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Keine Ahnung?

Keine Ahnung von irgendetwas? Gar kein Problem, dann bist du in Australien richtig aufgehoben. Nur eines muss man beherrschen: Sich mit vielen (leeren) Worten aus der Sache raus zu reden. Oder wie das unser Guide bei einer Weintour im Hunter Valley formuliert hat: »Ihr könnt mich auch wirklich alles fragen was ihr wollt und ihr werdet immer eine Antwort darauf bekommen. Und wenn ich mal was nicht weiß, dann erzähl ich euch halt irgendeine erfundene Geschichte ... haha. Geschichten fallen mir immer ein!«

In Australien begegnet man immer wieder Menschen, die keine Ahnung von irgendetwas haben. Das Problem ist nur, sie würden es niemals zugeben. Hier gilt die Devise, lieber etwas erfinden, als gar nichts sagen. Außerdem wollen einem ja alle immer helfen, freundlich wie sie sind (selbst wenn sie keine Ahnung haben). Da redet man also lieber drum herum, erfindet eine Geschichte oder lenkt gekonnt vom Thema ab. Ich mache mir mittlerweile schon einen Spaß daraus, in Geschäfte zu gehen und die Verkäufer mit Fragen zu nerven. Es ist immer wieder interessant (und amüsant), mit was für Blödsinn sie daherkommen, wenn sie die Fragen nicht beantworten können. Einfach mal zugeben, dass sie leider keine Ahnung haben? Das wär doch mal was ...

Um das Ganze nun mit ein paar Beispielen zu untermauern: Im Postamt habe ich regelmäßig lustige Erlebnisse. Um Karten nach Europa zu verschicken, braucht man Briefmarken im Wert von 1,60 Dollar. Ich weiß das, weil ich es im Internet nachgeschaut habe. Die Verkäufer im Postamt wollen mir aber regelmäßig was anderes andrehen. Einmal behaupten sie steif und fest, dass ich meine Karten auch mit 80 Cent verschicken kann, ein andermal wollen sie mir weis machen, dass ich mindestens 2,40 Dollar drauf kleben muss. Als ich selbstsicher lächelnd sage, dass ich es besser weiß, schaut mich die Verkäuferin ganz bestürzt an. Meine Karten würden so aber nie und nimmer in Europa ankommen, das könne sie mir garantieren! No worries, bis jetzt hat’s immer geklappt.

Vor kurzem habe ich mit einem Vertreter eines Papiervetriebs telefoniert, weil ich mich nach einem C6 Kuvert erkundigen wollte. C6 ist die offizielle Bezeichnung des Kuverts, in das A6 Papier hinein passt, also z.B. eine Postkarte. C6? Was das denn für eine Größenbezeichnung sei? Von dem hätte er noch nie gehört, ob ich vielleicht A6 meinen würde? Da bin ich wieder mal perplex. Nein, nicht A6, es heißt C6 und ist auch etwas größer als das DIN A6 Format. Sollte man so was nicht wissen, wenn man in einem Papiervertrieb arbeitet und Papier verkauft?

Im Künstlerbedarf-Laden will ich mich über die Siebdruck Sets bzw. deren Inhalt informieren (auf der Verpackung steht nur, wie einfach das alles ist). Der Verkäufer der mir weiterhelfen will, hat null Ahnung von der Technik des Siebdruckens (oder was sich in der Box befindet), das merke ich sofort. Er will mir aber helfen, also erzählt er mir eine Geschichte von den chinesischen »stencil artists«. Ich soll doch mal nach Chinatown gehen, dann sehe ich was die da so für coole Sachen machen und das könne ich dann auch machen. Aha, das hilft mir unglaublich weiter und beantwortet alle meine Fragen. Natürlich kaufe ich das Set nicht.

Mein nächster Clou wird sein, dass ich in ein Elektrofachgeschäft gehe und mich erkundige, welche digitalen Spiegelreflexkameras RAW Format verwenden. Das wird ein Spaß! Wollt ihr schon mal Wetten abschließen, was für tolle Geschichten mir die Aussies auftischen werden?

No worries!
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Hochzeit feiern in Sydney


Wie feiert man in Australien Hochzeit? Im letzten Jahr gab es diesbezüglich schon einen Post von mir: Heiraten 1x1 Dieser beschäftigte sich vor allem mit der regelrechten Heiratswut der Australier, dem Heiratsalter, dem Verlobungsring und der Verlobungsfeier, sowie den immensen Kosten die eine Hochzeit in Australien verursacht.

