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Kindererziehung

Durch meinen Nebenjob im Café habe ich viel mit Familien und kleinen Kindern zu tun, da diese mitunter zu unseren Stammkunden gehören. Ich sage es ganz knallhart, Kindererziehung in Australien erinnert mich zum Großteil stark an das Modell von »Laissez-Faire«. Vielen mangelt es an Respekt. Wofür aber die Kinder eigentlich nichts können, das liegt wohl eher an den Eltern, die ihre Kinder nicht erziehen.

Ich würde mal sagen, dass grob geschätzt knapp die Hälfte der Eltern, die mit ihrem Nachwuchs ins Café kommen, Wert darauf legen, dass ihre Kinder nicht mit dem Essen spielen, bitte und danke sagen und mir ins Gesicht schauen, wenn sie bestellen. Von diesen Leuten fühle ich mich respektvoll behandelt und hoffe, dass meine Kinder, sollte ich jemals welche haben, genau so freundlich mit ihren Mitmenschen umgehen können.

Leider gibt es aber noch die andere Hälfte ... Das sind jene Familien die ins Café kommen und ihre verzogenen Kinder nach Belieben das Essen herum schmeißen lassen, sie mit Zucker und Ketchup spielen lassen oder sie in dem schmalen Gang und auf der Stiege (wo ich auf und ab laufen muss) spielen lassen. Es gibt Kinder die wie am Spieß schreien, wenn sie nicht bekommen was sie wollen, Kinder die vor ihren Eltern weg laufen (zur Türe hinaus auf die Straße), es gibt Kinder die man nur am Bauchgeschirr unter Kontrolle hat und Kinder die richtig aggressiv reagieren, wenn man ihnen das iPhone oder iPad weg nimmt. Einmal hat eine Familie den ganzen Balkon für sich beansprucht und mit Stühlen von außen die Türe verbarrikadiert, damit deren Kinder, die absolut unkontrollierbar waren, nicht davon laufen konnten. Kein Scherz.

Ich frage mich dann immer, was in so Leuten vorgeht und stelle mir vor, dass es zwei Möglichkeiten gibt. A) sie haben ihre Kinder einfach nicht unter Kontrolle und lassen sie daheim genau das gleiche machen – in diesem Fall tun sie mir aufrichtig Leid oder B) sie haben sie sehr wohl unter Kontrolle, meinen aber, dass man sich in der Öffentlichkeit nicht benehmen muss und die Kinder sich da ruhig mal austoben können, da putzt ja schließlich jemand anderer – in dem Fall sind sie einfach nur respektlos. Da sind mir jene Kinder noch lieber, die man von ihren iPhones und iPads nicht mehr weg bekommt. Die kriegen zwar den Mund nicht auf und Zeit einem ins Gesicht zu schauen haben sie auch nicht (sie sind ja nur auf den Bildschirm fixiert), aber zumindest sind sie so beschäftigt mit ihren Spielen, dass sie wenigstens keine Sauerei machen.

Nun kann es aber durchaus sein, dass das was ich beschreibe gar nicht typisch australisch ist. Vielleicht ist es in Österreich genau so. Da ich dort nie in der Gastronomie gearbeitet habe, kann ich es schlecht beurteilen. Ich hoffe aber irgendwie, dass es nicht so ist und der Großteil der Kinder doch noch lernt, was es heißt, einem anderen Menschen mit Respekt zu begegnen.

No worries!

19 Kommentare:

  1. ...und dann kommen sie eines Tages in die Schule und sind konfrontiert mit 25 anderen Kindern in der Klasse, die ebenfalls auf das Menschenrecht ihres Eigensinns pochen...

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  2. Man sollte glaube ich einen Mittelweg finden. Kinder sollten sich nicht alles erlauben können, aber man muss die Kinds auch Kinds sein lassen können. Ich habe eine vier- und eine sechsjährige und die beiden haben einen unegeheuren Bewegungsdrang. Das hat mit Unkontrollierbarkeit nichts zu tun. Meiner Erfahrung nach lassen Menschen in der Öffentlichkeit in Australien aber eher mal fünfe gerade sein, als ich das aus Düsseldorf kannte.

