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Australier: Ein gottloses Volk

Von offizieller Seite her wird Australien gerne als christliches Land bezeichnet. Damit sind viele jedoch nicht einverstanden, da die Australier im Allgemeinen nicht sehr religiöse Menschen sind. Das Thema Religion und Glaube kommt nur selten zur Sprache, weder am Stammtisch, noch unter Freunden und schon gar nicht in den Medien. Auch in den Schulen wird man hier keine Kreuze oder sonstige religiöse Symbole finden. Ebenso fehlen viele christliche Feiertage, über die man sich in Österreich immer besonders freut. (Auch wenn manche gar nicht wissen, was man an dem Tag eigentlich feiert.) Kirchenglockenläuten hört man hier auch nur äußerst selten. Die Glocken kommen normalerweise nur vor der Sonntagsmesse, an Feiertagen oder zu speziellen Anlässen, wie z.B. Hochzeiten oder Beerdigungen, zum Einsatz. Wenn man also eine Weile in Australien lebt, könnte man fast vergessen, dass Religion überhaupt existiert ... nicht ganz, aber fast.

Laut dem australischen Büro für Statistik (2011) ist das Christentum mit 61% die meist verbreitete Religion in Australien. Dabei bilden die Katholiken, dicht gefolgt von den Anglikanern die größten Glaubensgemeinschaften. Die nächst größte Gruppe macht 22% aus und hat keine Religionszugehörigkeit oder bezeichnet sich selbst als nicht religiös. Dann folgen jene 8%, die unter »ohne Angabe« vermerkt sind. Vergleichsweise wenige Anhänger sind dem Buddhismus (2,4%), Islam (2,1%), Hinduismus (1,3%) und Judentum (0,5%) zuzuschreiben, wobei der Islam die schnellst wachsende Glaubensgemeinschaft in Australien ist.

Ohne Angabe schließt nicht anerkannte Religionen mit ein, unter anderem auch die Jediisten. In Australien ist der Jediismus – nach George Lucas Star Wars Reihe – als eine Art Scherzantwort sehr beliebt. 2011 zählten die Anhänger dieser Religion 65.486 Personen. Man vermutet jedoch, das lediglich an die 5.000 tatsächlich Anhänger des Jediismus sind. Der Rest glaubt nicht an Gott und hat einfach nur viel Humor. Deshalb lässt sich annehmen, dass die realistische Zahl der Atheisten in Australien noch weitaus höher ist. Der Regierung sind die Scherzantworten der Australier jedoch ein Dorn im Auge, wie sich hier nachlesen lässt. Als das Büro für Statistik 2011 die Umfrage zum Thema Religion startete, wurde die Öffentlichkeit darum gebeten, Scherzantworten doch bitte zu unterlassen. Irgendwann ist schließlich auch mal Schluss mit lustig.

Da gut ein Viertel der Bevölkerung – Tendenz steigend – ohne Religionszugehörigkeit ist, zählt Australien zu den am wenigsten religiösesten Länder der Industriestaaten. Besonders unter den australischen Jugendlichen ist Religionslosigkeit stark verbreitet – laut einer weltweiten Umfrage von 2008 sind sie sogar die ungläubigsten Jugendlichen auf der ganzen Welt.

No worries!
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Australien hat gewählt

Das Krokodil Big Wendell, das im Darwin Crocodile Park lebt, hat es richtig vorhergesagt: Tony Abbott ist Australiens neuer Premierminister, der Kampf der zwei Großparteien Labor (sozialdemokratisch) und Liberal (liberal konservativ) ist zu Ende. Die Parlamentswahlen, die in Australien alle drei Jahre statt finden, gingen mit 85 gewonnenen Sitzen – von insgesamt 150 Mandaten – klar zugunsten der Liberal Party aus.

Neuer Premierminister Tony Abbott, katholisch und konservativ aus Leidenschaft, hat am Tag nach seinem Wahlsieg bereits verkündet, dass er als erstes die CO2-Steuer wieder abschaffen und die Flüchtlingsboote stoppen wird. Genauer gesagt will er eine Militäroperation ins Leben rufen, »die den Menschenhandel bekämpfen und Australiens Grenzen schützen soll«. Weiters hat er vor die Wirtschaft anzukurbeln, Steuern zu senken und neue Jobs zu schaffen. Ob er seine Wahlversprechen einhält, wird sich in Kürze zeigen.

Für Klimaschutz, Asylanten, Homosexuelle oder Frauen hat der neue Mann an der Macht relativ wenig übrig – zumindest wenn man seiner losen Zunge und seinen tollpatschigen Ausrutschern glauben schenkt. So beschrieb er die Qualitäten einer Parteikollegin anhand ihres Sex-Appeals, gab zu, dass er sich durch Homosexuelle ein bisschen bedroht fühle und behauptete, dass Klimawandel absoluter Blödsinn sei.

Man muss das Ganze mit etwas Humor sehen, denn zumindest sorgt der sportliche Australier, der übrigens privat sozial sehr engagiert ist, immer wieder für ordentlich Gesprächsstoff (oder Kopfschütteln). Mein Lieblingszitat ist dieses hier: »Meiner Meinung nach trennt das moderne Australien eine tiefe moralische Kluft von Nazi-Deutschland. Aber können wir uns so sicher sein, dass wir unter dem Druck der Zeit nicht die selbe rutschige Piste hinunter schlittern? Wir müssen uns nur mal die Abtreibungsrate in diesem Land anschauen.« Mehr dazu gibt es hier: Abbottism

No worries!