An dieser Stelle möchte ich über die Hochzeitsfeier selber berichten. Nachdem der Mann also erfolgreich »proposed« hat und die Frau himmelhoch jauchzend »ja« gesagt hat, können die Vorbereitungen beginnen. Am besten man plant in Sydney ein Jahr Vorlaufzeit ein, habe ich mir sagen lassen. Die beliebtesten Orte für Hochzeitsfeiern sind nämlich schnell ausgebucht. Wie in anderen Ländern auch muss man sich um Hochzeitseinladungen, Brautkleid, Blumen, Fotografen, Hochzeitstorte und den Veranstaltungsort kümmern. Hinzu kommen noch Kleider und Anzüge für die so genannten »Bridesmaids« und »Groomsmen«. Diese sind neben den Trauzeugen ein wichtiger Bestandteil der Hochzeitsgesellschaft. Viele Paare haben drei bis fünf weibliche Zeugen und drei bis fünf männliche. Die Anzahl von Weiblein und Männlein muss natürlich gleich sein.

Weiters gibt es die »Bucks Party« und »Hens Party«, was in etwa unserem Junggesellenabschied entspricht. Aber nur in etwa ... weil eigentlich ist das Konzept doch ein bisschen ein anderes. Man sammelt nicht Geld, sondern man gibt Geld aus. Eine »Bucks Party« könnte z.B. so aussehen, dass der zukünftige Bräutigam zusammen mit seinen Freunden für ein paar Tage in den Urlaub fliegt. Dort wird hauptsächlich gesoffen bis zum Umfallen und in Strip Clubs gegangen. Vielleicht ein bisschen so wie in in dem Film Hangover 2? Nein, wahrscheinlich doch nicht ganz so schlimm ... Und für die »Hens Party« würde die zukünftige Braut z.B. ein Hotelzimmer für sich und ihre Freundinnen buchen, wo man gemeinsam die Nacht verbringt oder man feiert zusammen in einem Nachtclub.

Der Akt des Heiratens wird in Australien nicht strikt zwischen Staat und Kirche getrennt. Man geht nicht in die Kirche um vor Gott zu heiraten und aufs Standesamt um vor dem Staat zu heiraten. Hier geht beides in einem: Das Paar heiratet in der Kirche und unterschreibt dann auch gleich die offiziellen Dokumente. Will man nicht kirchlich heiraten, dann gibt es einen so genannten »Celebrant«. Dieser kommt dahin, wo man gerne heiraten würde – sei das am Strand, in einem Park oder sonst wo und vollzieht die Trauung Kraft seines Amtes. Man hat in Australien also wesentlich mehr Optionen und Freiheit, sich unabhängig von Religion den Platz auszusuchen, an dem man gerne heiraten will. Deshalb begegnet man auch so vielen Hochzeitsgesellschaften, wenn man am Wochenende durch Sydneys beliebteste Parks spaziert.

Die Tradition eines Polterabends gibt es hier nicht. Stattdessen trifft sich der Bräutigam in der Nacht vor der Hochzeit mit seinen besten Freunden, um sich nochmals kräftig zu betrinken. Manch einer erscheint deshalb leicht verkatert für die Trauung am nächsten Tag. Die Braut trifft sich in der Nacht vor der Hochzeit ebenfalls mit ihren Freundinnen, lässt es aber meistens etwas ruhiger angehen.

Die Hochzeit selber spielt sich folgendermaßen ab. Die Braut verbringt die letzte Nacht meistens in einem Hotel oder bei den Eltern und macht sich am nächsten Tag dort zurecht. Der Bräutigam darf sie nämlich vor der Hochzeit nicht sehen (ganz wie man es aus amerikanischen Filmen kennt). Man mietet sich eine Limousine oder einen Oldtimer und die Braut fährt zusammen mit ihren »Bridesmaids« zum Ort der Trauung, wo der Bräutigam mit seinem Gefolge schon ungeduldig wartet. Geheiratet wird am frühen Nachmittag. Anschließend gratuliert man dem frisch vermählten Paar – ohne Sekt zumeist, denn eine Agape gibt es hier nicht. Als nächstes folgt der Termin mit dem Fotografen. Die »Bridesmaids« und »Groomsmen« begleiten das Brautpaar, während sich die Gäste derweilen selber unterhalten müssen. Es gilt meistens ein bis zwei Stunden zu überbrücken, manchmal auch mehr, bis die Hochzeitsfeier beginnt. Viele weibliche Gäste gehen nochmals heim und ziehen sich für die Party etwas anderes an, oder wenn man dazu nicht die Möglichkeit hat, geht man halt auf ein paar Runden Bier ins nächste Pub. An dieser Stelle muss ich vielleicht auch noch erwähnen, dass der Dresscode für eine Hochzeit in Sydney eine sehr große Rolle spielt. Sich einfach nur »festlich« anzuziehen, reicht oft nicht. Hier zählen wohl die kleinen aber feinen Unterschiede ...

Die Hochzeitsfeier kann an den verschiedensten Orten statt finden. Ein Park, ein Restaurant, ein gemieteter Veranstaltungsraum oder auch ein Nachtclub. Sehr beliebt sind hier auch die so genannten »Cocktail Weddings«. Diese sind weniger förmlich und mehr wie eine große Party. Es gibt keine Sitzplätze, also auch keine Sitzplatzordnung, sondern (wenn überhaupt) nur Stehtische und Barhocker. »Cocktail Weddings« finden zumeist in einem leeren Raum oder einem Nachtclub statt. Anstatt einem traditionellen Hochzeitsmenü wird Fingerfood serviert.