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    1. Hallo Christian,

      es macht nun mal jeder seine eigenen Erfahrungen, je nachdem aus welchem Blickwinkel man es betrachtet. Aus meiner Sicht gesehen (Angestellte in einem Café) finde ich aber schon, dass man die Kinder nur das machen lassen sollte, was man sie zu Hause auch machen lässt. Leute die in die Öffentlichkeit gehen, damit sich die Kinder (auf Kosten anderer) »austoben« können, finde ich halt einfach ein bisschen respektlos. Aber wer weiß... vielleicht sehe ich das auch einmal anders, wenn ich selber Kinder habe!

      Lg aus Sydney

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  3. Habe gestern an dich gedacht: Location Schuhgeschäft: hypermodernes Ambiente, spiegelblanker Boden, 3 Kundinnen... Eine Mutter probiert High Heels, ihr Söhnchen sitzt daneben mit einem Brötchen... am Boden ungelogen im Umkreis von 1,5m nur Bröseln! Also ich hab mich echt fremdgeschämt!

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  4. Hallo Anonym,

    fremdgeschämt? War das nun in Österreich, in Deutschland oder in Australien? Ich verstehe natürlich voll und ganz was du meinst...!

    Lg aus Sydney!

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  5. Nun ja, dieses Problem, was Sie geschildert haben, gibt es ja an vielen Orts in der Welt.
    Und um mal meine stark vereinfachte Meinung zu äußern, ich finde Eltern haben auch eine Vorbild Funktion und zu dieser gehört es auch mal "Nein" zu sagen und notfalls dieses Nein, auch mal durchzusetzen. Und wer an durchsetzen jetzt gleich an Schläge denkt, nein es gibt auch andere Mittel. Wobei ich gnaz eherlich sagen muss, dass ich auch immer wieder (in Deutschland) Kindern und Jugendlichen begegne, wo ich ganz eherlich sagen muss, wenn das meine Kinder wären, dann hätten die schon mal welche auf den Hintern bekommen. Ich selber (jahrgang 1990) wurde jetzt auch nicht mehr wie Anno 1950 erzogen, und sowas lehne ich auch ab, aber es gab klare Grenzen, ich wusste mich zu benehmen und es gab auch, wenn auch nur vielleicht 5-6 mal bis 16 auch mal ein paar auf den Hosenboden.

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  6. Hallo Anonym,

    das stimmt natürlich, dass das Thema Kindererziehung (wie ich es hier beschrieben habe) nicht unbedingt typisch australisch sein muss. Wie gesagt habe ich daheim nie in der Gastronomie gearbeitet und somit auch keinen direkten Vergleich.

    Danke für deinen Kommentar!

    Lg aus Sydney!

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    1. Kein Ding. Das war auch weniger speziell auf Gastronomie bezogen.
      Generell glaube ich, dass viele Eltern keine lust mehr haben wenn es drauf ankommt verantwortung zu übernehmen und auf der anderen Seite viele Eltern denken, dass wenn sie dann doch mal ein Machtwort sprechen, Angst haben, dass Ihr Kind sie dann bis an das Lebensende hasst. Und wenn Sie es dann doch versuchen dann tun sie es nur halbherzig.

      Szene vor nem halben Jahr im Nahverkehrszug. Ne Gruppe aus mehreren Familien sitzt im Wagen, die Kinder (um die 6 Jahre) laufen wie wild im Wagon rum und klettern auf die Sitze. Nach über ner halben Stunde hat die eine Mutter dann mal gesagt sie sollen sich hinsetzen und mal still sein. Tja 80 % der Kinder hat sich nicht dran gehalten. Was war die Folge, gar nichts. Man hat es so akzeptiert. Nach dem Motto, tja kann man halt eh nichts machen.

