Welcome to Australia! Dies war der Kommentar eines Australiers darauf, dass ich vergangene Woche von mehreren Bluebottles gestochen wurde. So ist das nunmal hier. Man ist kein richtiger Aussie, wenn man nicht mindestens einmal im Leben mit einer Qualle gekämpft hat, meinte er.
Genau genommen sind Bluebottles – in Europa eher unter dem Namen
Portuguese Man-Of-War bekannt – gar keine richtigen Quallen. Sie bestehen nämlich nicht aus einem einzigen Lebewesen, sondern aus unterschiedlichen Polypen, die zusammen eine Kolonie gebildet haben. Diese können nur in Koexistenz zueinander existieren, sie sind alleine nicht überlebensfähig. Jeder Polyp konzentriert sich auf eine bestimmte Aufgabe, einige sind z.B. für das Fangen der Beute zuständig, andere für die Verdauung und wieder andere für die Reproduktion. Ganz schön interessant eigentlich, oder nicht?
Diese faszinierende Polypenansammlung lebt innerhalb einer blau schimmernden Blase – auch ein Polyp – der quasi als Segel dient. So werden Bluebottles von Wind und Wetter durch die Ozeane geblasen. Sie sind zwar nur 2-12 cm groß, ihre Fangarme können jedoch mehrere Meter lang werden. Ohne eine Möglichkeit der Steuerung, werden sie im Sommer bei anhaltendem
onshore wind an Australiens Strände gespült. Ein nicht gerade gern gesehener, aber sehr häufiger Gast in Sydney.
Gerade als Surfer ist es ein Wunder, dass ich bisher noch keiner Bluebottle begegnet bin. Klar, bei Ebbe trifft man sie öfter mal am Strand an, nachdem sie mit der Flut angespült wurden, im Wasser hatte ich das Vergnügen jedoch noch nicht. Das hat sich vergangene Woche geändert. Leichte Panik kam bei mir auf, als ich da auf meinem Surfboard saß und plötzlich ein paar Bluebottles an mir vorbei getrieben sind. Und schon hat mich eine am Bein gestreift. Ist doch gar nicht so schlimm, denk ich mir, und konzentriere mich wieder aufs Surfen. Leider haben mich dann kurz darauf zwei weitere Bluebottles im Team »angegriffen«, eine hat sich um meinen Oberschenkel gewickelt und die anderen um meinen rechten Fuß und ist dabei blöderweise in meiner
leg rope hängen geblieben.
Der Stich einer Bluebottle ist extrem schmerzhaft, habe ich mir immer sagen lassen. Und ja, es brennt wie Feuer, aber es war lange nicht so schlimm, wie ich es mir erwartet hatte. Schnell raus aus dem Wasser und mit frischem Wasser abwaschen, nach 30 Minuten ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Rote Linien mit weißen Punkten, da wo das Gift eingedrungen ist, sind auf meinen Beinen zurück geblieben. So weit so gut. Noch am gleichen Tag wurde ich jedoch von pochenden Kopfschmerzen geplagt und fühlte mich total schlapp und ausgelaugt. 24 Stunden später hatte ich einen richtig fiesen Ausschlag, mein Bein war angeschwollen und es hat mich der schlimmste Juckreiz gepackt, den ich je in meinem Leben verspürt habe. Es hat viel Disziplin, Kortisonsalbe und einige Antihistamin-Tabletten gebraucht, um dem Juckreiz zu widerstehen.
Zwei Tage später waren die Stiche feuerrot und an manchen Stellen haben sich klitzekleine Blasen gebildet. Heute ist es eine Woche her und es schaut alles schon wieder viel besser aus. Seid ihr auch schon Bluebottles begegnet und was sind eure Erfahrungen mit diesen Tierchen?
No worries!
FOTO: NINA FISCHER