Auch sonst gibt es keine klassischen Traditionen bei einer australischen Hochzeit – außer dass auf vielen Leuten der Druck lastet, viel Geld ausgeben zu müssen. Manche Paare verzichten sogar auf den ersten Tanz, andere wiederum wählen dafür ein Lied aus den aktuellen Charts. Auch die klassische Hochzeitstorte wird nicht immer verwendet, sondern stattdessen gerne auf Cupcakes oder andere kleine Naschereien zurück gegriffen. Zumal auch die Hochzeitstorten hier unglaublich teuer sind und zumeist nur ein kleiner Teil davon tatsächlich aus Kuchen besteht (der Rest ist verzierter Styropor). Die Braut zieht sich für die Hochzeitsfeier um und erscheint für die Feierlichkeiten normalerweise in einem weniger pompösen Kleid (eine australische Braut hat also genau genommen zwei Brautkleider). Um Mitternacht ist der Spuk dann vorbei, das Brautpaar verlässt die Gäste und verbringt die Hochzeitsnacht in einem luxuriösen Hotel, die Gäste machen sich auf den Heimweg.

Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass eine australische Hochzeit ziemlich locker ist und weniger einer klassischen Hochzeitsfeier, als einer großen Party gleicht. Traditionen spielen keine große Rolle, sehr persönlich muss das Ganze auch nicht gerade sein, nur viel Geld muss man ausgeben. Und um das auch noch zu erwähnen, ich schneide mir ebenfalls ein Stück dieses Kuchens ab und biete Hochzeitseinladungen für zukünftige Brautpaare in Sydney an: Ink Paper Rock

No worries!

FOTO: EMMETT ANDERSON (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Dumm sein macht glücklich

Ich lese regelmäßig das österreichische Nachrichtenmagazin Profil. Ich muss ja schließlich wissen, was zu Hause vor sich geht. Was ich an der Zeitschrift so mag, sind die Berichte, die oft sehr kritisch sind, manchmal auch kontrovers und sehr stark in ihren Meinungen. So was braucht ein Land. Leute sollen die Möglichkeit haben, ihre Meinung zu sagen, Missstände ins Licht zu rücken, Skandale aufzudecken oder auch einfach Dinge kritisch zu hinterfragen.

So was gibt es in Australien nicht. Ich suche und suche und suche und habe nichts gefunden. Es gab in Australien einmal ein Nachrichtenmagazin, The Bulletin, das jedoch 2008 auf Grund sinkender Verkaufszahlen eingestellt wurde. Innerhalb von 10 Jahren sei die Leserschaft auf 50% geschrumpft. Man könnte die Time lesen, die aber auf den gesamten Südpazifischen Raum konzentriert ist und eigentlich wenig mit Australien zu tun hat. Außerdem misst sie im Umfang gerade mal ein Drittel des Profils, kostet aber doppelt so viel. Der Australian hat zumindest einen Teil seiner Wochenendausgabe dem »Inquirer«, auf Deutsch vielleicht am besten mit »Fragesteller« zu übersetzen, gewidmet, wo teilweise auch kritisch hinterfragt wird.

Ich muss zugeben, manchmal ist es aber auch ganz schön praktisch, einfach nur dumm zu sein. Wenn ich das Profil lese, wo von der Krise in Europa, aufstrebenden Kommunistenparteien, peinlichen Korruptionsvorfällen, dem auseinanderfallenden Pensionssystem und dem dringend reformbedürftigen Bildungswesen die Rede ist, dann macht mich das ganz depressiv. Es scheint fast so, also wäre mein Heimatland verloren, nicht mehr zu retten und versinkt demnächst im Chaos. Manchmal beginne ich sogar zu zweifeln: Ist in Australien nicht vielleicht doch alles besser?

Es wäre aber auch möglich, dass mir in Österreich nur deshalb alles so negativ erscheint, weil es Leute gibt, die darüber berichten. In Australien halten alle zusammen und preisen das gelobte Land. Unwissenheit macht halt doch irgendwie glücklich ...

No worries!
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Ich bremse für Tiere!

Roadtrips sind was Schönes, ich gehe immer wieder gerne auf Urlaub, leihe mir einen Mietwagen und fahre durchs Land. In Australien hat das aber klar auch seine Schattenseiten. Nach der Kollision mit einem Känguru vor ein paar Monaten, die sowohl für das Auto als auch das Tier fatal geendet hat (den Insassen ist Gott sei Dank nichts passiert), bin ich noch vorsichtiger als vorher geworden. Wenn ich selber fahre, geht es, dann habe ich die Kontrolle, die Verantwortung und das reine Gewissen, dass ich alles in meiner Macht stehende tue, um nicht ein Tier zu überfahren. Als Beifahrer sitze ich jedoch in verkrampft aufrechter Position im Wagen, meine Augen scannen unermüdlich die Straßenränder ab, vor jeder Kurve oder jedem Hügel würde ich am liebsten auf die Bremse drücken, fliegt ein Vogel aus dem Gebüsch, erschrecke ich. Den Fahrer macht mein Verhalten natürlich auch nicht gerade ruhiger.

