Was ist los an Australiens Ostküste? Warum gibt es dieses Jahr so viele Zwischenfälle mit Haien? Sind einfach mehr Haie in diesen Gewässern unterwegs? Oder wagen sie sich immer näher an die Küste heran? Und was kann man gegen die momentane Hysterie tun? Soll die Spezies geschützt werden oder steht der Mensch an erster Stelle? Diese und viele andere Fragen haben sich besorgte Politiker und Forscher vergangene Woche beim Shark Summit in Sydney gestellt.
Derzeit begegnet man ungewöhnlich vielen Haien an der North Coast von New South Wales. Seit Beginn diesen Jahres gab es in Australien nicht nur zahlreiche Sichtungen von großen Haien in Küstennähe oder in Gebieten, wo sich viele Surfer und Schwimmer aufhalten, sondern es wurden auch insgesamt 29 Zwischenfälle gemeldet: Neben zwei fatalen Begegnungen sind weitere 18 Personen mitunter schwer verletzt worden. (Quelle: Shark Attack Files, Taronga Zoo)
Die Bewohner von Byron Bay und Umgebung haben die Anwesenheit der Haie lange Zeit sehr gelassen hingenommen. Selbst als im September vergangenen Jahres ein Schwimmer an einem viel besuchten Strand durch einen drei Meter großen Hai zu Tode kam, war dies kein Grund zur Panik. Die letzte fatale Begegnung mit einem Hai lag schließlich mehr als zehn Jahre zurück. Es war jedoch nur der Beginn einer Serie an Zwischenfällen, die bis heute nicht abgebrochen ist. Besonders viele Vorfälle ereigneten sich in der Region zwischen Byron Bay und Evans Head. Die Kleinstadt Ballina liegt genau in der Mitte und sieht sich stark betroffen. Man hat mittlerweile nicht nur Angst um lokale Surfer und Badegäste, sondern auch, dass diesen Sommer die Touristen weg bleiben.
An der North Coast von New South Wales wurden in den vergangenen Monaten immer wieder dieselben Weißen Haie gesichtet. Sieben sind unter dem von der Regierung initiierten shark tagging program bereits mit einem Sender ausgestattet worden. Forscher erhoffen sich, dadurch mehr über Verhalten und Migration von Haien zu lernen. Zusammenhänge zwischen dem vermehrten Vorkommen von Haien in küstennahen Gebieten und der wachsenden Zahl an Wassersportlern werden noch untersucht. Dass die Zahl der Beutefische dieses Jahr besonders hoch ist und folglich mehr Haie angelockt werden, ist auch eine mögliche Erklärung.
Was also tun? Dem Beispiel Westaustraliens folgen und Haie, die der Küste zu nahe kommen, einfach töten? Oder wie in Queensland so genannte drum lines installieren? Oder sind Hainetze, wie sie in Sydney seit Jahren zum Einsatz kommen, die beste Lösung?
Ein wichtiger Punkt des Shark Summits war, dass sowohl Schwimmer, als auch Haie geschützt werden sollen. Experten beteuern, dass es nicht genug verwertbare Daten über Migration und Verhalten von Haien gibt und die Frage nach dem »warum« deshalb nur schwer beantwortet werden kann. Neben dem Fokus auf Forschung wurden auf dem Gipfeltreffen auch viele andere Vorschläge besprochen: Von Neoprenanzügen und Surfboards in Tarnfarben, dem Einsatz von elektromagnetischen Wellen und intelligenten Sonarbojen, die Haie an ihren Bewegungen erkennen und per Satellit die zuständigen Surfclubs alarmieren, war alles dabei. Die Experten kamen jedoch zu der Schlussfolgerung, dass alle Technologien noch weiter erforscht und getestet werden müssen. Ein so genanntes shark spotting program, wie es derzeit in Südafrika existiert, sei die einzige Methode, die sofort zum Einsatz kommen kann.
In Byron Bay und Umgebung wird die Küste sowohl am Wochenende als auch in den Schulferien von Helikoptern patrouilliert. Noch ist man vor allem auf die Hilfe der Anwohner angewiesen, Haisichtungen in unmittelbarer Küstennähe per Notruf zu melden. Die Polizei verständigt dann wiederum den zuständigen Surfclub. Als sehr effektiv hat sich auch die Facebookseite Shark Reports heraus gestellt, auf der Haisichtungen live gepostet werden. In Zukunft soll die von der Regierung initiierte Kampagne SharkSmart diese und andere Maßnahmen koordinieren.
No worries!
FOTO: ERNESTO BORGES (FLICKR)
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