Europäer in mir, der denkt er kann durch die kleinsten Taten die Welt verbessern, hat dann aber doch irgendwie ein schlechtes Gewissen. Und was würden wohl die Australier zu meinen Bedenken sagen?

No worries!
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Der kleine Bruder

Die Pavlova Debatte ist nun ja offiziell beendet. Aber was hat Australien sonst noch so alles von seinem kleinen Bruder (wie Neuseeland liebevoll von den Aussies genannt wird) geklaut?

Fallen einem die australischen Briefmarken »Australian Legends« mit Russell Crowe in die Hände, wundert mich sich erstmals nicht darüber. Aber halt, stopp, da war doch was. Der Herr Crowe, der ist doch gar kein Australier. Kommt der nicht aus Neuseeland? Richtig! Russell Crowe übersiedelte mit seiner Familie im Alter von vier Jahren nach Australien und verbrachte dort zehn Jahre, bevor er wieder nach Neuseeland zog. Erst mit 21 kehrte er zurück nach Australien, um seine Filmkarriere zu verfolgen. Link zum Artikel

Dann gab es da auch noch dieses berühmte Rennpferd, Phar Lap, das 1926 in Neuseeland geboren wurde. Da es jedoch in Australien auf die Rennbahn geschickt wurde und dort zwei Melbourne Cups gewann (das wichtigste Pferderennen in Australien), waren die Aussies einfach so stolz auf das begabte Pferdchen, dass sie es von da an prompt ihr Eigen nannten.

Und die Sache mit dem Eisberg? Angeblich haben die Australier auf dem riesigen Eisberg, der 2006 an Neuseeland vorbei schwamm, ihre Flagge platziert – was den Kiwis natürlich ganz schlecht aufgestoßen ist. Tja, das ist wahre Bruderliebe. Da bin ich mal gespannt, was die Zukunft noch so für interessante Rivalitätskämpfe hervorbringt.

No worries!
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Nationalgericht geklaut?

Pavlova. Der ganze Stolz Australiens! Ein Meringue-Kuchen mit frischen Früchten und echt MADE IN AUSTRALIA. Jedenfalls wenn man die Australier fragt ... lauscht man aber rüber nach Neuseeland zum kleinen Bruder, Rivale, Möchtegern-Australier dann ist dies in Frage zu stellen. Die Kiwis behaupten nämlich, Pavlova sei ganz allein ihr Nationalgericht!

Wer hat recht?
Das Gericht wurde nach einer russischen Prima Ballerina namens Anna Pavlova benannt und ihr zu Ehren in den 1920er Jahren erfunden. Da sie jedoch sowohl durch Neuseeland als auch Australien reiste, stellt sich nun die brisante Frage ... wer war zuerst? Das erste bekannte Pavlova Rezept stammt aus einem neuseeländischen Kochbuch von 1926. Es handelte sich dabei jedoch um einen Gelatine-Kuchen. Die Meringue-Version soll angeblich ein paar Jahre später ebenfalls in Neuseeland aufgetaucht sein. Die frühesten australischen Dokumente belegen, dass das Pavlova Rezept im Jahre 1935 in Perth entstanden ist. Laut Oxford English Dictionary wurde dem Streit 2010 ein offizielles Ende bereitet – Gutachter gaben Neuseeland recht, zumindest aus linguistischer Sicht betrachtet. Link zum Artikel

Spielt das ganze eine Rolle?
Ja, natürlich! Da schlägt der Nationalstolz der Australier durch. Selbst wenn man den »Pavlova War« nun offiziell verloren hat, seinen Standpunkt gibt man deshalb noch lange nicht auf. Mit Stolz und Würde verkündet die kulinarische Legende Margaret Fulton nach dem Oxford Urteil: »Die Neuseeländer können so viel Ansprüche stellen, wie sie wollen und das Oxford Wörterbuch kann weiter so tun, als wüssten sie sowieso alles besser, aber ich möchte behaupten, die meisten Australier sind ebenso wie ich der Meinung, dass die wahre Pavlova uns gehört!« So gehört’s sich in Australien. Einfach schön stur bleiben und nicht alles glauben, was andere Leute sagen. Und wenn uns was nicht passt, machen wir einfach unsere eigenen Regeln!

No worries!

FOTO: CLAIRE SUTTON (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Vogelgezwitscher und Urwaldgefühle

Schön ist das, wenn man am Morgen aufwacht und draußen die vielen Vögel zwitschern hört. Im Sommer machen sie zwar um 5 Uhr früh schon so einen Lärm, dass man am liebsten einen Schuh in den nächsten Baum schmeißen würde, aber im Großen und Ganzen fühlt es sich sehr gut an. Als würde man gerade Urlaub machen. Oder als wäre man gerade im Urwald unterwegs. Da gibt es Kakadus, Lorikeets (kleine bunte Papageien), Raben, Tauben, singende Elstern und den berühmten Kookaburra.

