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Australien in der Drogenkrise

Laut einer Umfrage von 2013 haben 42% der Bevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben zu illegalen Drogen gegriffen. Innerhalb dieser Gruppe rauchen 35% Kannabis, 10,9% nehmen Ecstasy, 8,1% Kokain und 7% Amphetamine (hierzu gehören z.B. Crystal Meth und Speed). Weiters hat jede siebte Person über 14 Jahren angegeben, in den letzten zwölf Monaten Drogen konsumiert zu haben. In der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen war es sogar jede vierte Person. Kannabis und Crystal Meth sind jene Drogen, die die größte Abhängigkeit verursachen. Besonders letztere bereitet den Behörden Sorgen, da der Konsum in den vergangenen Jahren rasant angestiegen ist. Von 2010 bis 2013 hat sich die Anzahl der Menschen, die aufgrund von Crystal Meth behandelt werden mussten, mehr als verdoppelt.

Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass in Australien mehr illegale Drogen konsumiert werden, als in anderen Regionen der Welt. In einer Umfrage der UNODC von 2014 steht Ozeanien (Australien und Neuseeland) fast in allen Bereichen an erster Stelle. Nirgendwo sonst wird so viel Kannabis, Ecstasy, Opioide, Amphetamine und Kokain konsumiert. Und das obwohl der Preis für Kokain in Australien mit durchschnittlich 204 Euro pro Gramm mehr als doppelt so hoch ist, als in anderen Ländern. Ebenso ist die Sterberate in Zusammenhang mit Drogen überdurchschnittlich hoch. Im Jahr 2012 starben laut Daten des Australischen Büro für Statistik 1.427 Menschen an einer Überdosis. Im Vergleich dazu lag die Zahl der Verkehrstoten im selben Jahr bei 1.338 Menschen.

Auch die beliebte Partydroge Ecstasy wird derzeit viel diskutiert. Innerhalb der letzten zwei Wochen sind gleich zwei junge Menschen während dem Stereosonic Music Festival in Sydney und Adelaide gestorben. Eine weitere Person war in kritischem Zustand und musste ins künstliche Koma versetzt werden. In Brisbane sind während dem Festival zwanzig Personen in Folge einer Überdosis ins Krankenhaus eingeliefert worden. Insgesamt sind dieses Jahr allein in New South Wales fünf Menschen im Alter von 15 bis 34 Jahren auf Festivals gestorben. Der Tod tritt zumeist in Folge einer Überdosis, dem Mix von mehreren Substanzen oder unreinen Drogen ein. Anders als in Europa werden illegale Substanzen in Australien bisher nicht getestet. Für Menschen, die Drogen konsumieren, ist das Risiko daher sehr hoch, schlechte oder unreine Pillen zu erhalten. Laut Umfragen befürworten aus diesem Grund vier von fünf jungen Menschen die Einführung von Drogentests. Politiker und Polizei sind dem gegenüber eher kritisch eingestellt, denn die Angst ist zu groß, den illegalen Drogenkonsum damit unbewusst zu fördern.

No worries!

FOTO: MICHAEL_SPENCER (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Ugg Boots

Jeder kennt die Fellstiefel aus Schafwolle – nicht unbedingt schön müssen sie sein, dafür aber warm und bequem. Ugg Boots haben eine lange Geschichte in Australien und stehen sinnbildlich genauso für das Land Down Under wie Vegemite, Kängurus und das Sydney Opera House. Alles begann in den 1920er Jahren, als Schaffarmer im Outback die Idee hatten, ihre Füße im Winter mit Resten von Schaffell warm und trocken zu halten. Dies stellte sich zwar als sehr effektiv heraus, die einfachen Unisex-Stiefel waren jedoch ziemlich hässlich. So wird vermutet, dass der Name Ugg Boots vom Wort ugly abgeleitet wurde. In den 1960er Jahren entdeckten australische Surfer die Vorteile von warmen Füßen und trugen die Fellstiefel in die Welt hinaus – in erster Linie nach England und Amerika. Erst in den späten 1990er Jahren entstand der Fashion Trend, den wir heute auf der ganzen Welt kennen.

Ugg Boots in der Mode sind in Australien jedoch nach wie vor ziemlich verpönt. Die Schaffellstiefel werden normalerweise im Haus getragen und sorgen dafür, dass die Füße im Winter schön warm bleiben. (Man beachte: Die meisten Häuser sind schlecht isoliert und haben keine Bodenheizung!) Manch einer trägt sie zur Arbeit im Garten oder nach dem Surfen. Meistens in Kombination mit einer Jogginghose. Mit Ugg Boots setzt man in Australien also nicht unbedingt ein Fashion Statement – im Gegenteil: Sie sind eher der Kategorie Schlabber-Look zuzuordnen. Jetzt könnte einigen ein Licht aufgehen, es darf einen nämlich nicht wundern, dass die Ugg Boots keinen Regen aushalten und als Winterstiefel absolut ungeeignet sind. Sie waren schließlich als Hausschuhe gedacht.

Woher kommen eigentlich die echten Ugg Boots?

Fragt man die Aussies, dann steht außer Frage, dass sie die wahren Erfinder der Ugg Boots sind. Der Nachbar Neuseeland behauptet ähnliches. Ugg Boots ist in Australien aber kein Markenname, sondern viel mehr die Bezeichnung einer speziellen Art Stiefel. So ist das Wort seit 1981 auch im australischen Macquarie Dictionary zu finden. Im vergangenen Jahrzehnt wurde durch geschicktes Marketing immer wieder behauptet, dass die Firma mit dem Namen »UGG Australia«, die ihren Sitz übrigens in den USA hat und ihre Schuhe in China produzieren lässt, die originalen Ugg Boots herstellt. Stiefel von anderen Herstellern werden als Fälschungen bezeichnet. Die besagte Firma, die 1978 von einem australischen Surfer in Kalifornien gegründet wurde, gehört heute dem amerikanischen Konzernriesen Deckers Outdoor Corporation. Dieser hat den Namen »UGG Australia« als internationale Marke eintragen lassen und kämpft seither gegen Schaffellstiefelhersteller in Australien. Wer authentische Ugg Boots haben möchte, die mit australischer Schafwolle vor Ort hergestellt wurden, der wird auf der Webseite der Australian Sheepskin Association fündig.

No worries!

FOTO: A ROSIE OUTLOOK (CC)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Sweet Tooth

Wer von euch nascht gerne? In Australien würde man passenderweise sagen: Wer von euch hat einen sweet tooth? Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mich an die süßen Leckereien in Australien gewöhnt habe, da diese doch um einiges mehr Zucker und Fett enthalten, als man das von unseren klassischen Kuchenrezepten her kennt. Wortlaut meines Australiers daheim: »In deinem (österreichischen) Kuchen fehlt der Zucker!« Ich habe also schon gelernt, wenn man bei den Aussies zum Essen eingeladen ist und einen Nachtisch mitbringen soll, dann muss man auf jeden Fall eine extra Portion Zucker rein packen. Sonst sind die Australier gar nicht glücklich und mitunter wird einem nahe gelegt, das nächste Mal doch lieber einen »echten« (gekauften) Kuchen mitzubringen.