Wenn man in Europa wohnt und noch nie in Australien oder Neuseeland mit dem Auto unterwegs war, kann man sich auch schlecht vorstellen, was einem hier auf den Landstraßen begegnet: Tausende von überfahrenen Tieren. Wallabys, Kängurus, Wombats, Ameisenigel, Possums, Beutelmarder und unzählige Vögel. Ich wette sogar, dass so gut wie jeder Tourist sein erstes wildes Känguru tot am Straßenrand liegen sieht. Nicht so eine schöne Vorstellung, oder? Manche sind schon halb verwest oder ganz verrottet, andere frisch getötet. Keiner räumt sie weg, sie liegen mitten in der Straße, so wie sie gestorben sind und werden noch hundert mal platt gefahren. Andere Tiere ernähren sich von den Kadavern und werden dadurch selber zum Opfer der Straße.

In Gegenden wo es große Kängurus gibt, werden diese zumindest von der Straße weg geräumt, bevor noch weitere Unfälle verursacht werden. Auf Tasmaniens und Neuseelands Landstraßen ist es aber besonders schlimm. Die Opfer sind zumeist relativ kleine Tiere – um die kümmert sich sowieso niemand. Aber auch tote Wallabys können ein Hindernis auf der Straße darstellen. Auf manchen Strecken war es in unserem Urlaub geradezu wie auf einem Hürdenlauf – denn die frisch gestorbenen Tiere einfach nochmals zu überfahren, das bringe ich nicht übers Herz (im Gegensatz zu vielen Australiern).

Sie tun mir einfach Leid, die ganzen Tiere ... und Leid tut mir auch, dass es dem Durchschnittsaustralier so ziemlich egal ist. Das Bild von der idyllischen Begegnung mit dem Känguru in Australiens wilder Natur, mit dem die Tourismusbranche gerne wirbt, gibt es so eigentlich nicht. Hier wächst man mit einem dicken Pelz auf. Viele Tiere werden als Plage und nicht als Bereicherung angesehen, so auch das Känguru. Bremsen für Tiere – das würde vielen nicht einmal im Traum einfallen! Es gibt sogar genug Leute, die sich denken, oh, da ist ein Tier auf der Straße, ich drück mal schnell auf die Tube und schwenke aus, damit ich es auch ja erwische. Gibt ja eh genug davon. Ignorant wie sie sind, meinen viele Australier, dass die Straße ihnen gehört und ihnen allein. Und sowieso, ein wildes Tier hat da nichts zu suchen und verirrt es sich doch dahin – Pech gehabt.

Die traurige Wahrheit ist jedoch, dass viele Unfälle verhindert werden könnten. Es müssten nur halb so viele Tiere auf Australiens Landstraßen sterben, wenn die Autofahrer etwas langsamer fahren würden, vor einem Hügel oder einer Kurve bremsen würden und wenn es Nachts, wo die meisten Tiere auf der Straße sind, eine strikte Geschwindigkeitsbegrenzung gäbe. Stattdessen darf man auf vielen Landstraßen 110 km/h fahren. Die Australier fahren dann natürlich mindestens noch um 10 bis 20 km/h schneller. Da ist klar, dass man keine Chance hat, zu bremsen, selbst wenn man wollte. Da es auf dem Land sowieso kaum Fahrradfahrer gibt (diese sind nämlich im wahrsten Sinne des Wortes lebensmüde), muss man sich auch keine Gedanken darüber machen, dass hinter der nächsten Kurve ein Mensch auf der Straße sein könnte.

Anfangen müsste es also mit einem Umdenken des ignoranten weißen Mannes, der Australien erobert hat. Die wilden Tiere, die schon wesentlich länger auf diesem Kontinent leben, haben mehr Respekt und Würde verdient. Aber wie sich ein Australier zu meiner Kritik äußerte: »Ich bin hier aufgewachsen, ich weiß schon was richtig ist und wie man zu fahren hat!« Bis da also ein Umdenken geschieht, kann man wohl noch lange warten ... bis es zu spät ist?

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FOTO: NEERAV BHATT (FLICKR)
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Wie sehen andere Australien?

Dieser »Brief an die Welt« den Dorothée, eine gebürtige Deutsche die seit sieben Jahren in Australien lebt, auf ihrem Blog Australien Ereignisse veröffentlich hat, ist einfach zu gut um nicht erwähnt zu werden. An alle daheim gebliebenen: Bitte lesen, lachen, schmunzeln, die Stirn runzeln, den Kopf schütteln – aber nie mehr sagen, dass ich mit meinen Erzählungen aus Australien maßlos übertreibe!