      Und was das mit dem "dann mag mein Kind mich nicht mehr" angeht. Nun ja, sowas kommt immer darauf an, wie das Verhältnis generell aussieht zwischen Eltern und Kind. Wenn bspw. in einer normalen heilen Familie, die 15 jährige Tochter in der Schule versagt und lieber auf Parties geht und es dann zum Streit zwischen Mutter und Tochter kommt und die Mutter dann doch der Tochter mal eine klebt, dann ist das natürlich nicht schön, und die Tochter wird auch bestimmt nicht sagen "Danke Mama, für die Ohrfeige" und vielleicht redet sie erstmal für die nächsten Tage nicht mit ihr oder schlägt zurück. Aber sie wird jetzt nicht zwigend sagen, dass sie auf immer und ewig nichts mit Ihren Eltern zu tun haben will.
      Generell kommt es bei sowas drauf an, wie...

      A: Ist das Verhältnis zu den Eltern bisher?
      B: Wie oft gibts irgendne Strafe?
      C: Was für Strafen gibt es?
      D: Warum gibt es die?
      E: Wie steht man selber zu diesen Strafen?

      Und natürlich muss man jetzt auch sagem, dass es natürlich nicht so ist, als wäre die Jugend total verwahrlost und schlimm und es würde nur schlechte Eltern geben. Son Blödsinn und ebenso brauchen wir keine Erziehung wie Anno 1920.
      Kinder sollten dem Alter und der Reife entsprechende Freiheiten haben ein verantwortungsvolle Persönlichkeit zu entwickeln, aber gleichzeitig brauchen sie auch Personen die Ihnen als Leitbilder dienen können und notfalls auch mal sagen wo es langgeht. Und bei dieser Sache versagen einige Eltern.

      Anbei mal die Frage, wie ist dass denn eigentlich gesetzlich geregelt in Australien.
      Dürfen Eltern Ihre Kinder noch Schlagen oder vielleicht sogar die Lehrer (in den USA bspw. gibts letzteres ja noch in einigen Bundesstaaten). Und auf der anderen Seite, machen das noch einige/viele Eltern. Unabhängig von der Gesetzlichen Lage.
      In Deutschland ist es ja verboten, aber es gibt ja immer noch ne ganze Reihe von Leuten die mal zu dem Mittel greifen. Wobei es ja beispielsweise vor 10-15 Jahren als ich Kind war, bestimmt 70 % auch nochmal welche hinten drauf oder hinter die Löffel bekommen haben. Wenn auch vielleicht im Durchschnitt 2-3 mal im Leben, einige etwas mehr, einige weniger. Und manche auch gar nicht und natürlich gibt es noch heute Leute die mit Gürtel und so verdroschen werden. Wobei das für mich nichts mehr mit Erziehung zu tun hat.


      Abschließend, was deinen Aufenthalt in Australien angeht, lass Ihn dir bloß nicht von irgendwelchen ungezogenen Kindern kaputt machen. Es gibt ja bestimmt viele Dinge die du schön an diesem Land findest und wie bei allen Sachen gibt es halt nen nervigen Beigeschmack.

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  7. Runter vom hohen Ross der selbst-involvierten sorglosen kinderlosen Existenz. Extrem Kinder- und familienfeindlich, was Du da so von Dir gibst. Wahrscheinlich wirst Du - falls Du irgendwann mal Kinder haben willst und Glueck genug hast, dass es Dir auch gelingt schwanger zu werden - schon merken, wie unrealistisch Deine Ansprueche an Eltern sind. Kinder, die Wutausbrueche haben und manchmal wie am Spiess schreien sind nicht "respektlos", sondern eben Kinder. Auf deutsch heisst die Entwicklungsphase "Trotzphase" auf englisch heisst sie "terrible twos", "terrible threes", etc oder einfach "tantrum". Gibts bei wirklich jedem Kind, weil normal. Und die Eltern sind machtlos. Und ganz schoen mutig, weil sie sich trotzdem trauen, ein soziales Leben zu haben und sich in ein Cafe zu hocken. Und das letzte was man braucht mit so einem anstrengenden Kind im Schlepptau sind verurteilende Blicke von der Bedienung. Ist Dir das als Bedienung wirklich zu viel wenn Kinder Dir nicht beim Danke sagen ins Gesicht schauen? Probleme, die andere gerne haetten kann ich da nur sagen. Ich bin uebrigens eine deutsche Mutter, die zwei australisch-deutsche Kinder in Sydney grosszieht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Mitmenschen nett Kindern und Familien gegenueber sind. Leider trifft man immer wieder auf so Besserwisser wie Dich. Sehr schade tatsaechlich.

