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Offsetdruck vs. Digitaldruck

Viele kleine, aber nicht unwichtige Unterschiede zwischen Australien und Mitteleuropa fallen mir immer wieder im Beruf auf. Vielleicht muss ich für diejenigen, die sich nicht auskennen, mal kurz darauf hinweisen, dass Digitaldruck und Offsetdruck zwei verschiedene Druckverfahren sind. Sie unterscheiden sich grundlegend im Prozess bzw. der Herstellung, aber auch das Ergebnis ist zumeist sichtbar anders. Grob umschrieben hat man im Offsetdruck mehr Möglichkeiten (Papierwahl, Format, Sonderfarben) und kann auch qualitativ ein besseres Ergebnis erzielen, als mit den meisten Digitaldruckmaschinen. Der Nachteil ist, dass kleine Auflagen oder Einzelstücke im Offsetdruck nicht realisiert werden können.

In Australien wird der Digitaldruck ganz groß gelobt. Offsetdruck wird hier eher als »spezielle« oder »besondere« Art des Druckens angesehen. Viele sind auch der Meinung, dass der Offsetdruck bald ausstirbt und in naher Zukunft nur noch digital gedruckt wird. Mal davon abgesehen, dass ich noch nie in meinem Leben so viele schlecht gestaltete Visitenkarten gesehen habe, werden diese zumeist auf recht billigem Papier in mittelmäßigem Digitaldruck produziert. Dann doch lieber noch eine Veredelung mit Folie drauf hauen, als Offsetdruck zu verwenden – so frei nach dem Motto, im Digitaldruck kann man zu günstigsten Preisen alles haben.

Das widerspricht irgendwie so ganz dem, was ich in Europa gelernt habe. Eine Welt ohne Offsetdruck kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Das wäre wie eine Welt ohne Bücher, das kann im mir ebenfalls nicht vorstellen. Aber wer weiß das schon im digitalen Zeitalter ... Warum also verwenden die Australier den Digitaldruck so gerne? Natürlich sind da die offensichtlichen Gründe: Schnell muss es gehen und möglichst billig muss es sein. Zum einen scheint auch die Papierwahl hier nicht ganz so wichtig zu sein, wie in Europa. Das mag daran liegen, dass die meisten Papiere importiert sind und der Preis dafür einfach sehr hoch ist. Andererseits ist auch der Einsatz von Schmuckfarben sehr teuer und kommt deshalb bei weitem nicht so oft zum Einsatz, wie in Mitteleuropa. 

Wenn ich den Australiern erzähle, dass man in Österreich Visitenkarten im Offsetdruck mit 2-3 Schmuckfarben zum selben Preis drucken lassen kann, wie im 4-Farbdruck, dann werden sie ganz neidisch. Hier zahlt man nämlich ein Vermögen dafür. Aus diesem Grund rentiert sich der Offsetdruck wohl wirklich nur bei großen Projekten und sehr hohen Auflagen, aber nicht für »Kleinigkeiten« wie beispielsweise 500 Visitenkarten.

Ich frage mich, was die Offsetdrucker in Mitteleuropa dazu sagen würden, wenn sie hören, dass man am anderen Ende der Welt davon überzeugt ist, dass ihr Beruf demnächst Geschichte sein wird ...

No worries!

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