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Eingestellt von : Nina Fischer
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Der Kulturteil

Vor kurzem ist mir etwas Essentielles aufgefallen: In den australischen Nachrichten fehlt der Kulturteil. Es ist so offensichtlich, dass es seltsam ist, dass mir das nicht früher schon aufgefallen ist. Im Fernsehen bestehen die Nachrichten zumeist aus nationalen und internationalen News, von der Wirtschaft wird auch berichtet, dann kommt ein riesiger Teil Sport, das Wetter und die »Feel-Good-Story«. Letztere ist normalerweise ein Hund der verloren gegangen ist und wieder gefunden wurde. Oder das Comeback eines Sportlers nach einer Verletzung. Oder sonstiges unwichtiges Zeug, das viel zu wichtig genommen wird.

In den Zeitungen zeigt sich ein ähnliches Bild. National News, World, Business und Sport bietet der Australian in der gedruckten Ausgabe. Am Wochenende gibt es das Zusatzheft »Review«, wo unter vielem anderen auch ein bisschen über Kultur berichtet wird. Ähnlich schaut es beim Sydney Morning Herald aus. Im Daily Telegraph hat der Sportteil meistens 10-15 Seiten und davor gibt es gerade mal eine Seite »History« und eine Seite »Going Out«. Alles was man an Kultur findet, findet man dort.

Online bieten zumindest der Australian und der Sydney Morning Herald einen Kulturteil, dieser läuft unter »Entertainment« bzw. »Arts«. Es gibt schon viele Museen, Ausstellungen, Theater usw. hier, bloß bekommt man einfach nichts mit. Es wird viel zu wenig Werbung gemacht, nicht darüber in den Zeitungen berichtet. Immer hört man nur: Sport, Sport, Sport, Rugby, AFL, Cricket und Pferderennen. Irgendwie interessiert der Kulturteil wohl einfach keinen hier.

Die Australier haben oft die Ausrede, dass Sport auch Kultur sei und davon gäbe es hier ja wohl genug. Sie hätten halt ihre eigene Kultur und vielleicht nicht so, wie wir Europäer uns das vorstellen. Aber ist Sport wirklich Kultur? Und braucht man davon unbedingt so viel?

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Eingestellt von : Nina Fischer
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Man gewöhnt sich an alles

Wirklich? Tut man das? An gewisse Dinge gewöhnt man sich mit der Zeit schon. Meistens sind es die Kleinigkeiten, die einem zu Beginn besonders auf den Wecker gehen. Hier eine Liste mit 25 Dingen, die mittlerweile schon (fast) ganz normal sind:

1. Dass alle nur über Rugby und Cricket reden.
2. Dass nicht so viel Wert auf Hygiene und Sauberkeit gelegt wird.
3. Dass Weihnachten in der falschen Jahreszeit stattfindet.
4. Dass viele Australier keine Tischmanieren haben.
5. Dass kein normaler Mensch es schafft, die Fußgängerampel bei Grün zu überqueren.
6. Dass man sich bei jedem neuen Produkt über die Preisaufkleber ärgern muss, die so bombenfest kleben, dass man zuerst mal stundenlang schrubben muss.
7. Dass die Straßenverhältnisse hier teilweise wirklich schlecht sind.
8. Dass Käse prinzipiell so verpackt wird, dass man die Verpackung nur aufreißen und wegschmeißen, aber nicht wieder verwenden kann.
9. Dass man sich das Haus mit Kakerlaken teilt.
10. Dass man in der Öffentlichkeit keinen Alkohol trinken darf.
11. Dass der Handyempfang, so bald man die Stadt verlässt, miserabel ist.
12. Dass die Australier Brot in Plastiksäcken verkaufen (damit es auch extra schön weich ist).
13. Dass die Wurstscheiben einfach viel zu dick geschnitten sind.
14. Dass man auf der linken Seite Auto fährt.
15. Dass die vielen Patch-Work-Gehsteige immer wieder für Stolperfallen sorgen.
16. Dass die Schlösser anders herum abgesperrt werden (da fall ich immer wieder drauf rein).
17. Dass alles »Made in China« und unverschämt teuer ist.
18. Dass die Häuser so schlecht isoliert sind.
19. Dass man den Staubsauger nicht hinter sich herziehen kann, weil der Stecker immer sofort aus der Steckdose springt.
20. Dass Internetanbieter keine Flatrate im Programm haben.
21. Dass man die Eierpackung im Supermarkt immer ganz genau kontrollieren muss, weil viele angeknackste darunter sind.
22. Dass Milch und Saft hauptsächlich aus Plastikflaschen konsumiert wird.
23. Dass das Recycling-Zeichen – wenn es überhaupt eins gibt – so klein auf den Produkten abgebildet ist, dass man es nur ganz schwer findet (mal davon abgesehen, dass viele hier gar nicht wissen, dass es überhaupt ein Recycling-Zeichen gibt).
24. Dass viele Stecker von Aufladegeräten so beschaffen sind, dass aus Platzgründen nie zwei nebeneinander in die Doppelsteckdose passen. Wer erfindet bitte so was?
25. Dass man sich das Meer mit Quallen und Haien teilen muss.

