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Buchtipp: Asylpolitik Australien

Wer sich für die australische Asylpolitik interessiert, sollte unbedingt folgende in den letzten Jahren erschienene Bücher lesen. Beide wurden von australischen Autoren verfasst. In dem Buch »The People Smuggler« erzählt Robin De Crespigny die wahre Lebensgeschichte von Ali Al Jenabi, einem Iraker der unter dem Regime von Saddam Hussein aufwächst, in dem berüchtigten Gefängnis Abu Ghraib gefoltert wird und über viele Umwege ein Jahrzehnt später schließlich in Australien Asyl für sich und seine Familie findet. Sein Weg führt ihn zunächst in das kurdisch-irakische Grenzgebiet, er unternimmt erfolglose Fluchtversuche nach Syrien und in die Türkei, harrt Monate lang in UN Camps aus, landet zuerst im Iran und schließlich in Indonesien. Nachdem er jedoch von Menschenschmugglern betrogen wird, sieht er nur mehr einen Weg, um nach Australien zu gelangen: Um sich die Flucht zu finanzieren, wird er selber zum Menschenschmuggler.

Das Wort people smuggler hat einen bitteren Beigeschmack, man sollte jedoch nicht allzu vorschnell urteilen. Das Buch erforscht die Tiefen der menschlichen Seele, wie wir zu dem werden, was wir sind und zeigt, wozu Menschen in ihrer Verzweiflung fähig sind. Es stellt auch die berechtigte Frage: Würden wir in dieser Situation nicht genau gleich handeln, würden wir nicht alles tun, um unsere Familie in Sicherheit zu bringen, koste es was es wolle?

Das zweite Buch, »The Undesirables«, wurde vom Whistleblower Marc Isaacs geschrieben. Der junge Autor kam relativ überraschend zu einem Job bei der Salvation Army und wurde kurzerhand ins Flüchtlingslager auf die abgelegene pazifische Insel Nauru geschickt, wo Australien ein so genanntes off-shore processing centre betreibt. Was ihn dort erwartete, darauf war er nicht vorbereitet. Im Camp, das bei seiner Ankunft 2012 hauptsächlich aus notdürftigen Zelten bestand, herrschte beklemmende Stimmung. Ohne jegliche Ausbildung oder Training wurden die Angestellten der Salvation Army als Sozialarbeiter eingesetzt, die den Flüchtlingen im Alltag behilflich sein sollten. Die Männer sind im Camp zum Nichtstun verdammt, ohne zu wissen, ob und wann ihnen ein Visum erteilt wird. Die tägliche Perspektivenlosigkeit und Ungewissheit und die Sorge um die zurück gelassene Familie gipfelten in Protesten und gewalttätigen Ausschreitungen. Selbstverletzendes Verhalten und Selbstmordversuche standen an der Tagesordnung. Marc Isaacs beschrieb sein Erlebnis so: »Widerstandsfähige Männer, denen die Flucht aus Kriegs- und Krisengebieten gelungen ist, werden langsam aber sicher zu Staub zermalmt«.

Angestellte der Salvation Army müssen ein Geheimhaltungsabkommen unterzeichnen, Kameras sind auf Nauru streng verboten und für ein Visum muss man an die 8.000 Australische Dollar hinblättern. Die australische Regierung tut alles, um den Umgang mit Flüchtlingen hinter verschlossenen Türen zu halten. Marc Isaacs hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die australische Öffentlichkeit – wohlgemerkt gegen den Willen der Regierung – über die harschen und menschenunwürdigen Bedingungen in den Camps zu informieren und den Flüchtlingen dadurch eine Stimme zu geben. Mehr Infos zum Thema Asylpolitik findet ihr hier.

No worries!

1 Kommentar:

  1. Interessant. Isaacs Story habe ich garnicht mitbekommen. Thx fürs sharen. Cheers aus Sydney

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