Mittlerweile gibt es aber doch ein paar Dinge, dich ich sehr zu schätzen gelernt habe. Da wären zum Beispiel Lemon Meringue Tarts, süß-saure Meringuetörtchen, Sticky Date Pudding, ein Dattelkuchen mit Karamellsauce und der klassische Mud Cake, ein richtig saftiger Schokoladekuchen. Und was mögen die Australier sonst noch? Neben Karottenkuchen und Käsekuchen ist auch die Schwarzwälder Kirschtorte sehr beliebt. Pavlova sollte in dieser Liste ebenfalls nicht fehlen – der Meringuekuchen mit frischen Früchten wird von den Australiern schließlich gerne als Nationalgericht bezeichnet.

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FOTO: NINA FISCHER
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Byron Bay

»Cheer up, slow down, chill out.« Das steht am Ortseingang von Byron Bay auf einer Holztafel geschrieben und nach diesem Motto leben hier nicht nur die Bewohner des kleinen Ortes, sondern auch die Touristen, die es jedes Jahr hierher zieht. Auch mir hat es Byron Bay angetan – die Gemütlichkeit der Bewohner, die vielen wunderschönen Strände und Aussichtspunkte, das gute Essen, die Märkte und Veranstaltungen und das hügelige Hinterland. Eine Bilderbuchlandschaft, ziemlich genau so, wie man sich Australien als Tourist vorstellt. All das macht die Region um Byron Bay speziell. Denjenigen von euch, die diesen magischen Ort noch nicht besucht haben, kann ich folgende Highlights empfehlen.

Der östlichste Punkt Australiens
Auf Cape Byron, einer hügeligen Landschaft mit Klippen und Wäldern, befindet sich das Wahrzeichen von Byron Bay. Der Leuchtturm wurde 1901 erbaut und ist beliebter Treffpunkt sowohl für Anwohner, als auch Touristen. Man hat dort oben einen wunderbaren Ausblick in alle Richtungen und kann Wale, Delphine und andere Meeresbewohner beobachten. Ein Wanderweg führt hoch zum Leuchtturm, man kann diesen jedoch auch bequem mit dem Auto erreichen. Besonders schön ist der Sonnenuntergang und was ich gehört habe, ist der Sonnenaufgang genauso spektakulär anzusehen.

Surfen und mehr
Es gibt eine große Auswahl an Stränden rund um Byron Bay. Ob Surfanfänger oder erfahrener Surfer – es ist für jeden etwas dabei. Besonders empfehlenswert ist The Pass, der zwischen dem Fisherman's Lookout und dem Clarkes Beach liegt. Der Strand ist bekannt für seine perfekten Wellen, die an den Felsen brechen und mitunter 100 Meter lang sind. Einziger Nachteil: Man muss sich diesen beliebten Surfspot mit sehr vielen anderen Surfern teilen. Wer Lust auf Tauchen hat, sollte die Julian Rocks besuchen. Diese befinden sich direkt vor Byron Bays Küste und beherbergen viele verschiedene Fischarten, Rochen, Wasserschildkröten und auch Haie. Sea Kayaking soll auch ein richtig schönes Erlebnis sein – mit etwas Glück kann man sogar Delphine aus nächster Nähe beobachten.

Auf den Spuren der Hippies
Die Gegend um Byron Bay war lange Zeit als Aussteigerkommune bekannt. Hier haben sich in den 70er Jahren Hippies, Surfer, Weltverbesserer, Utopisten und Esoteriker bevorzugt niedergelassen. Später sind dann die Backpacker und die Kreativen und Künstler hinzu gekommen. Byron Bay ist heute ein sehr durchmischtes Dorf, das rund ums Jahr viele Touristen beherbergt. Wer gerne noch etwas vom ursprünglichen Hippie-Charme erleben möchte, der sollte das kleine Dorf Nimbin besuchen. Auch die Channon Markets, die jeweils am zweiten Sonntag im Monat stattfinden, kann ich sehr empfehlen. Es ist wahrlich ein Erlebnis, das man so schnell nicht wieder vergisst.

Das Hinterland erforschen
Wer gerne in der Natur unterwegs ist, sollte sich das subtropische Byron Bay Hinterland etwas genauer anschauen. Dort befindet sich z.B. der Mount Warning, der zu den größten Vulkanen Australiens zählt. Wer den relativ anstrengenden Aufstieg meistert, wird mit einer großartigen Aussicht belohnt und da der Berg der höchste östlichste Punkt von Australien ist, gilt er als der perfekte Ort, um sich den Sonnenaufgang anzuschauen. Im Hinterland gibt es auch noch andere schöne Parks zu entdecken, wie z.B. der Nightcap National Park, in dem sich der 100 Meter hohe Wasserfall Minyon Falls befindet.

Kulinarische Genüsse
In Byron Bay und Umgebung gibt es eine große Auswahl an Cafés, Restaurants und Pubs – vom relaxten Corner Shop bis zu Fine Dining ist hier alles dabei. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: fresh, organic und local produce muss es sein. Neben Cafés wie The Eatery und das Belongil Bistro, kann ich das Beach Hotel empfehlen, ein Pub das direkt am Main Beach liegt und The Balcony im Zentrum von Byron, um einen Cocktail zu schlürfen. Il Buco ist eine kleine, aber feine Pizzeria, in der alles mit viel Liebe zubereitet und vom italienischen Chef höchstpersönlich serviert wird. Wer etwas gehobenere Küche versuchen möchte, dem kann ich Rae's am Wategos Strand und etwas außerhalb von Byron Bay das Harvest Café und das Fig Tree Restaurant empfehlen. Ein weiteres Erlebnis ist The Farm. Dieser beliebte Wochenend-Treffpunkt am Lande, ist, wie der Name schon sagt, eine Farm, auf der sowohl Nutztiere gehalten werden, als auch Obst und Gemüse angebaut wird. Weiters gibt es vor Ort eine Bäckerei, ein Café, einen Laden, einen Kinderspielplatz, ein Blumengeschäft, eine Bühne für Veranstaltungen und eine große Wiese zum picknicken.

Mein Tipp: Wem es in Byron Bay etwas zu laut ist, der findet südlich vom Leuchtturm ein wunderschönes Erholungsgebiet. Das Broken Head Nature Reserve ist eine kleine Oase, an die sich normalerweise nur am Wochenende Menschen verirren, unter der Woche hat man dieses schöne Fleckchen Erde (fast) ganz für sich allein. Man kann hier surfen, Bushwalks entlang der Küste machen und einsame Strände entdecken oder einfach an dem kilometerlangen Sandstrand spazieren gehen und die Seele baumeln lassen.

Zur Einstimmung gibt es hier noch ein schönes Surfvideo. Und jetzt würde mich interessieren: Was ist euer Lieblingsort in Australien und warum?

No worries!



FOTO: NINA FISCHER
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Heimweh – Was tun?

Wir alle kennen das Gefühl. Heimweh gehört zum Auswandern genauso dazu, wie die schwierige Entscheidung, wie man bloß all sein Hab und Gut in einen Koffer packt. Auch ich hatte in meiner ersten Zeit in Australien sehr viel Heimweh. Erst als ich nach eineinhalb Jahren das erste Mal wieder auf Besuch in Österreich war, habe ich festgestellt, dass es doch einiges gibt, was ich am Leben in Australien sehr zu schätzen weiß. Danach ging es etwas besser. Heute kommt das Heimweh in Wellen, aber nicht mehr ganz so regelmäßig. Am schlimmsten ist es, wenn ich gerade von einem Heimaturlaub zurück nach Australien komme. Umgekehrt fühle ich mich in Australien am wohlsten, wenn ich weiß, dass ich bald wieder Urlaub in der Heimat mache (und ertappe mich dabei, wie ich mir im letzten Moment denke, eigentlich will ich gar nicht heim, ist doch grade so schön hier).