Die Lorikeets hören sich so an, als würden sie ständig miteinander in den verschiedensten Tonlagen kommunizieren und erinnern mich immer ein bisschen an die Geräusche von Kanarienvögeln. Oftmals hört man sie, sieht sie jedoch nicht gleich, weil sie sich gerne hoch oben in dicht belaubten Bäumen niederlassen. Bei Sonnenuntergang sammeln sie sich und können manchmal auch echt laut sein. Wenn es viele sind, ist eine Unterhaltung fast unmöglich, wenn man unter so einem Baum steht!

Weiße Kakadus sind auch keine Seltenheit in der Stadt, meist sind sie jedoch in der Nähe von Parks zu finden. Sie fliegen von einem Strommast zum nächsten und kreischen was das Zeug hält. Die Raben sind ebenso laut und klingen, als gäbe es immer was zum meckern. Es gibt auch australische Taubenarten hier, die wesentlich graziöser aussehen, als die Stadttauben die man aus Europa kennt. Viele von ihnen habe eine schöne Musterung und einen außergewöhnlichen Federschmuck am Kopf.

Und der Kookaburra ist eigentlich nur ein kleines Vögelchen, macht aber ein Geräusch, das man so schnell nicht vergisst! Wenn man dieses laute »Lachen« das erste Mal hört, muss man meist selber auch lachen und fragt sich natürlich – was zum Geier war das denn?!

Auch der Whipbird, der vor allem in Regenwald an der Ostküste verbreitet ist, hat einen sehr distinktiven Ruf, den man sofort wieder erkennt. Ich liebe diese ganzen Vogelgeräusche und lasse mich bei einem Spaziergang durch den Park doch glatt zu ein klein bisschen Liebe für dieses Land hinreißen ... da fühlt man sich doch echt für einen kurzen Moment, als würde man an einem ganz besonderen Ort leben. Happy Birthday and ...

No worries!



FOTO: BRIAN EYRE (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Kulturschock

Fragt man Neuankömmlinge aus aller Welt nach ihrem ersten Eindruck von Australien, dann antworten die meisten im Chor: Es ist viel zu teuer hier! Tatsächlich macht dies wohl einen großen Teil des Kulturschocks aus. Man kommt hier an und ist erstmals überwältigt von den Preisen. Irgendwie hat man ja schon gewusst, dass das Leben in Australien nicht gerade billig ist. Aber so teuer?

Die Löhne sind in Australien im allgemeinen zwar höher als beispielsweise in Österreich oder Deutschland, dafür explodieren hier die Preise im Wohnungsmarkt und das vor allem in der Stadt und vor allem in Sydney. Die Nachfrage ist wesentlich größer als das Angebot. Für eine sehr alte kürzlich renovierte Wohnung mit 65 m² plus Garten, 5-10 km vom Stadtzentrum entfernt, zahlt man im Durchschnitt zwischen 2.000 und 2.500 Dollar im Monat (Stand 2012).

Auch die Lebensmittel sind vergleichsweise sehr teuer. Vor allem Gemüse, Obst und Fleisch. Ebenso verhält es sich mit Alkohol. Und Möbeln. Und öffentlichen Verkehrsmitteln. Und, und, und ... Im Grunde kann man sagen, dass hier fast alles dramatisch teurer ist als daheim. 

Lebensmittel im Vergleich (Quelle):

1 l Milch 2,24 AUD = 1,75 EUR // 0,89 EUR in Österreich
1 kg Butter 5,96 AUD = 4,66 EUR // 4,76 EUR in Österreich
1 kg Zucker 1,49 AUD = 1,17 EUR // 1,19 EUR in Österreich
1 kg Reis 2,42 AUD = 1,90 EUR // 0,89 EUR in Österreich
1 kg Tomaten 4,88 AUD = 3,82 EUR // 1,79 EUR in Österreich
1 kg Äpfel 2,20 AUD = 1,72 EUR // 0,85 EUR in Österreich
1 kg Bananen 4,98 AUD = 3,90 EUR // 0,89 EUR in Österreich
1 kg Kartoffeln 2,98 AUD = 2,33 EUR // 0,40 EUR in Österreich
1 l Öl 3,43 AUD = 2,69 EUR // 1,75 EUR in Österreich
1 l Orangensaft 1,- AUD = 0,78 EUR // 0,79 EUR in Österreich