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    1. Hallo Anonym,

      danke für deinen Kommentar. Es tut mir Leid, dass dich mein Bericht aufgeregt hat. Ich habe damit offensichtlich bei dir »in ein Wespennest gestochen«, wie man so schön sagt. Schade, dass du das Gefühl hast, dich rechtfertigen zu müssen... Aber es ist nun mal oft im Leben so, dass verschiedene Menschen verschiedene Meinungen haben. Das solltest auch du akzeptieren.

      Ich hoffe jedenfalls trotzdem, dass ich meinen Kindern das mit auf den Weg geben kann, was meine Eltern mir mit auf den Weg gegeben haben: Anderen Menschen gegenüber Respekt zu zeigen. Und wie bereits gesagt, meine Kritik liegt bei den Eltern, nicht den Kindern - die leben es ihnen schließlich vor.

      Ein kleines Beispiel... Wenn deine Kinder bei dir daheim eine Sauerei am Mittagstisch machen - wer räumt dann hinterher auf? Wohl doch du, oder? Wenn Kinder in einem Café mit Essen um sich schmeißen und die Eltern dann weg schauen und so tun, als ob sie das nichts angeht und ich ihren Kindern hinterher putzen muss - dann finde ich das respektlos. Ein einfaches »dankeschön« oder »entschuldigung« ist in diesem Falle doch nicht zu viel verlangt.

      Und übrigens bin ich eine ganz nette und auch immer zu jedem freundlich - auch zu all den Eltern die mit ihren Kindern ins Café kommen! Ich würde mir nur manchmal ein bisschen mehr Respekt mir gegenüber wünschen...

      Liebe Grüße trotzdem!
      Nina

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    2. Hallo Nina,

      ich rechtfertige mich nicht - ich gebe Dir lediglich eine Einsicht in das Thema, an dem Du Interesse bekundet hast: ob es Unterschiede gibt im Erziehungsverhalten zwischen australischen und deutschen Eltern. Und mein Beitrag sollte Dir als sehr offensichtlich kinderlosem Mensch klarmachen, dass es sich bei Deinen Beobachtungen meiner Meinung nicht um kulturelle Unterschiede handelt, sondern um das Unverstaendnis eines kinderlosen Menschen gegenueber Familien mit kleinen Kindern. Zum anderen moechte ich DIch darauf hinweisen, dass Du als Bedienung in der Service-Industrie arbeitest und es klar schoener waere, wenn man weniger Dreck wegputzen muss aber dass das tatsaechlich nun mal auch zum Job gehört. Und ja, zu Hause raeume ich meinen eigenen Mist weg und Unterwegs auch, aber wenn das Kleinkind mal die Ketchup-Flasche in die Finger kriegt bevor ein Unfall passiert, dann erwarte ich auch von der Bedienung, dass sie das mit einem Laecheln wegputzt weil das kein Drama ist. Und dann sag ich natuerlich auch Danke. Will sagen: Toleranz und vor allem Respekt kann man nur dann von anderen erwarten, wenn man es selbst lebt. Wie Du es ja auch von den Eltern der Kinder erwartest, die in Deinem Cafe aufkreuzen. Dasselbe gilt auch fuer Dich. Und ich finde es schoen, dass Du offensichtlich eine hohe Meinung von Deinen Eltern hast und ihre Werte weitergeben willst. Ich finde es nur sehr anmassend anzunehmen, dass Eltern mit Kindern mit Schreikrampf das nicht wollen. Meine Email war ein Versuch Dir zu erklaeren, dass es im Leben einen kleinen Kindes verschiedene Entwicklungsphasen zu durchlaufen gibt, die nunmal ohne einen gelegentlichen Schreikrampf fast nicht zu bewaeltigen sind. Aber wie gesagt, all das wirst Du wohl erst nachvollziehen koennen, wenn Du selber erstmal eine Mama bist.