Ich habe hier in aller Ausführlichkeit aufgeschrieben, was mir im Laufe der Zeit gegen Heimweh geholfen hat bzw. mir immer noch hilft. Vielleicht sind für den einen oder anderen Auswanderer unter euch ein paar Tipps dabei.

Sportclubs oder Vereinen beitreten. Gleich zu Beginn habe ich mir verschiedene Sportclubs heraus gesucht und bin Mitglied in einem Volleyballverein geworden. Einerseits ist es gut, wenn man raus kommt und sich sportlich betätigt, andererseits hat es mir auch geholfen, neue Leute kennen zu lernen. Vor allem hat es mich aber unabhängiger gemacht. Ich bin ein sehr aktiver Mensch und hatte zu Beginn nur meinen Mann, mit dem ich Sachen unternehmen konnte. Diese Abhängigkeit hat mich sehr eingeschränkt. Gerade im Volleyballverein habe ich viele andere Auswanderer kennen gelernt und eine dieser Bekanntschaften hat sich sogar zu einer bis heute andauernden Freundschaft entwickelt.

Sich eine neue Herausforderung suchen. Ich bin ein Mensch, der keine Veränderungen mag. Am liebsten ist es mir, wenn alles so bleibt, wie es ist. Daher werfen mich einschneidende Erlebnisse – wie z.B. nach Australien auszuwandern – leicht aus der Bahn. Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich eine Routine habe und es fiel mir anfangs sehr schwer, loszulassen und mich auf etwas Neues einzulassen. Irgendwann zwischen »ich weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll« und »ich weiß gar nicht mehr, wer ich eigentlich bin und was ich will«, habe ich den Entschluss gefasst, Surfen zu lernen. Einfach mal so. Und nicht aufzugeben, bis ich (halbwegs) gut darin bin. Das war meine große Herausforderung und es hat mir geholfen, mich auf die wesentlichen Dinge zu fokussieren. Das mache ich auch heute noch so. Wenn ich wieder mal alles in Frage stelle, dann konzentriere ich mich gedanklich (und wenn es geht auch aktiv) einfach aufs Surfen. Gleichzeitig hat es mir das Land und die Leute ein Stück näher gebracht und als Bonus habe ich dadurch auch einige nette Australier kennen gelernt. Deshalb: Geh raus und such dir deine eigene Herausforderung, jeder hat Träume und braucht Ziele! 

Den regelmäßigen Kontakt mit den Liebsten daheim erhalten. Einerseits gibt es im digitalen Zeitalter genug Möglichkeiten, in Kontakt zu bleiben, egal wo auf der Welt man sich gerade befindet, andererseits kann die Kommunikation übers Internet aber keine menschlichen Kontakte ersetzen. Die Zeitverschiebung macht es auch nicht unbedingt leichter. Ich habe den Fehler gemacht, mich viel zu schnell abzukoppeln und hatte lange Zeit keinen regelmäßigen Kontakt mit Freunden und Familie daheim. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass das notwendig ist und man auch seine »digitalen« Freundschaften pflegen muss, wenn man den Anschluss nicht verlieren will. Heute achte ich bewusster darauf, in Kontakt zu bleiben. Es tut einfach wahnsinnig gut, wenn man zwischendurch ein Foto oder eine liebe Nachricht von einem guten Freund geschickt bekommt. Es gibt einem das Gefühl, immer noch Teil von dessen Leben zu sein.

Traditionen aufrecht erhalten. In Maßen. Mein erstes Weihnachten in Australien habe ich bewusst ausgelassen. Ich habe mir damals gedacht: Wieso feiern? Weit weg von der Familie, kein Schnee weit und breit, stattdessen Hitze, nicht mal ein richtiger Baum, zu warm für Weihnachtskekse ... Mein Mann hat es generell nicht so mit Traditionen, aber als er gemerkt hat, wie unglücklich mich das machte – Weihnachten auszulassen – hat er spontan einen Baum aufgestellt. Ja, er war aus Plastik und mickrig obendrein. Aber die Geste hat mir bewusst gemacht, dass Traditionen wichtig sind und nur weil man in ein anderes Land zieht, sollte man nicht einfach alles, was bis dahin Bedeutung hatte, über Bord werfen. Es ist okay, seine Traditionen mitzunehmen. Aus diesem Grund habe ich an meinem zweiten Weihnachten in Australien wie verrückt Kekse gebacken, Glühwein gekocht, Weihnachtslieder gehört, einen Baum gekauft und sogar einen Adventskalender gebastelt. Ganz so übertrieben muss man sich aber auf nicht an Traditionen klammern. (Ich habe ziemlich schnell fest gestellt, dass Weihnachten im Sommer und Let It Snow nicht so ganz zusammen passen.) Noch besser ist also, wenn man anfängt, neue Traditionen anzunehmen und gleichzeitig alte zu behalten und mit anderen zu teilen. Man hat dann sozusagen das Beste von beiden Welten.

Deutsche Gerichte kochen. Das Essen habe ich von Anfang an sehr vermisst. Es gab eine ganze Liste an Dingen, ohne die ich nicht leben konnte. Diese Liste gibt es zwar noch immer, aber sie ist mittlerweile um einiges kürzer. Damals bin ich ganz Sydney abgefahren, um irgendwo geräucherten Speck und »richtigen« Schnaps zu finden, bin regelmäßig zum deutschen Metzger und zum deutschen Bäcker, habe die Rezepte von meiner Mama nachgekocht, selber Knödel geformt, Spätzle gemacht, ja ich war nahe dran, selber Brot zu backen. Damals hat mir das sehr über das Heimweh hinweg geholfen, heute sehe ich das Ganze etwas lockerer. Mit der Zeit wird man erfinderisch und passt sich an, geht Kompromisse ein und entdeckt neue Vorlieben. Dafür freut man sich dann um so mehr auf Mamas Küche beim nächsten Besuch in der Heimat.

Sich mit anderen Auswanderern austauschen. Geteiltes Leid ist halbes Leid, so sagt man. Und es stimmt tatsächlich. Als frisch gebackener Auswanderer trifft man sich am besten mit anderen frisch gebackenen Auswanderern. Man kann sich über Erfahrungen und erste Eindrücke in der neuen Heimat austauschen und stellt oft fest, selbst wenn man nicht viel gemeinsam hat, hat man doch mehr gemeinsam als man denkt: und zwar die selben Wurzeln. Um seine Erlebnisse zu verarbeiten, ist es also unabdingbar, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Ich finde es immer wieder spannend, neue Leute kennenzulernen, die ebenfalls den Schritt gewagt haben, in ein anderes Land auszuwandern. Ich möchte diese Erfahrung auf keinen Fall missen. Der einzige Nachteil: Man lernt leider auch sehr viele Leute kennen und schätzen, die dann plötzlich wieder weg sind (weil in die Heimat zurück gekehrt).