Erst kürzlich wurde Sydney auf Platz 7 in die Liste der teuersten Städte der Welt aufgenommen. Melbourne ist auf Platz 8 vertreten. Die Studie ergab auch, dass die Lebenserhaltungskosten in allen Städten Australiens höher sind als vergleichsweise in New York, London, Rom, Berlin, Hong Kong, Beijing, Shanghai und Rio de Janeiro. Die Ergebnisse werden aus Preisen für Produkte, Dienstleistungen, Lebensmittel, Kleidung, Miete, Betriebskosten, öffentliche Verkehrsmittel und Benzin errechnet. »Die Lebenserhaltungskosten in Sydney sind heute fast 50% höher als die in New York – während das Leben in Sydney vor nur einem Jahrzehnt noch mehr als 25% billiger war als in New York.« Platz 1 ging übrigens an die Schweiz. Link zum Artikel

Wird Sydney bald zum nächsten Zürich?

No worries!

FOTO: MARTIN CATHRAE (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden

Wo wir Regeln eher als Richtlinien verstehen, die auch ab und an mal gebrochen werden können, ist es dem Durchschnitts-Australier wichtig, den guten Bürger zu spielen. Anders als bei uns wo die Exekutive eher »faul« ist, wird man hier schließlich für einen Regelbruch zu 100% verfolgt – und das passiert oftmals schneller als man denkt. Bricht man eine Regel, wird man bestraft. Punkt. Ebenso fällt auf, dass es in Australien unglaublich viele Regeln gibt, an die man ständig erinnert wird. Wie könnte man sie auch vergessen, es wird ja überall gleich mit dem erhobenen Zeigefinger gedroht. Da reicht es nicht einfach ein Schild aufzustellen, wo drauf steht: »Parken verboten«, es muss dann gleich noch erwähnt werden, dass bei Zuwiderhandlung eine saftige Strafe folgt. Also ungefähr so:

Parken verboten.
ZUWIDERHANDLUNG WIRD BESTRAFT.
HÖCHSTSTRAFE 200 DOLLAR!

Vor allem im täglichen Verkehr muss man immer auf der Hut vor den Ordnungshütern sein. Die Höchstgeschwindigkeit beim Autofahren zu überschreiten, kann einen mitunter bis zu 857 Dollar kosten. Ist das Parkticket mal zwei Minuten über der Zeit, gibt es auch keine Gnade. Und auf manchen Parkplätzen scheint es einen wesentlichen Unterschied zu machen, ob man vorwärts oder rückwärts einparkt. Nichtbeachtung kostet dann mal schlappe 80 Dollar. Und wieso? Tja, weil das halt die Regeln sind. Wer zu faul ist, sich zur Wahlurne zu begeben, zahlt übrigens auch Strafe. Dasselbe gilt für Alkohol trinken und urinieren in der Öffentlichkeit, einen Hund mit in ein Café zu nehmen, Zigarettenstummel auf die Straße zu werfen, am Strand Drachen steigen zu lassen oder im Zug die Füße auf dem Sitz gegenüber zu platzieren.

Weiters gibt es auch in jeder Bar einen ganzen Haufen Regeln, die einem gleich am Eingang ins Gesicht geklatscht werden ... Man darf nicht auf Tischen tanzen, kein Glas mit nach draußen nehmen, nicht auf das Geländer sitzen, nicht im Umkreis von fünf Metern vor der Türe rauchen (drinnen sowieso nicht) und bereits angeheitert wird man erst gar nicht rein gelassen. Als ahnungsloser Neuling, probiert man das alles natürlich trotzdem. Passiert doch eh nix. Doch man lernt auf die harte Tour. Es dauert keine zwei Minuten, da wird man von einem Security auf den Regelverstoß hingewiesen. Und auf die Frage, wieso man dieses und jenes nicht darf? Zu gefährlich! Alles nur zu deinem besten! Klar, ich könnte vom Geländer fallen und mir den Fuß brechen. Klar, ich könnte total betrunken irgendwo gegen rennen und mir den Hals brechen.

Aber was ist mit gesundem Menschenverstand? Traut man einem hier echt gar nichts zu? Dass wir alt genug sind, um selber zu entscheiden, was richtig und was falsch ist? Was angebracht und nicht angebracht ist? Schließlich sind wir ja erwachsen und unsere Eltern sagen auch nicht mehr ständig zu uns: »Setz dich nicht aufs Geländer, das ist zu gefährlich!«

Da sagt man doch immer, Deutschland ist ein Land in dem eine gut geregelte Ordnung herrscht und es für jeden Fall der Fälle eine passende Regel gibt ... Dazu kann ich nur sagen: Wer immer das gesagt hat, war wohl noch nie in Australien!

No worries!