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    3. Hallo Anonym,

      im Grunde denke ich, wir sind gar nicht so verschieden (auch wenn du das jetzt sicher nicht hören willst). Du hast das irgendwie nur in den falschen Hals gekriegt. Du bist ja offensichtlich ein Mensch, der sich schon Gedanken über sein Gegenüber macht - das merkt man, wenn man deinen letzten Kommentar liest. Mehr erwarte ich ja auch eigentlich gar nicht: Im besagtem Falle »Unfall mit Ketchup«, dass man einfach mal »danke« oder »entschuldigung« sagt. Natürlich ist das kein Drama! Aber es gibt halt leider genug Menschen, die dem Kind die Ketchupflasche und den Zucker als Spielzeugersatz zustecken und sich dann nicht mal bedanken, wenn jemand anderer die Sauerei weg räumt. Ich bin der Meinung, man sollte jedem Menschen mit Respekt begegnen - egal ob dieser als Bedienung, im McDonalds oder als Putzfrau arbeitet.

      Und du hast Recht, ich bin keine Mama und habe deshalb auch eine andere Sicht auf die Dinge. Aber anders herum ist es doch genau so: Vielleicht würdest du mich besser verstehen, wenn du im Service arbeiten würdest.

      Ich hoffe jedenfalls, dass du trotz meines Beitrages weiterhin mit deinen Kindern ins Café gehst (ohne gleich böses über die Bedienungen zu denken) - und entschuldigung, falls du dich persönlich angegriffen gefühlt hast.

      Liebe Grüße,
      Nina

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    4. Liebe Nina,
      ja, wir sind wahrscheinlich wirklich nicht so ganz verschieden - ich bin wahrscheinlich bloss ein paar Jahre aelter. Und als Bedienung hab ich auch mal gearbeitet und vielerlei mehr Jobs dieser Art. Natuerlich stimme ich Dir zu, dass man allen Menschen mit Respekt begegnen soll, ganz wurscht was und wo und ob sie arbeiten. Und im oben genannten Beispiel wo die Eltern sozusagen die Sauerei provozieren indem sie ihren Kindern die Ketchup-Flasche zum Spielen geben hast Du tatsaechlich mein vollstes Verständnis. Ich mag es nur leider nicht, wenn alle Eltern ueber einen Kamm geschoren werden, wenn sich die Kinder mal "schlecht" in der Oeffentlichkeit benehmen. Kinder sind Kinder und keine Maschinen - und Eltern soll auch mal ein schwacher Tag erlaubt sein. Es ist nämlich - so schoen es auch ist - einfach verdammt anstrengend kleine Kinder grosszuziehen. Ich mag einfach keine Vorverurteilungen und finde Vortraege von kinderlosen Leuten, wie man Kinder zu erziehen hat einfach wirklich anstrengend und schwer auszuhalten. Das kommt mir oft so vor wie der Papst, wenn er Leuten Tipps zu ihrem Sexleben geben will - gut gemeint aber knapp vorbei. Also - nix fuer ungut - vielleicht haben wir ja beide ein bisschen Einsicht in die Situation der anderen "Partei" gewonnen - und das ist ja wohl der Sinn der Bloggerei / Kommentarfunktion, oder?

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    5. Hallo Anonym,

      das hört sich ja schon etwas netter an - und ich stimme dir auch voll und ganz zu! Ich glaube, ich kann deine Situation nun ein bisschen besser nachfühlen...

      Und ja, für eine kritische Auseinandersetzung mit Themen ist so ein Blog schließlich da und ganz ehrlich, ich freue mich, dass du deine Meinung gesagt hast und wir darüber »reden« konnten!