Sich ein Zuhause schaffen, indem man sich wohl fühlt. Viel zu lange habe ich nach dem Motto gelebt: Ich weiß ja nicht, wie lange ich in Australien bleiben werde, also kaufe ich mir am besten gar nichts. Das hat auch dazu geführt, dass ich mich ein Jahr lang geweigert habe, unsere Wohnung zu dekorieren. Ich wollte einfach kein Herzblut (oder Geld) in irgendetwas stecken, dass ich dann vielleicht wieder zurücklassen muss. Unter diesen Umständen ein neues Leben zu beginnen, ist jedoch gar nicht so einfach. Man muss schon dazu bereit sein, ein bisschen zu investieren, um sich ein neues Zuhause zu schaffen. Immer zwischen zwei Stühlen zu sitzen, macht auf Dauer unglücklich.

Beratung oder Therapie in Anspruch nehmen. Manchmal kann das Gefühl von Heimweh die Oberhand ergreifen und vereinnahmt das ganze Leben. Man fühlt sich verloren, entwurzelt, weiß nicht mehr, was man will – doch wieder zurück oder hier bleiben – vermisst das, was man zurück gelassen hat und gleichzeitig wird man das Gefühl nicht los, dass man nicht mehr zurück kann. Ich weiß, wie verwirrend diese Gefühle sein können. Oft hilft es schon, über seine Erlebnisse zu sprechen, um diese zu verarbeiten. Was aber tun, wenn der Partner »die immer selbe Leier« schon nicht mehr hören kann, man seine Familie und Freunde daheim nicht belasten will und sonst eigentlich niemanden in der neuen Heimat hat, mit dem man offen reden könnte? Manchmal kann es durchaus hilfreich sein, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Sich einmal alles von der Seele zu reden und dabei weder kritisiert noch beurteilt zu werden, kann für den einen oder anderen Wunder wirken.

Immer die positiven Dinge hervorheben. Was mir auch sehr geholfen hat, ist ein kleines, aber feines Tagebuch zu führen, in dem ich mich auf die positiven Dinge konzentrierte – ein so genannten Glückstagebuch. Und das geht so: Jeden Abend vor dem Schlafen gehen, nimmst du dir einen Moment Zeit und denkst über deinen Tag nach. Dann schreibst du drei gute Dinge auf, die an diesem Tag passiert sind. Dabei geht es darum, bewusst die positiven Dinge im Leben wahrzunehmen und den Alltag schätzen zu lernen. Denn auch an (schlechten) Tagen, an denen man Heimweh hat, können gute Dinge passieren – wenn dich z.B. gerade dann ein guter Freund nach deinem Befinden fragt. Wenn man sich rückblickend anschaut, was im Tagebuch geschrieben steht, bekommt man auch ein besseres Gefühl dafür, was einen eigentlich glücklich macht. Das können schon ganz banale Dinge sein, wie z.B. ein guter Kaffee am Morgen. So lernt man, sich selbst über Kleinigkeiten zu freuen. Unbedingt ausprobieren!

Kurzfristige Ziele stecken. Wir können viel von Beppo, dem Straßenkehrer aus Michael Endes Kindergeschichte Momo lernen. Weise hat er festgestellt, dass es viel einfacher ist, nie an den ganzen Weg zu denken, sondern immer nur an einen Besenstrich nach dem anderen. Und wie Recht er doch hat. Als ich den Entschluss gefasst habe, nach Australien zu gehen, war vor allem der Gedanke an die Endgültigkeit meiner Entscheidung besonders furchteinflößend. Auszuwandern mit der Gewissheit, dass man nie mehr zurück kehren wird, muss ein schreckliches Gefühl sein. Auswandern »auf Probe« ist hingegen wesentlich leichter verdaulich. Es ist deshalb sehr hilfreich, sich kurzfristige Ziele zu stecken. So war der Besuch meiner Eltern, ein Jahr nachdem ich ausgewandert bin, der erste Meilenstein für mich. Als der Zeitpunkt jedoch gekommen war, habe ich mir ein neues Ziel gesteckt: Eine Reise, die ich unbedingt machen wollte. Der dritte Meilenstein war dann meine eigene Hochzeit in Australien. Egal was für kurzfristige Ziele du dir steckst, man schläft wesentlich beruhigter, wenn man bereits den nächsten Meilenstein vor Augen hat.

Spazieren gehen. Klingt komisch, hilft aber, zumindest kurzfristig. Nicht umsonst gibt es im Englischen das Sprichwort to walk it off. Was frei übersetzt so viel bedeutet wie »über etwas hinweg kommen«. Oftmals hilft es tatsächlich, einfach raus zu gehen, die Sonne zu genießen (die hier ja doch ziemlich oft scheint) und zu laufen. Mir hat es in vielen Situationen geholfen, meine Gedanken zu sortieren und mich zu entspannen. Nimm dir einfach vor, in einem schönen Park oder am Strand spazieren zu gehen und erst aufzuhören, wenn du dich besser fühlst. Manchmal dauert es zehn Minuten, manchmal drei Stunden – aber helfen tut es auf jeden Fall.

Urlaube planen (und machen). Ich habe irgendwo eine Studie gelesen, dass Menschen, die Urlaub machen, andere Länder bereisen und neue Kulturen kennenlernen, glücklicher sind. Ich denke daher, dass dies auch gegen Heimweh helfen kann. Wer reist und neue Dinge erlebt, ist abgelenkt, hat weniger Heimweh, ergo ist glücklicher. Und wenn man schon ans andere Ende der Welt auswandert, sollte man sich zumindest die Zeit nehmen, seine neue Heimat zu erforschen. Mach dir also eine Bucket List und plan schon mal deine nächste Reise. Für mich war und ist es immer noch sehr wichtig, mich auf den nächsten Urlaub freuen zu können. Auch wenn es nur ein Wochenende in Byron Bay ist. Nicht umsonst sagt man: Vorfreude ist die schönste Freude. 

Sich mit der neuen Heimat bewusst auseinandersetzen. Heimweh hat man, weil man etwas zurück gelassen hat, weil einem etwas fehlt. Gleichzeitig ist man jedoch in einer neuen Umgebung, die man gerne früher oder später auch Heimat nennen möchte. Ohne loszulassen, kann man sich aber nicht für Neues öffnen. Dieser Prozess ist langwierig und mitunter schmerzhaft. Aber genauso wie es physisch unmöglich ist, von einem Ort zum anderen zu laufen, ohne den Ort des Ursprungs tatsächlich zu verlassen, kann man auch nicht in der neuen Heimat ankommen, ohne sich ein Stück weit von der alten Heimat loszulösen. Ich kann jedem, der mitten in diesem Prozess steckt, nur empfehlen, sich intensiv mit Australien auseinanderzusetzen. Geh auf die Straße, rede mit Leuten, lauf mit offenen Augen und Ohren durch die Gegend, hör australische Radiosender, lies Zeitungen, besuch lokale Veranstaltungen. Sei offen und neugierig und lerne deine neue Heimat bewusst kennen. Du wirst sicher einiges entdecken, das dir (auf den ersten Blick) nicht so sehr gefällt, aber es wird dich auch vieles überraschen. Ich habe eine ganze Weile in einem Café gejobbt und dadurch viele interessante Gespräche mit Australiern geführt. Und ich habe zu jener Zeit auch angefangen, dieses Blog zu schreiben.

