Australien hat ja nicht gerade viel Kultur, an Bräuche wird sich nur sehr locker gehalten und eigene Traditionen gibt es kaum. Was also kann man unter dem australischen Lebensstil verstehen? Surfen, Strand, BBQs und einfach mal mit einem Bier in der Hand chillen. Ja, das können sie gut, die Australier. In einem sind sie aber auch Meister, und zwar im Geld ausgeben. Noch nie habe ich eine Kultur kennen gelernt, die im tagtäglichen Leben so gerne Geld ausgibt (außer vielleicht die Amis – aber psst, die Australier wollen auf keinen Fall mit denen verglichen werden!). Der Australian Lifestyle definiert sich also dadurch, dass man alles Geld das man verdient auch schwupps-die-wupps wieder ausgibt. Sparen – wie bitte? Das gehört hier nicht zur feinen Art. Diese besagt nämlich, dass ein sparsamer Mensch ein »tight-ass«, zu Deutsch Geizhals ist. Das wird von den Australiern mitunter sogar als unhöflich und unkameradschaftlich aufgefasst. Folglich ist es auch unglaublich schwer, als Nicht-Australier (und bewusst sparsamer Europäer) hier kein Geld auszugeben. Man möchte ja nicht immer gleich als Geizhals abgestempelt werden. Und schließlich soll man sich ja anpassen, wenn man in ein anderes Land zieht. Oder?
Nicht nur dass die Lebenshaltungskosten teuer sind und einem Auswanderer mitunter Zahnschmerzen verursachen, es ist auch der australische Lebensstil der dazu beiträgt, dass man irgendwie nie Geld hat. Australier halten nämlich nichts vom Sparen, man wird die Scheine hier so schnell wieder los, da kann man gar nicht schauen. Mit dem Geld locker umzugehen und großzügig Freunde und Bekannte auf eine Runde einzuladen (auch wenn da jemand eigentlich gar kein Getränk mehr haben will), gehört zum guten Ton. Lieber ein volles Glas auf dem Tisch, das keiner haben will (und für das man bezahlt hat), als ... ja als was eigentlich? Als unkameradschaftlich zu gelten? Und so beginnt der Teufelskreis. Der, der nämlich kein Getränk mehr wollte, will ja auch nicht schlecht dastehen, also ist es nun dessen Pflicht, die nächste Runde zu bezahlen – obwohl er eigentlich ja schon aufgehört hat zu trinken. Aber wenn der andere großzügig ist, dann ist das natürlich Aussie-Ehre selber auch großzügig zu sein. Schlecht für den eigenen Geldbeutel, gut für das Geschäft.
Mit Freunden Essen gehen kann mitunter auch teuer kommen. Sich im Restaurant zu treffen ist ja eine Lieblings-Freizeitbeschäftigung der Australier – oder zumindest der Stadtmenschen. Da kann es dann schnell mal passieren, dass »die Gruppe« entscheidet ein Bankett-Menü zu bestellen. Kann man da jetzt sagen, aber eigentlich habe ich keinen großen Hunger und wollte nur was kleines essen? Nein, kann man natürlich nicht. Mitgehangen mitgefangen. Also auch Bankett-Menü. Alle trinken einen Cocktail? Gut, bestellt man halt auch einen. Die Rechnung kommt, 35 Dollar für das Essen und den Rest teilt man sich auf. 23 Dollar zusätzlich für Getränke? Da hat wohl jemand zwei oder drei Cocktails bestellt! Aber hey, no worries, wir wollen doch nicht knausrig sein. Also zahlt man halt Zähne knirschend seine 58 Dollar. Morgen ist schließlich ein neuer Tag, an dem man wieder neues Geld verdienen kann.
No worries!
Hallo Nina,
AntwortenLöschendas erinnert mich sehr an meine Zeit in München. Ich glaube das Ganze hat einfach auch mit Großstadt zu tun. Hier war auch immer angesagt jeden Abend weggehen ......
Vor den Mietwohnungen (klein und minimalistisch) standen Porsche und Mercedes.
So ist das Leben.