      Liebe Grüße,
      Nina

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  8. Ist zwar schon eine Weile her, dass in diesem Blog geschrieben wurde, aber ich möchte dennoch etwas ergänzen. Auch wir leben seit fast einem Jahr aus beruflichen Gründen in Australien, haben eine kleine Tochter und müssen feststellen, dass der Begriff "Laissez-Faire" die Art der hiesigen Erziehung sehr gut beschreibt. Das äußert sich dann nicht nur im Benehmen, sondern auch in der Kleidung - wenn zB Kleinkinder selbst entscheiden können, was sie morgen anziehen, und dann im Schlafanzug im Supermarkt herumlaufen, morgens mit schmutziger Kleidung in die Schule kommen oder bei 10 Grad Clesius barfuss aus dem Haus gehen (alles keine Einzelfälle!). Und wenn Kinder dann überhaupt nicht gehorchen und nach dem 4. Mal immer noch weglaufen, rutscht dann sehr oft die Hand aus... Es gibt noch weitere unzählige und selbst erlebte Beispiele - und dann projezieren wir das mal auf einen Erwachsenen, der die gleiche Kindheit erlebt hat: keine Ordnung, keinen Wert auf Kleidung oder Pflege... manche nennen das "Laid back", andere bezeichnen das als nachlässig und schlampig...

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    1. Noch eine Ergänzung: es ist uns aufgefallen, dass es vielen Eltern schwer fällt, ihren Kindern Grenzen aufzuzeigen. Und sind Grenzen da, dann brechen die meisten Eltern ein, wenn diese Grenzen auch gegen den Widerstand des Kindes aufrechterhalten werden müssen. Es ist eben leichter, dem Kind die Schokolade zu geben als das Kind eine Stunde schreien zu lassen. Überhaupt erscheint es uns, dass viele Eltern ihren Kindern nicht die Aufmerksamkeit und Zeit widmen, die man nach unserer Überzeugung haben sollte - betrachtet man zB die vielen i-Pad Kinder, die mit 3 oder 4 Jahren neben ihren Eltern sitzen und mit dem Pad oder dem iPhone beschäftigt sind, während die Eltern sich mit Freunden unterhalten oder ebenfalls an ihren Gadgets hängen. Oder das Thema Fernsehen: wie oft hat unsere Tochter Besuch von gleichaltrigen Mädchen, die nach 30 Minuten spielen fragen, ob man jetzt TV schauen könnte - in einem Kinderzimmer voller Spielzeug! Und die Folgen: zB Konzentrationsschwäche und wenig Ausdauer bei Geduldspielen etc.