No worries!
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Shark Summit

Was ist los an Australiens Ostküste? Warum gibt es dieses Jahr so viele Zwischenfälle mit Haien? Sind einfach mehr Haie in diesen Gewässern unterwegs? Oder wagen sie sich immer näher an die Küste heran? Und was kann man gegen die momentane Hysterie tun? Soll die Spezies geschützt werden oder steht der Mensch an erster Stelle? Diese und viele andere Fragen haben sich besorgte Politiker und Forscher vergangene Woche beim Shark Summit in Sydney gestellt.

Derzeit begegnet man ungewöhnlich vielen Haien an der North Coast von New South Wales. Seit Beginn diesen Jahres gab es in Australien nicht nur zahlreiche Sichtungen von großen Haien in Küstennähe oder in Gebieten, wo sich viele Surfer und Schwimmer aufhalten, sondern es wurden auch insgesamt 29 Zwischenfälle gemeldet: Neben zwei fatalen Begegnungen sind weitere 18 Personen mitunter schwer verletzt worden. (Quelle: Shark Attack Files, Taronga Zoo)

Die Bewohner von Byron Bay und Umgebung haben die Anwesenheit der Haie lange Zeit sehr gelassen hingenommen. Selbst als im September vergangenen Jahres ein Schwimmer an einem viel besuchten Strand durch einen drei Meter großen Hai zu Tode kam, war dies kein Grund zur Panik. Die letzte fatale Begegnung mit einem Hai lag schließlich mehr als zehn Jahre zurück. Es war jedoch nur der Beginn einer Serie an Zwischenfällen, die bis heute nicht abgebrochen ist. Besonders viele Vorfälle ereigneten sich in der Region zwischen Byron Bay und Evans Head. Die Kleinstadt Ballina liegt genau in der Mitte und sieht sich stark betroffen. Man hat mittlerweile nicht nur Angst um lokale Surfer und Badegäste, sondern auch, dass diesen Sommer die Touristen weg bleiben.

An der North Coast von New South Wales wurden in den vergangenen Monaten immer wieder dieselben Weißen Haie gesichtet. Sieben sind unter dem von der Regierung initiierten shark tagging program bereits mit einem Sender ausgestattet worden. Forscher erhoffen sich, dadurch mehr über Verhalten und Migration von Haien zu lernen. Zusammenhänge zwischen dem vermehrten Vorkommen von Haien in küstennahen Gebieten und der wachsenden Zahl an Wassersportlern werden noch untersucht. Dass die Zahl der Beutefische dieses Jahr besonders hoch ist und folglich mehr Haie angelockt werden, ist auch eine mögliche Erklärung.

Was also tun? Dem Beispiel Westaustraliens folgen und Haie, die der Küste zu nahe kommen, einfach töten? Oder wie in Queensland so genannte drum lines installieren? Oder sind Hainetze, wie sie in Sydney seit Jahren zum Einsatz kommen, die beste Lösung?

Ein wichtiger Punkt des Shark Summits war, dass sowohl Schwimmer, als auch Haie geschützt werden sollen. Experten beteuern, dass es nicht genug verwertbare Daten über Migration und Verhalten von Haien gibt und die Frage nach dem »warum« deshalb nur schwer beantwortet werden kann. Neben dem Fokus auf Forschung wurden auf dem Gipfeltreffen auch viele andere Vorschläge besprochen: Von Neoprenanzügen und Surfboards in Tarnfarben, dem Einsatz von elektromagnetischen Wellen und intelligenten Sonarbojen, die Haie an ihren Bewegungen erkennen und per Satellit die zuständigen Surfclubs alarmieren, war alles dabei. Die Experten kamen jedoch zu der Schlussfolgerung, dass alle Technologien noch weiter erforscht und getestet werden müssen. Ein so genanntes shark spotting program, wie es derzeit in Südafrika existiert, sei die einzige Methode, die sofort zum Einsatz kommen kann.

In Byron Bay und Umgebung wird die Küste sowohl am Wochenende als auch in den Schulferien von Helikoptern patrouilliert. Noch ist man vor allem auf die Hilfe der Anwohner angewiesen, Haisichtungen in unmittelbarer Küstennähe per Notruf zu melden. Die Polizei verständigt dann wiederum den zuständigen Surfclub. Als sehr effektiv hat sich auch die Facebookseite Shark Reports heraus gestellt, auf der Haisichtungen live gepostet werden. In Zukunft soll die von der Regierung initiierte Kampagne SharkSmart diese und andere Maßnahmen koordinieren.

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FOTO: ERNESTO BORGES (FLICKR)
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Paljor aus Nepal

Im Gespräch mit Auswanderern über das Leben auf der großen Insel, die schönen Seiten Australiens, an was wir uns nie gewöhnen werden und was man so alles von daheim vermisst: Diesmal mit Paljor aus Nepal, der mit 18 nach Australien ausgewandert ist und sich in Sydney mittlerweile schon richtig daheim fühlt.

Über dich und deine Erlebnisse:

Woher kommst du, wie alt bist du und was machst du in Australien? Wie lange bist du schon hier? 
Ich wurde in Nepal geboren und habe dort meine Kindheit und Jugend verbracht. Meine Familie lebt nach wie vor dort. Mit 18 Jahren bin ich zum Studieren nach Australien gezogen und habe mir hier schließlich ein neues Leben aufgebaut. Heute bin ich 28 Jahre alt und arbeite als Marketing Koordinator für eine Sprachschule in Sydney.

Warum genau Australien? 
Es gibt mehrere Gründe, warum ich mich dazu entschlossen hatte, auszuwandern. Die Dinge standen damals sehr schlecht in Nepal, es gab Korruption, wo immer man auch hinsah und die Karriereaussichten waren sehr beschränkt. Ich konnte einfach das Licht am Ende des Tunnels nicht sehen und um ehrlich zu sein, ich kann es auch heute noch nicht, was sehr traurig ist.

Ausschlaggebend um nach Australien zu gehen, war sicherlich, dass es damals für nepalesische Studenten sehr einfach war, ein Visum zu bekommen. Außerdem sind die Ausbildungen hier top und damals waren auch die Studiengebühren noch relativ erschwinglich. Mein anderes Wunschziel wäre die USA gewesen, ein Visum für Amerika zu bekommen, war jedoch nicht ganz einfach.

Erinnerst du dich an deinen ersten Tag? Was hast du erlebt? 
Obwohl es schon zehn Jahre her ist, erinnere ich mich an den Landeanflug in Sydney, als wäre es erst gestern gewesen. Es war bereits Nacht und ich erinnere mich an all die Lichter, die ich vom Flugzeug aus sah und kurz wurde ich auch ein bisschen nervös, als ich daran dachte, dass ich nicht eine einzige Menschenseele in der Stadt dort unten kenne. Außerdem hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt nur ein einziges anders Land besucht – Indien – es war also alles sehr neu und aufregend für mich. Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, wie ich mit dem Taxi zu meiner Unterkunft gefahren bin und meine zukünftigen Mitbewohner kennen gelernt habe.