An eine Sache werde ich mich jedoch nie gewöhnen können und das ist gleichzeitig auch das, was mich am meisten an Australien stört: Die Australier. Dieses wundersame Volk ist mir einfach ein Rätsel. Ich versteh sie einfach nicht, ich kapier nicht wie sie ticken, ich kann ihr Handeln manchmal beim besten Willen nicht nachvollziehen und hin und wieder fühl ich mich wie das schwarze Schaf oder der Fisch der gegen den Strom schwimmt. Oder jemand der aus der Zukunft in die Vergangenheit reist oder umgekehrt. Oder zum Mond fliegt. Kann man sich jemals an diese australische Mentalität des Schein ist mehr als Sein, jeder ist super relaxt und freundlich und dafür absolut unzuverlässig, gewöhnen?

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Eingestellt von : Nina Fischer
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Geburtstagskuchen ohne Kerzen

Australische Kinder müssen schon früh lernen, was es heißt, im Nanny-Staat groß zu werden. Geburtstage werden in Zukunft einfach ein bisschen weniger Spaß machen, denn mit der neuen Regelung des »National Health and Medical Research Councils« soll es Kindern bald untersagt sein, die Kerzen auf ihrem Geburtstagskuchen auszublasen. Der Grund - man wolle die Verbreitung von Keimen verhindern, die dadurch auf andere Kinder übertragen werden könnten. Die neue Regelung gilt für alle öffentlichen Einrichtungen wie Tagesstätten, Kindergärten und Schulen. Link zum Artikel

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FOTO: MARK SKEET (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Weltkrise

Es ist immer wieder interessant über Europas Krise zu lesen. In deutschen bzw. österreichischen Medien wird die Situation wesentlich weniger dramatisch dargestellt, als in Australien. Hier haben die Leute das Gefühl, nein, sie sind davon überzeugt, mit Europa geht es unaufhaltsam bergab. Monatelang schon prophezeien mir die Australier, dass der Euro fallen wird. Ganz sicher, das sei keine Frage – die EU wird es in Zukunft nicht mehr geben. Einige gehen sogar soweit, an Revolution und Bürgerkrieg zu denken.

Mir erscheint diese Meinung etwas vorschnell. In meinen Augen ist das, was sich in Europa abspielt, eine Krise. Eine wirtschaftliche Krise und eine tiefe Sinnkrise von mir aus. Aber bedeutet das unweigerlich das Ende? Ist Europa nicht mehr zu retten? Und wo bewegt sich Australien vor dem Hintergrund der aktuellen Probleme, die sich gerade in Europa und den USA ereignen?

Viele Australier sind der Meinung, dass sie sich in einem ziemlich sicheren Hafen befinden. Der »mining boom«, den das Land gerade erlebt, ist zum Großteil für Australiens starke Wirtschaft verantwortlich und hat das Land bisher von den ökonomischen Problemen der westlichen Welt relativ gut abgeschirmt. Ob es aber auf Dauer so bleiben kann, weiß auch niemand.

In der Tageszeitung The Australian wurde das so beschrieben: »Während sich die USA weniger in Rezession, als in einer klinischen Depression befindet und Europa eine Art finanzielle Persönlichkeitsstörung durchmacht, kann auch Australien auf Dauer nicht immun sein, gegen den ökonomischen Druck, der den Rest der Welt zu erdrücken scheint.« Dann warten wir doch mal gespannt ab ...

Wie seht ihr die Weltkrise?

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Eingestellt von : Nina Fischer
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Tasmanischer Tiger

Ausgestorben
Es gab einmal ein Tier, das in Australien heimisch war. Auf dem Festland war es bereits zu Zeiten der Besiedlung durch die Europäer so gut wie ausgestorben. Ein scheues Raubtier, das auf dem Festland mit dem Dingo in einem Konkurrenzkampf um Futter stand, in der Wildnis Tasmaniens aber noch in großer Zahl überlebt haben soll (Dingos sind dort nicht heimisch).

Der so genannte Tasmanische Tiger gehörte zur Familie der fleischfressenden Beuteltiere. Und genau dies wurde ihm schließlich zum Verhängnis. Seit der Besiedlung Tasmaniens Anfang des 19. Jahrhunderts wurde er, ähnlich wie der Wolf zuvor in Europa, gezielt gejagt und getötet. Diese seltsame Kreatur war den Menschen unheimlich. Man konnte dieses fleischfressende nachtaktive Tier, das aussieht wie ein Hund, aber in keinerlei Weise mit dem wilden Dingo verwandt ist, Streifen wie ein Tiger hat und ähnlich einem Känguru mit einem dicken steifen Schwanz und einem Beutel ausgestattet ist, nicht einordnen.