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  9. Liebe Nina,

    ich habe noch nie in meinem Leben irgendwelche Kommentare in sogenannten Blogs abgegeben, da mir meine Zeit dafür stets zu schade war - manche Menschen betrachten das ja regelrecht als Hobby :-). Durch Zufall bin ich auf Ihre Seite gestoßen und ich danke Ihnen für Ihre ehrlichen und offenen Worte! Sie haben es absolut treffend beschrieben!!! Ich lebe aus beruflichen Gründen in Canberra, und das auch noch einige Jahre. Klar, Australien ist ein bekanntes "Traumland", die Natur ist schön und das Wetter ist (für einen Deutschen :-)) traumhaft. Was mir (Mutter einer 5-jährigen Tochter) SOFORT hier auffiel, war und ist der Umgang der Einheimischen mit dem Nachwuchs. Ich bin in meinem Leben schon sehr viel gereist, habe bereits in verschiedenen Ländern gelebt und ich behaupte, dass ich mir einen Eindruck machen kann. Meiner Ansicht nach sind die meisten australischen Kinder verzogen, ungezogen, ungebildet, frech und "hyperaktiv". Sie haben es sehr diplomatisch ausgedrückt, dass ungefähr die Hälfte "austickt". Wohl eher 85%, oder? Sie schreiben, dass Sie hoffen, dass diese Menschen doch noch dazu lernen und zu Mitmenschen heranreifen, die anderen gegenüber Respekt zollen. Meine Frage wäre: wie denn??? Wenn die Eltern sich schon in der Kindheit kaum um ihren Nachwuchs kümmern, was sollen denn später für Teenager und Erwachsene "herauskommen"? Das Motto (zumindest hier in Canberra) scheint zu sein: möglichst schnell vermehren, bitte auch mit dem geringstmöglichen Altersabstand. Später völlig überfordert sein, die 3-4-5 Kinder nicht beisammen halten können und wenn die Nerven von Muttern oder Vater erneut blank liegen (und das iPad auch nichts richten kann), dann wird zugeschlagen, aber richtig. Ich lebe seit einem Jahr hier und kann nicht mehr zählen wie oft ich schon dazwischen gegangen bin. Dann wurde mir sehr deutlich aufgezeigt (wie auch manchmal im Alltag), dass ich NUR Ausländer bin und mich zurückhalten solle. Eine anonyme Teilnehmerin fragte, wie das Schlagen der Kinder hier in AUS gesetzlich "geregelt" sei: GAR NICHT! Solange nicht von "beating up" gesprochen werden kann, ist alles legal - auch in der Öffentlichkeit. Von wegen: "No worries" - nicht alles lässt sich eben damit regeln!
    Durch meine vielen Aufenthalte an den verschiedensten Orten dieser Welt (ich bin 35) weiß ich sehr wohl, dass derjenige, der zu Gast im Land ist (also ich nun hier), sich anzupassen hat und die Kultur und Sprache können/verstehen und respektieren sollte. Kein Problem für mich und für meine Familie! Aber hinnehmen muss man ja nicht alles, oder? Die australischen Kinder im Alter unserer Tochter (5), die ich bisher in der Pre-School und im Child Care kennengelernt habe, sind bei weitem in der Entwicklung zurück, sprechen schlecht, sind körperlich nicht voll entwickelt - und Schokolade und Chips in der Lunchbox ist auch einfacher vorzubereiten, als Gemüse und Obst zu schnippeln. Nein, ich lebe nicht in der ärmsten Gegend, im Gegenteil. Die Kinder von denen ich spreche sind Kinder von seeehr gut verdienenden Eltern. Ich gehe mit offenen Augen durchs Leben und seit unsere Tochter in unserer Mitte ist, umso feinfühliger. Ich bin froh, dass unsere Tochter noch recht klein ist und wir dieses Land wieder verlassen, wenn sie auch noch sehr jung ist. Eines ist aber sicher, ich habe bisher kein anderes Land erlebt, wo die Kinder so sind wie hier in Australien.
    Christian schrieb am 11.03., dass seine zwei Kinder auch einen starken Bewegungsdrang hätten... Auch im Cafe? Wieso sollten Dritte eher mal "alle fünfe gerade sein lassen", wenn ich in ein Cafe gehe um dort in Ruhe, in Gesellschaft, meine freien Minuten verbringen möchte. Können die besagten "bewegungsfreudigen" Kinder sich nicht auf dem Spielplatz austoben? Davon gibt es in Australien reichlich viele und noch dazu wirklich wunderschöne! Nein, DIE Eltern wollen JETZT ins Cafe, der Rest ist ihnen doch egal...