Was war dein größter Kulturschock? 
Ich würde es nicht unbedingt als Kulturschock bezeichnen, eher als falsche Vorstellung, die ich von Australien hatte. Ich dachte immer, dass Australien eine Mischung zwischen Großbritannien und Amerika ist, mit ähnlicher Kultur und Lebensweise. Und obwohl Australien auch heute noch als Land bezeichnet wird, das kulturell gen Westen ausgerichtet ist, wurde mir bald klar, dass es seine ganz eigene Identität hat, sowohl bedingt durch die einzigartige Lage und die Bereicherung durch die Kultur der Aborigines und Torres Strait Islander, als auch durch die vielen multi-ethnischen Migranten, die das Land zu dem gemacht haben, was Australien heute ist. Ich habe mich von Anfang an richtig wohl unter Australiern gefühlt und war sehr neugierig darauf, ihren Lebensstil und ihre Kultur näher kennen zu lernen und je länger ich hier lebe, desto mehr weiß ich den »Australian Way of Life« zu schätzen.

Wenn ich Australien mit Nepal vergleichen müsste, weiß ich gar nicht genau, wo ich anfangen soll. Die Liste der Unterschiede wäre unendlich... angefangen von der Lage, Lebensweise, dem politischen System, der Kultur, den Familienstrukturen... Ich muss aber sagen, dass Australier und Nepalesen auf ähnliche Art und Weise ein sehr freundliches Volk sind – die Charakterzüge Bescheidenheit und Liebenswürdigkeit sind in beiden Gesellschaften hoch angesehen.

Hast du manchmal Heimweh? Was fehlt dir? 
Manchmal habe ich Heimweh, aber nur nach meiner Familie und meinen Freunden, die in Nepal leben. Ich sehe meine Familie nur ca. alle drei Jahre. Meine Schwester studiert gerade Medizin in China. Das Land an sich vermisse ich jedoch nicht.

Erzähl mir von Australien:

Wie würdest du Australien mit ein paar wenigen Worten beschreiben? 
Australien – ein Naturparadies, wunderschöne Küstenlandschaften und fantastisches Wetter. Die Australier würde ich als sehr gelassen, aber zielstrebig bezeichnen, sie können mitunter Rowdys sein, haben aber eine warmherzige Art, sie sind alle sehr verschieden, aber doch geeint.

Was gefällt dir besonders gut an Australien? 
Ich liebe die Tatsache, dass man in Australien so viele unterschiedliche Erlebnisse haben kann – große glamouröse Städte (Sydney, Melbourne), kleine malerische Örtchen (Yamba, Byron Bay) und das ländliche Outback (Alice Springs). Nur eine Stunde Autofahrt von Sydney entfernt liegt beispielsweise das schöne kleine Dorf Wisemans Ferry oder Stanwell Tops, eine atemberaubende Küstenstraße.

Das Essen hat es mir hier ebenfalls angetan. Die Australier sind richtige »Foodies« und man findet in Sydney authentische Küche aus aller Welt. Neben moderner australischer Küche in top Restaurants (Quay in The Rocks), kann man auch authentisch japanisch essen gehen (ich empfehle Kuki Tanuki in Newtown), traditionelle indische Spezialitäten kosten (am besten bei Maya da Dhaba in Surry Hills), spanische Tapas genießen (unbedingt Tapavino in Sydneys Innenstadt besuchen) und selbst exotische nepalesische Küche findet man hier (Little Nepal in Burwood). Wer also auf ein gastronomisches Abenteuer aus ist, der ist in Sydney auf jeden Fall richtig.

An was wirst du dich nie gewöhnen?
Ganz ehrlich, ist gibt nicht eine einzige Sache, die ich hier nennen könnte. Das Leben in Australien ist einfach großartig, ich liebe dieses Land!

Wo befindet sich in deinen Augen der schönste Ort in Australien? 
Kurz gesagt: Sydney. Vielleicht bin ich in meiner Meinung dadurch beeinflusst, dass Sydney heute meine Heimatstadt ist, aber ich denke, dass die Stadt wirklich für jeden etwas zu bieten hat – egal was für Interessen oder Geschmack man hat, ob man ein Fan von Natur oder von Großstadt ist.

Würde deine Wahl wieder auf Australien fallen?
Auf jeden Fall!

Wie australisch bist du bereits?

Sprichst du jeden mit »how're you doing« an? 
Meistens schon, ja. Das geht ganz automatisch.

Isst du Vegemite zum Frühstück? 
Da ich bereits als Kind in Nepal Vegemite zum Frühstück gegessen habe, war das auf jeden Fall nichts Neues für mich. Mein Vater war als Kind in einem Internat in Indien untergebracht, das von Engländern geführt wurde. Daher kam er schon früh mit Marmite in Berührung (die englische Variante von Vegemite) und so wurde die Tradition in unserem Haus fortgesetzt und auch ich bin mit Marmite bzw. Vegemite zum Frühstück aufgewachsen.

Wie hast du die letzten Weihnachten verbracht?
Weihnachten habe ich erst richtig in Australien kennen gelernt. Das Christentum ist in Nepal nicht wirklich verbreitet, mehr als 80% der Nepalesen sind hinduistisch. Trotz dieser Tatsache sind die Leute sehr tolerant und es ist sogar verbreitet, mehreren Religionen gleichzeitig zu folgen. Meine Mutter zum Beispiel ist sehr gläubig und praktiziert sowohl den Hinduismus, als auch den Buddhismus. Mein Vater ist in einem buddhistischen Haushalt aufgewachsen, hat sich aber irgendwann zum Agnostiker entwickelt. Als ich alt genug war, über meine Religionszugehörigkeit zu entscheiden, entschied ich mich für den Atheismus. Trotz alledem feiern wir nach wie vor hinduistische und buddhistische Feste mit Familie und Freunden, ähnlich wie ich hier in Australien an den Feierlichkeiten zu Weihnachten teilhabe – nicht unbedingt im religiösen Sinne, aber einfach als eine Zeit, die man mit seinen Liebsten zusammen verbringt. Letzte Weihnachten habe ich mit meiner Familie und Freunden Geschenke ausgetauscht, es gab viel gutes Essen und es war einiges los!

Für die Aussies ist ein Strand ohne Wellen kein Strand. Was bevorzugst du? 
Ich mag Wellen sehr gerne, obwohl ich mich noch nie im Surfen versucht habe. Im Bodyboarden jedoch schon.

Besitzt du ein Paar Ugg Boots? 
Oh nein, niemals!

No worries!

FOTO: PALJOR LAMA
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Flüchtlingskrise – Wie reagiert Australien?

Das kennen wir auch aus Europa: Nicht immer stimmt die Meinung des Volkes mit den Taten der Politiker überein. In Angesicht der weltweiten Flüchtlingskrise gerät Australiens Regierung jedoch zusehends unter Druck. Während Länder wie Deutschland Kriegsflüchtlinge willkommen heißen und zugesagt haben, 500.000 und mehr aufzunehmen, kristallisieren sich in Australien gerade zwei Dinge heraus.