Der Tasmanische Tiger ist ein Tier der Evolution. Es wird vermutet, dass sich dessen Aussehen nach und nach dem der Hundartigen angepasst hat. Deshalb wird er heute auch oft noch als Beutelwolf bezeichnet. Eine Besonderheit war sein Kiefer, den er in einem Winkel von 120 Grad öffnen konnte. Der Tasmanische Tiger soll einen steifen Gang gehabt haben und wurde auch hin und wieder dabei beobachtet, sich kurzzeitig auf die Hinterbeine zu stellen oder sich sprunghaft fortzubewegen. Auch hatte dieses Tier ein ganzes Repertoire an Lauten zur Verfügung. Unter anderem konnte der Tasmanische Tiger ein hustenartiges Bellen, fauchende, knurrende, als auch winselnde Laute von sich geben.

Leider bekam er schnell den Ruf eines blutrüstigen Jägers, der sich über Schafe und Hühner hergemacht haben soll. Innerhalb kürzester Zeit wurde der Tasmanische Tiger als Plage angesehen und von der Regierung zur Ausmerzung aufgerufen. Kopfgeldprämien wurden auf den Tasmanischen Tiger ausgesetzt. Damit schien das Schicksal dieses außergewöhnlichen Tiers besiedelt zu sein. Viel zu spät, und zwar erst 1936, wurde der Tasmanische Tiger unter Artenschutz gestellt – noch im selben Jahr verstarb das letzte Exemplar in einem Zoo in Hobart.

Spurensuche
Damit schien der Tasmanische Tiger endgültig ausgerottet zu sein. Er soll in der Wildnis zwar noch bis in die 60er Jahre überlebt haben, spätestens seit 1986 ist er aber offiziell als ausgestorbene Tierart anerkannt. Trotz der Tatsache, dass bis heute kein Beweis dafür existiert, dass der Tasmanische Tiger noch irgendwo in der unberührten Wildnis Tasmaniens überlebt hat, wurden in Australien seit 1936 über 3.800 Sichtungen gemeldet. 1973 tauchte die erste Videoaufnahme auf, die einen durch Zufall gefilmten Tasmanischen Tiger zeigen soll. Dies konnte jedoch nie bestätigt werden, da die Qualität des Filmmaterials zu schlecht war. Dem folgten bis heute unzählige Fotos, Videos und Berichte von Sichtungen – Menschen die davon überzeugt sind, dass es irgendwo da draußen noch Tasmanische Tiger gibt. Die letzte offizielle Suche nach Überlebensspuren des Tasmanischen Tigers wurde 1982 (erfolglos) abgeschlossen.

Die Hoffnung, dass dieses Tier doch überlebt haben könnte, ist jedoch so groß, dass man sie fast als kollektives Bewusstsein bezeichnen könnte. In Tasmanien leben unzählige Menschen, die fest daran glauben, dass der Tasmanische Tiger weiterhin irgendwo in den unberührten Wäldern und Bergen, weit weg von menschlichen Siedlungen, existiert. Unzählige Webseiten widmen sich der Spurensuche des Tasmanischen Tigers. Das ehemalige australische Nachrichtenmagazin The Bulletin rief im Jahre 2005 offiziell zur Suche nach dem Tasmanischen Tiger auf und versprach demjenigen eine Prämie von über 1 Mio. Australischen Dollar, der ein lebendes Exemplar fangen konnte. Natürlich ist das niemandem gelungen ... aber es zeigt, wie sehr die Leute glauben und hoffen, dass der Tasmanische Tiger noch lebt.

Wiedergeboren
Der vermutlich nächste Verwandte des Tasmanischen Tigers ist der viel kleinere Tasmanische Teufel – ein nachtaktives Beuteltier, das sich hauptsächlich von As ernährt und heute nach wie vor ausschließlich in Tasmanien heimisch ist. Zusammen mit dem Tasmanischen Tiger dienen beide Tiere gerne als Wahrzeichen für die Insel. Sowohl das Wappen, als auch das offizielle Logo der tasmanischen Regierung zeigen den Tasmanischen Tiger. »Explore the possibilities« steht unter dem Logo geschrieben. Auch begegnet man auf einer Reise durch Tasmanien unzähligen Bars, Restaurants, Firmen usw. die den Tasmanischen Tiger als Logo verwenden. Warum also ist dieses Tier, das auf der Insel geradezu Kultstatus hat und zu dessen Ausrottung Tasmaniens Bewohner vor knapp 80 Jahren noch aktiv beigetragen haben, ihnen heute so wichtig?