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  10. (Fortsetzung) Ich arbeitete jahrelang im Dienstleistungsbereich, und ja, die Kinder in der heutigen Zeit verändern sich auch in DEU. Aber nicht sooo negativ! Dennoch ist es "unsere" Schuld (die der Erwachsenen), dass die Kinder heute so sind wie sie sind: wird doch in der Politik ständig für das Wegorganisieren des Nachwuchses plädiert, damit Mann und Frau gemeinsam Ihre Arbeitskraft dem Wohle des Staates widmen können - war damals in der DDR schon so... Und außerdem will "man" doch seinen Lebensstandard wie vor dem Kind weiterführen: 1x Skiurlaub und 1x Sommerurlaub, 2 Autos, Eigenheim,... bitte alles auf einmal nach der Hochzeit und wehe der Nachbar hat mehr.
    Ich bin seit der Geburt unseres Kindes Vollzeit Hausfrau und Mutter und habe auch vor, dies noch einige Jahre zu bleiben (weiterer Nachwuchs ist auch unterwegs). Wir leisten es uns, weil wir es uns leisten WOLLEN! Denn häufig kommt es genau darauf an, und nicht nur aufs "leisten können" - wohlgemerkt, ich rede nicht von alleinerziehenden Müttern oder Vätern, oder Paaren, die am Rande des Existenzminimums leben!
    Es ist (rein biologisch gesehen) keine Kunst Kinder in die Welt zu setzen, die Kunst besteht in der ERZIEHUNG, und das ist eindeutig der schwierigere Teil. Liebe Nina, ich glaube nicht, dass Sie Ihre Ansichten ändern werden, wenn auch Sie Mutter werden sollten. Dafür haben Sie schon jetzt eine Weitsichtigkeit, gewisse Vorstellungen und Aufnahmefähigkeit, dass Ihr Nachwuchs eines Tages der Mensch ist, der unsere Welt ein wenig freundlicher macht!
    Zur anonymen Sydney-Mutter vom 04.07. kann ich nur sagen: typisch australische Reaktion... Es gibt wahrlich sehr große kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und Australien, auch im Umgang mit Kindern! Sie mögen ja deutsche Wurzel haben, Ihre aggressive Antwort auf Nina zeigt aber, dass SIE offensichtlich keinen Respekt für andere Leute aufbringen können. Oder warum lassen Sie schon in ihrem dritten Satz verlauten: "...wenn Du irgendwann Glück genug hast schwanger zu werden..." Das zeigt nicht nur mangelnde Empathie, sondern grenzt schon an Frechheit! Wissen Sie denn, ob die Angeschriebene nicht schon lange versucht, Kinder zu bekommen???
    Meine Tochter, ein ganz normaler kleiner Mensch, hatte NICHT diese Trotzphase oder Schreikrämpfe. Ein Wegzerren vom Süßigkeiten-Regal ist nämlich nicht die Lösung, sondern sich Zeit zu nehmen und dem Kind erklären warum es jetzt gerade nichts Süßes bekommt - aber dafür muss man eben auch gewillt sein, seine Zeit zu opfern! Nein, ich bin wahrlich nicht davon überzeugt, dass nur ich mein Kind gut erziehe. Aber diese ständigen Ausreden für angebliche Defizite der Kinder, welche überwiegend im Umgang der Eltern mit ihren Sprösslingen begründet sind, gehen mir schlichtweg auf die Nerven! Und ja, es darf jemandem aus dem Dienstleistungsbereich sehr wohl "zu viel sein", wenn das x-ste Kind und der x-ste Erwachsene der Bedienung nicht in die Augen schaut. Das ist eine ganz einfache höfliche Umgangsform, die Sie offensichtlich nicht kennen.
    Dass Sie die Schreiberin dieses Blocks dermaßen angehen, weil Sie offen und ehrlich (und meiner Ansicht nach wahrheitsgemäß!) ihre Eindrücke und Meinungen schildert, ist sehr respektlos. Da glaube ich es aufs Wort, ohne Sie zu kennen, dass IHRE Kinder niemals Danke zur Bedienung sagen würden. "Unverständnis der Kinderlosen", wie oft habe ich schon diesen Satz gehört - ich gehöre nämlich zu den "Egoisten", die nach der Hochzeit die ersten Jahre (bewusst!) kinderlos genossen haben, bevor wir uns auf das Abenteuer Kind einließen.

    Liebe Nina, ich möchte nun zum Ende kommen... Ich danke Ihnen für Ihre Zeit, einen solchen Blog zu führen und werde immer mal wieder hineinschauen. Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute und nur für die Zukunft nur das Beste!!!
    Mit ganz herzlichen Grüßen aus Canberra ins wunderschöne Sydney!

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  11. Hallo nach Canberra und vielen Dank für den ausführlichen Kommentar. Ich freue mich immer wieder, von anderen über ihre eigenen Erfahrungen in Australien zu erfahren...

    Sonnige Grüße aus Sydney!
    Nina

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