Zum Ersten scheint der Plan, Asylsuchende in Kambodscha anzusiedeln, nun endgültig in sich zusammen zu brechen. 55 Mio. Australische Dollar hat diese fragwürdige Aktion bisher gekostet. Die australische Regierung verbannt Bootsflüchtlinge, die versuchen, die australische Küste zu erreichen, seit einigen Jahren auf die pazifischen Inseln Nauru oder Manus Island, in so genannten »offshore detention centres«. Alle Flüchtlinge, die dorthin kommen, haben keine Chance, in Australien angesiedelt zu werden. Das Problem ist nur, dass diese armen Inselstaaten unmöglich so viele Flüchtlinge aufnehmen können, daher hat Premierminister Tony Abbott vergangenes Jahr mit Kambodscha einen neuen Deal geschlagen: 55 Mio. Australische Dollar dafür, dass anerkannte Flüchtlinge, die in Nauru oder Manus Island festsitzen – anstatt in Australien – in Kambodscha angesiedelt werden. Und das Resultat? Gerade einmal vier Personen wurden seit Juni in dem Dritte-Welt-Land aufgenommen. Einer von ihnen möchte laut Medienberichten nun freiwillig in seine alte Heimat zurückkehren.

Zum Zweiten soll Australien nun auch seinen Teil zur weltweiten Flüchtlingskrise beitragen und mehr Asylsuchende aus Syrien aufnehmen. Dem hat die australische Regierung am vergangen Sonntag zwar zugestimmt, sich gleichzeitig aber ein Hintertürchen offen gelassen: Es sollen in Zukunft zwar mehr syrische Flüchtlinge aufgenommen werden, dafür aber weniger Menschen aus anderen Krisengebieten. Die Quote muss gleich bleiben. Gleichzeitig ist eine heftige Diskussion darüber entbrannt, dass nur christliche Syrer aufgenommen werden sollen. Die vorherrschende Stimmung im Parlament: »Wir wollen keine muslimischen Männer«. Die australische Regierung ließ heute verlautbaren, dass ein Entschluss gefallen sei. Premierminister Tony Abbott hat zur Überraschung aller nachgegeben: Zusätzlich zur jährlichen Flüchtlingsquote von 13.750, sollen nun auch 12.000 syrische Flüchtlinge aufgenommen werden. Bedingung bleibt jedoch, in erster Linie »verfolgten Minderheiten« eine permanente Aufenthaltsbewilligung in Australien zu gewähren.

No worries!

FOTO: MICHAEL COGHLAN (FLICKR)
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Australiens Bevölkerung in Zahlen

Das Institut für Gesundheit und Sozialfürsorge hat einen interessanten Bericht zum Leben in Australien veröffentlicht. Die Statistiken beziehen sich nicht nur auf Aspekte der Demographie, sondern beleuchten auch die Themen Ausbildung, Veränderungen am Arbeitsmarkt, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Überalterung der Gesellschaft und vieles mehr. Der gesamte Bericht kann hier eingesehen werden. Die Schlüsselerkenntnisse sind wie folgt zusammengefasst.

Australiens Bevölkerung wird älter
Australiens Bevölkerung wächst zwar stetig, wird aber auch immer älter. Noch macht die Gruppe der 25 bis 64-Jährigen die klare Mehrheit aus. 2014 waren 15% der Bevölkerung älter als 65 Jahre, im Jahr 2054 soll diese Altersgruppe bereits mindestens 21% ausmachen.

Anzahl an Menschen mit Behinderung ist gleich geblieben
Der Prozentsatz an Menschen, die mit einer Behinderung leben, ist seit 2009 – trotz der Alterung der Gesellschaft – gleich geblieben und betrifft in Australien eine von fünf Personen, was ungefähr 19% aller Australier entspricht. 86% der betroffenen Gruppe sind jedoch 90 Jahre oder älter. Die Erwerbsquote der 15 bis 64-Jährigen, die mit einer Behinderung leben, liegt bei 53%.

Arbeitskräftewandel – Mehr erwerbstätige Frauen, Männer und Frauen arbeiten länger
Im Jahr 2004/05 lag das durchschnittliche Pensionsantrittsalter bei Männern bei 58 Jahren und bei Frauen bei 47 Jahren. Heute gehen Frauen erst mit 50 Jahren in Pension. Gleichzeitig ist die Beschäftigungsquote von Frauen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren von 62% auf 71% gestiegen, während sie beim männlichen Geschlecht ungefähr gleich geblieben ist. Weiters ist die Beschäftigungsquote im Alter von 65 bis 69 Jahren bei Männer um das Doppelte, bei Frauen sogar um das 4-Fache angestiegen.

Mehr Mieter, weniger Hauseigentümer
Die Zahl der Mieter ist von 1994/95 bis 2011/12 von 18% auf 25% gestiegen, während die Zahl der Hauseigentümer, die einen Kredit abzahlen müssen, von 30% auf 37% gestiegen ist. Gleichzeitig geht die Zahl derjenigen, die eine Wohnung oder ein Haus kreditfrei besitzen, stetig zurück. Haushalte mit niedrigem Einkommen geben 41% ihres Gehalts für die Miete aus. 4% der Bevölkerung lebt in einer Sozialwohnung.

Kleine Fortschritte bei den Ureinwohnern Australiens
Im Jahr 2012/13 waren Sozialleistungen nur mehr für 50% der australischen Ureinwohner die alleinige Einnahmequelle (im Vergleich zu 16% in der restlichen Bevölkerung). Zehn Jahre zuvor waren es noch 63%. Die Zahl der Ureinwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren, die einer Erwerbstätigkeit nachgeht, lag 2012/13 bei 48%. Laut eigenen Angaben können 41% der erwerbstätigen Ureinwohner von ihrem Einkommen leben. Diese Zahl ist seit 2002 um 9% gestiegen.

Einige weitere interessante Fakten:
  • 28% der Bevölkerung wurde nicht in Australien geboren – in dieser Gruppe stammen 37% aus Europa, 35% aus Asien und 12% aus dem ozeanischen Raum.
  • 71% aller Australier leben in Großstädten.
  • 23% aller Australier leben in einem Single-Haushalt.
  • Haushalte mit niedrigem Einkommen verdienen durchschnittlich $475 pro Woche, während Haushalte mit hohem Einkommen $1.814 pro Woche verdienen.
  • Die Beschäftigungsquote bei Männern ist mit 71% etwas höher als bei den Frauen (59%).
  • Das Durchschnittsalter beim ersten Baby beträgt bei der Frau 30,8 Jahre und beim Mann 33 Jahre.
  • Australien hat eine der höchsten Lebenserwartungen der Welt – Babys die zwischen 2011 und 2013 geboren wurden, können ein Alter von 80,1 Jahren (Jungen) und 84,3 Jahren (Mädchen) erreichen.
  • 48% aller Kinder bis 12 Jahre verbringen regelmäßig Zeit in der Kinderkrippe. Familien die besser verdienen, nützen externe Kinderbetreuung wesentlich öfter, als Familien mit niedrigem Einkommen.
  • Die Anzahl der 18 bis 24-Jährigen, die bei den Eltern leben, ist von 1997 bis 2012/13 von 50% auf 60% gestiegen.
  • 21% aller jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren trinken Alkohol in Mengen, die sich dauerhaft schädlich auf ihre Gesundheit auswirken könnten, während 29% der gleichen Altersgruppe Drogen konsumieren.
  • Die Jugendarbeitslosigkeit im Jahr 2014 betrug 13,3%. Weiters ist zu beobachten, dass immer mehr junge Leute Teilzeit arbeiten (44%) und die Zahl der Vollzeitbeschäftigten (43%) zurück geht.
  • 67% der erwachsenen Bevölkerung hat einen höheren Abschluss als den Pflichtschulabschluss. Im Jahr 2014 betraf dies 69% aller Männer und 66% aller Frauen.
  • 2014 arbeiteten 25% aller 25 bis 64-Jährigen in einem Teilzeitjob.
  • Männer in Vollzeitbeschäftigung arbeiten durchschnittlich 41,4 Stunden pro Woche während Frauen durchschnittlich 36,9 Stunden pro Woche arbeiten.
  • 2010 verrichteten 38% der Frauen und 34% der Männer eine gemeinnützige Arbeit. Am ehesten werden Sportveranstaltungen und -vereine unterstützt.
No worries!