FOTO: STEFAN JÜRGENSEN (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Vergangenheitsbewältigung

Die Australischen Ureinwohner, das ist so ein Tabuthema hier. Da redet man nicht gern darüber. Im Tourismus wird fleißig mit der reichen Kultur der Aborigines geworben, tatsächlich kommt man aber äußerst selten in Berührung mit den Ureinwohnern Australiens – außer man bereist das Land als Tourist.

Die schwierige gemeinsame Vergangenheit hat die Aborigines relativ weit an den Rand der Existenz gedrängt. Die sonst so lockeren Australier, die doch mit Vorliebe Scherze über alles und jeden machen, verstehen gar keinen Spaß wenn es um dieses Thema geht. Am liebsten wird es nämlich tot geschwiegen ... oder klein geredet. Vergangenheitsbewältigung ist ja schließlich auch ein deutsches Wort.

Obwohl sich (erst!) in den letzten Jahren doch einiges getan hat. Der National Sorry Day wurde 1998 eingeführt und zehn Jahre später hat sich der damalige Premierminister von Australien in einem offiziellen Statement bei den Aborigines dafür entschuldigt, ihnen das Land und die Kinder (»Stolen Generations« ca. 1870-1970) weg genommen zu haben.

Kurzer Gedankensprung. Ein Thema über das die Australier jedoch liebend gerne reden und scherzen: Hitler! Für die Inselbewohner ist dieser Mann, dessen Namen wir nicht allzu laut aussprechen wollen, wohl so eine Art Kultfigur die immer wieder für abwechslungsreichen Gesprächsstoff sorgt. Auch Hitlerkostüme für Kinder sind ein absolutes Ding der Realität hier. Ein Partyknüller! Wo es uns alle Nackenhaare aufstellt, wir uns schon verstohlen umblicken und am liebsten im Erdboden versinken würden, legen die Australier noch einen Hitlergruß drauf.

Wie zum Beispiel im Jahre 2010 als ein Kind in Hitlerverkleidung an einer katholischen Grundschule unter begeisterten Hilter-Rufen den Kostümwettbewerb gewann. Die Reaktion der Eltern? Es hätte ja noch weit grausigere Kostüme gegeben, wie beispielsweise ein Vampir oder der Sensenmann. Link zum Artikel

Das ist also der ganz normale Wahnsinn in Down Under. Die eigene Vergangenheit totschweigen und die Vergangenheit anderer locker lässig auf die Schippe nehmen.

No worries!

FOTO: MSHAI (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Verstehen Sie Spaß?

... oder warum es so Spaß macht diesen Blog zu schreiben.

Ein gewisser Australier der der deutschen Sprache mächtig ist, hat mit gerunzelter Stirn fest gestellt, dass ich sein Land mit meinem Sarkasmus in ein schlechtes Licht rücken würde. Das finde ich irgendwie witzig. Wenn ich diese Zeilen hier schreibe, habe ich nämlich immer ein verschmitztes Lächeln im Gesicht. Dahinter stecken natürlich keinerlei böse Absichten. Und den Sarkasmus, den hab ich mir doch sowieso erst hier in Down Under angewöhnt. Alles no worries also und kein Grund zur Sorge.

Da die Australier sich selber gerne als eine sehr humorvolle Nation bezeichnen, wundert mich das aber ein bisschen. Sarkastisch, zynisch, makaber – der Fantasie ist keine Grenzen gesetzt. Alles ist erlaubt! Selbst wenn es manch einem Mitteleuropäer in gewissen Situationen total daneben und unangemessen scheint. ABER ... wenn es dann ums eigene hoch gelobte Land geht, versteht man natürlich nicht mehr so viel Spaß.

Ich nehme es mir also zu Herzen. Vielleicht sollte an dieser Stelle nun doch mal gesagt werden, was Australien für ein großartiges Land ist und wie froh ich sein kann, dass ich hier leben darf. Die Leute sind einfach super-gut drauf, die Sonne lacht jeden Tag vom Himmel und so was wie Sorgen gibt es hier auch nicht. Was will man mehr?

Schön, dieser Sarkasmus. Da kann man sich doch glatt dran gewöhnen.

No worries!
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Rechts oder Links?

Wenn man zu Australiern sagt, dass man sich zuerst daran gewöhnen muss, auf der »falschen« Straßenseite zu fahren, dann mögen sie das gar nicht. Ob ich schon mal darüber nachgedacht hätte, dass vielleicht wir diejenigen sind, die auf der »falschen« Seite fahren? Es fahren zwar 163 Staaten der Welt auf der rechten Seite und nur 58 Staaten auf der linken, aber okay. Einfach mal schön weiter lächeln. Das kommt immer gut hier. Mit der Zeit gewöhnt man sich ja auch wirklich an alles – sogar auf der »falschen« Straßenseite zu fahren. Das erledige ich doch mit links!

No worries!

FOTO: ALEX PROIMOS (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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