Gründe dafür können viele sein. Irgendwo habe ich gelesen, dass Tasmanien mit Würde zugeben kann, Fehler aus der Vergangenheit erkannt zu haben und deshalb heute alles tut, damit so etwas nicht wieder geschieht. Auch ist der Tasmanische Tiger das einzige heimische Tier, das seit der Besiedlung der Insel ausgerottet wurde. Darauf ist Tasmanien, der als »the natural state« gilt, stolz. Anders sieht es nämlich auf dem Festland aus, wo unzählige Tierarten seit der Besiedlung durch die Europäer an den Rande der Existenz gedrängt oder sogar ausgerottet wurden. In nur 200 Jahren sind die Hälfte aller heimischen Säugetiere für immer vom Festland verschwunden. Auch der Koala (der in Tasmanien nicht heimisch ist) gehört mittlerweile zu den gefährdeten Tierarten, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Man will den Tasmanischen Tiger also um jeden Preis retten. Irgendwie. Das Australian Museum sorgte vor einigen Jahren für Schlagzeilen, als Pläne bekannt gegeben wurden, den Tasmanischen Tiger durch das Klonen von DNA aus alten Gewebeproben wieder auferstehen zu lassen. Die Forscher die an diesem Projekt arbeiten, sind davon überzeugt, das einzig Richtige zu tun. Es wird jedoch stark kritisiert, dass die dafür benötigen Ressourcen doch besser in die Rettung von aktuell stark bedrohten Tierarten gesteckt werden sollten. Die emotionale Bindung zu diesem außergewöhnlichen Tier, scheint jedoch stärker zu sein. Ob sie wohl irgendwo da draußen noch existieren?

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Eingestellt von : Nina Fischer
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Tasmanien – Kultur und Geschichte

In Australien findet man Kultur und Geschichte meines Erachtens viel zu wenig. Wie vermisse ich manchmal einen Urlaub in Europa mit prachtvollen Kulissen, Architektur und Museen wo man nach Lust und Laune seine Wissbegierigkeit stillen kann! So was gibt es hier schon auch (wer sucht, der findet), aber Kultur und Geschichte werden zumeist eher versteckt oder vernachlässigt – auf keinen Fall jedoch groß angepriesen.

Da war ich äußerst erstaunt darüber, dass wir in Tasmanien anderes erlebt haben. Das MONA, Museum of Old and New Art, befindet sich in der Hauptstadt Hobart und gilt als eines der besten Museen in Australien. Man kann sich darin stundenland zwischen alter und moderner Kunst in den verschiedenen Stockwerken bewegen, hier ist für jeden etwas dabei. Das Gebäude selbst, dass in die Klippen der Küste hinein gearbeitet ist und sich auf der Anhöhe eines Weinguts befindet, ist allemal sehenswert. 

Auch befinden sich fünf der elf australischen »convict sites« (ehemalige Sträflingslager) die als Weltkulturerbe gelistet sind in Tasmanien. Darunter Port Arthur, wahrscheinlich der meist besuchte dieser Orte. Interessant ist die Tatsache, dass deren Bewohner nach der Schließung im Jahre 1877 die Zeit der Sträflingslager aus dem allgemeinen Gedächtnis ausradieren wollten. Man änderte sogar den Namen des Ortes kurzzeitig in Carnarvon und wollte einfach alles vergessen, was bis dahin geschehen war. Da sich aber bereits Ende des 19. Jahrhunderts viele Touristen auf den Weg machten, diese wichtige Kulturstätte zu besuchen, erkannten die Menschen in Port Arthur ziemlich schnell, dass man Geschichte nicht so einfach auslöschen kann. Die Leute die heute dort leben, scheinen stolz auf ihre Vergangenheit zu sein und darauf, dass sie ein Teil davon sind und ihr Wissen weitergeben können. Wie bitte? So was ist mir also in Sydney noch nicht passiert, dass da jemand gerne über die Zeiten der Sträflingslager spricht ...

Mit Staunen habe ich dann festgestellt, dass ich bereits eine andere dieser australischen »convict sites« besucht habe: Cockatoo Island – eine Insel im Hafen von Sydney. Schade, dass ich zwar dort war, aber gar nicht mitbekommen habe, dass ich mich an einem Ort mit so viel Geschichte und Vergangenheit befinde. Irgendwas machen die Australier hier also falsch ... Die Tasmanier sind wohl entweder etwas mehr an ihrem eigenen Erbe interessiert oder haben zumindest gemerkt, dass sich Touristen dafür interessieren und man damit Geld machen kann. Welchen Grund es auch haben mag, dass uns so viel Kultur und Geschichte in Tasmanien begegnet ist, es war jedenfalls die Reise wert.

Tasmanien wird von den meisten Australiern immer ein bisschen belächelt und auch von den Touristen gerne noch übersehen. Hobart sei mit seinen 210.000 Einwohnern ja nichts weiter als ein verschlafenes »country town«, sagt man. Die Kombination von alt und neu, Geschichte und Kultur spürt man jedoch in so machen Vierteln der Stadt und dass ab und zu eine kalte Brise weht und sich die Autofahrer nicht ganz so gehetzt durch den Verkehr bewegen, hat mich eigentlich auch nicht sonderlich gestört. Sollte ich jetzt noch erwähnen, dass der »Australia Day« in Hobart vergleichsweise ruhig verlief und zu meinem Erstaunen bei den Tasmaniern kaum Gefühle von Patriotismus und Nationalstolz aufgekommen sind? Kein Wunder, dass der Rest von Australien gar nicht nachvollziehen kann, dass Hobart im Lonely Planet unter den Top 10 Städten für 2013 gelistet ist – als einzige australische Stadt. Ich aber schon! Link zum Artikel 

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FOTO: NINA FISCHER
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Eingestellt von : Nina Fischer
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