FOTO: JAYDENE CHAPMAN
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Wir sitzen alle im selben Boot

Und hier noch eine gelungene Aktion die vor einem Monat in Sydney stattfand, ins Leben gerufen von einer Gruppe Australier, denen die Kampagne »No Visa« auch nicht so gut gefallen hat. Mit einer Parodie als Antwort auf die fragwürdigen Regierungs-Poster möchten sie darauf aufmerksam machen, wie unseriös, böswillig und fehl am Platz die Kampagne eigentlich ist.

Die Poster, die in der Innenstadt von Sydney hingen, zeigen die Endeavour – das Schiff mit dem Captain Cook die australische Küste erstmals erreichte. Die Nachricht dazu heißt: »Du bist mit dem Boot und ohne Visum hier angekommen, du hast dich in Australien niedergelassen.« Damit zeigen sie mit Witz und Ironie auf, dass selbst die Vorfahren der Australier damals per Schiff nach Australien gekommen sind – und das ebenfalls ohne Visum. Noch dazu als Sträflinge.

In dem Artikel über diese Aktion wird auch hervorgehoben, dass die Kampagne der Regierung ein Budget von 30 Mio. Australische Dollar hat. Ein Megakonzern wie Coca-Cola würde im Vergleich dazu ca. 22 Mio. pro Jahr für Werbung ausgeben.

No worries!

FOTO: JESS MILLER (NEWS)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Wahlkampf: Asylpolitik

Nicht nur in Österreich steckt man gerade mitten im Wahlkampf, auch in Australien wird am 7. September 2013 das neue Parlament gewählt. Vor ein paar Monaten gab es in Australien bereits einen unerwarteten Regierungswechsel bzw. einen Wechsel an der Regierungsspitze. Premierministerin Julia Gillard ist zurück getreten, nachdem eine Abstimmung im Parlament ergab, dass ihr Herausforderer Kevin Rudd mehr unterstützende Stimmen in der eigenen Partei hat. Kevin Rudd war bereits in einer früheren Amtszeit von 2007 bis 2010 an der Macht und wurde damals auf ähnliche Weise von Julia Gillard abgelöst.

Seit der neue bzw. alte Premierminister der Labor Party (sozialdemokratische Ausrichtung) im Amt ist, hat sich einiges geändert, was die Asylpolitik betrifft. Dabei steht vor allem eine viel kritisierte Kampagne der Regierung im Vordergrund, die folgende Message hat: »Wer mit dem Boot und ohne Visum einreist, wird in Australien kein Bleiberecht erhalten.« Für fremde Ohren mag dies vielleicht Fragen aufwerfen. Für die Aussies ist aber klar, was damit gemeint ist: Die als illegal bezeichneten Flüchtlinge, die unter Lebensgefahr versuchen, australischen Boden per Boot zu erreichen, um hier um Asyl zu bitten.

Nicht umsonst ist die Asylpolitik Australiens Wahlkampfthema Nummer Eins. Seit den 90er Jahren war es lange Zeit üblich, Flüchtlinge die mit dem Boot die australische Küste erreichten, auf abgelegene Inseln oder andere Inselstaaten wie Papua Neu Guinea abzuschieben. Unter der Regierung von Julia Gillard wurde diese Praxis erstmals wieder abgeschafft, nur um dann von der selben Regierung 2012 wieder eingeführt zu werden.

Die so genannte »pazifische Lösung« wurde seit der Machtübernahme von Kevin Rudd wieder verstärkt betrieben. Flüchtlinge, die Australien mit dem Boot erreichen, werden umgehend nach Papua-Neuguinea oder Nauru abtransportiert, wo sie in einem Auffanglager auf ihren Bescheid warten müssen. Selbst wenn dieser positiv sein sollte, heißt das nicht automatisch, dass sie sich in Australien ansiedeln dürfen, so die Regierung.

Tony Abbott, Oppositionsführer der Liberal Party (konservativ liberale Ausrichtung) kritisierte stets den »milden« Umgang Julia Gillards mit der Asylpolitik. Ginge es nach ihm, dann würde er sogar noch einen Schritt weiter gehen als derzeitiger Premierminister Kevin Rudd und die Boote mit Hilfe des Militärs bereits auf hoher See stoppen und zum Umkehren zwingen. Mal ganz außer Acht dessen, dass viele dieser Boote kaum seetüchtig sind und etliche Menschen bei dem Versuch, Australiens Festland zu erreichen, ums Leben kommen.

Umstritten sind auch die Methoden, die die aktuelle Regierung unter Kevin Rudd eingesetzt hat, um die Kampagne »No visa« in Umlauf zu bringen. 30 Mio. Australische Dollar wurden dafür ausgegeben – finanziert durch den Steuerzahler. Dabei soll die Kampagne in erster Linie Menschenschmuggler erreichen. Ob diese jedoch australische Tageszeitungen wie den Australian oder Sydney Morning Herald im Ausland lesen, ist fraglich. Man könnte ganz einfach sagen: Zielgruppe verfehlt. Oder man könnte sich fragen, ob die Kampagne nur unter dem Deckmantel der Asylpolitik ins Leben gerufen wurde und eigentlich versteckte Wahlwerbung ist. Die Labor Party hat unter Julia Gillard viele Unterstützer beim australischen Volk verloren und tut nun alles, um das Ansehen der Partei vor der Wahl noch einmal kräftig aufzupolieren.

Am kommenden Samstag wird sich also zeigen, ob der neue Premierminister der alte bleibt, der Asylansuchende gleich ausweisen lässt und ihnen jegliche Chance nimmt, sich jemals in Australien niederlassen zu können oder ob es der aktuelle Oppositionsführer wird, der die Flüchtlinge bereits auf hoher See zurück schicken will. Zum Glück muss ich mich nicht entscheiden, was ich wählen soll. Man darf gespannt sein.

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Eingestellt von : Nina Fischer
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