FOTO: GREG SCALES (FLICKR)
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Bali – Traumziel der Australier

Die indonesische Insel Bali gehört zu den beliebtesten Reisezielen der Australier. Im Jahr 2011/12 haben insgesamt 798.000 Australier Urlaub in Indonesien gemacht. Bali ist nicht nur eine wunderschöne Insel, die eine gewisse Spiritualität ausstrahlt, mit tollen Stränden und einzigartigen Unterkünften, sondern sie zeichnet sich auch durch die Herzlichkeit der hinduistischen Bevölkerung und deren Offenheit gegenüber fremden Kulturen aus. Einerseits strömen jedes Jahr Hunderttausende australische Touristen nach Bali und geben der Bevölkerung somit eine Lebensgrundlage, andererseits haben die beiden Staaten eine nicht ganz einfache Beziehung zueinander. Einmal ruft die indonesische Regierung zum Boykott gegen Australien auf, ein andermal macht das die australische. Gründe gibt es hierfür viele.

Die Australier haben einen schlechten Ruf in Indonesien, da manche Touristen milde gesagt »ihre Manieren in Australien lassen«, wenn sie auf der Trauminsel Urlaub machen. Es scheint, als fliegen viele jungen Leute in erster Linie nach Bali, um die Party ihres Lebens zu feiern: Trinken, Drogen nehmen, ohne Regeln und Gesetze leben und die balinesische Kultur generell mit den Füßen treten – so stellen sie sich ihren Urlaub vor. In der Folge führt dieses Verhalten auch zu Auseinandersetzungen auf politischer Ebene. Erst kürzlich hat der Fall der zwei australischen Drogenschmuggler Wellen geschlagen, die von der indonesischen Regierung hingerichtet wurden. Vergangenes Jahr hat ein australischer TV-Sender eine Dokuserie unter dem Titel »What really happens in Bali« veröffentlicht und was ich so gehört habe, ist es einigen Australiern überaus peinlich, wie sich ihre Landsleute im Ausland benehmen. Auch ich kenne Australier, die aus diesem Grund ihre Identität in Bali lieber nicht an die große Glocke hängen.

Bali hat sich für die Australier in der Vergangenheit auch als ziemlich tödlich erwiesen. Bei den Terroranschlägen in Kuta im Jahr 2002 kamen neben zahlreichen anderen Opfern auch 88 Australier ums Leben. Dies hat kurzfristig zu einem Einbruch im Tourismus geführt, der die Einwohner von Bali schwer getroffen hat. Drei Jahre dauerte es, bis sich die Zahl der Urlauber wieder stabilisierte. Laut Statistiken sterben pro Jahr an die 40 Australier in Indonesien, Verkehrsunfälle und natürliche Todesursachen machen die meisten Todesfälle aus. Die Zahl der inhaftierten australischen Staatsbürger in Indonesien – die meisten aufgrund von Drogendelikten – befindet sich im zweistelligen Bereich.

Trotz alledem lieben die Australier Bali, manche nennen die Insel sogar stolz ihre zweite Heimat. Der Flug dahin ist verhältnismäßig kurz, die Menschen sind herzlich und man kann günstig auf einer wunderschönen Insel Urlaub machen. Ein Artikel im Australian beschreibt sehr gut, warum die Liebe der Australier zu Bali so schnell nicht erlöschen wird.

No worries!

FOTO: NINA FISCHER
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Was will man Meer

Was findet ihr besonders schön an Australien? Für mich gehört unter anderem die Tierwelt und die Nähe zur Natur dazu. Vor allem das Meer und seine Meeresbewohner haben es mir angetan. Und das obwohl ich schon seit Kindertagen kein Freund von Strand bzw. Sand bin.

Schön ist auch die Tatsache, dass man die Tiere nicht suchen oder gar eine Tour machen muss – man begegnet ihnen meistens von ganz alleine. Seit ich in Australien lebe, konnte ich bereits etliche Male Delphine beobachten. In Manly und Cronulla habe ich sie beim Surfen gesehen. Hyams Beach südlich von Sydney ist ein wunderschöner Strand, an dem man auch sehr oft Delphinen begegnet. Ebenso in Byron Bay, dem östlichsten Punkt von Australien. Den Ausblick, den man vom Leuchtturm aus hat, vergisst man so schnell nicht wieder. Ist gerade Walsaison, sollte man sein Fernglas keinesfalls vergessen – die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass man den einen oder anderen Meeressäuger zu Gesicht bekommt. Haie mit eingeschlossen.

Wer gerne aus nächster Nähe eine Robbe bei ihrem Verdauungsschläfchen beobachten möchte, kann dies beim Sydney Opera House tun. Dort wurde extra die VIP-Stiege abgesperrt, über die normalerweise besondere Gäste vom Wasser aus zum Opera House gelangen, damit der mittlerweile regelmäßige Besucher ungestört in der Sonne dösen kann. Und selbst Wasserschildkröten und Pinguine konnte ich beim Surfen in Sydney bereits beobachten.

Und was ist mit Kängurus und Koalas? Die kleineren Wallabys sieht man ziemlich oft, sobald man raus aufs Land fährt. Ein heißer Tipp um Kängurus zu sehen, sind Golfplätze, da dort das saftigste, grünste Gras wächst. Koalas, die in den letzten Jahrzehnten immer mehr an den Rand der Existenz gedrängt wurden, sind nicht ganz so leicht zu finden. Tatsächlich konnte ich sie erst ein einziges Mal in freier Natur beobachten und das war im Otway National Park in Victoria. Die größte Chance Dingos zu sehen, hat man übrigens auf Fraser Island in Queensland.

No worries!

FOTO: NINA FISCHER
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Australiens Energiewende

Premierminister Tony Abbott hat den erneuerbaren Energien den Krieg erklärt. Obwohl das Land sehr viel Potenzial im Bereich Wind- und Solarenergie hätte – riesige Küstengebiete und viel Sonnenschein sorgen für ideale Bedingungen – verhält sich die Regierung zögerlich und rückwärts denkend. Erst kürzlich ließ der Premierminister verlautbaren, »Windfarmen sind hässlich und laut und wer weiß, was sie sonst noch für (gesundheitliche) Auswirkungen haben«.

Investitionen in erneuerbare Energien sind seit Beginn der Amtszeit der derzeitigen Regierung stetig gesunken, Förderungen wurden gestrichen. Gerade im Bereich Solarenergie ist die Wende spürbar: Die Installation von Photovoltaik Anlagen ist von 2012 auf 2013 um mehr als die Hälfte gesunken. Der geplante Ausbau der erneuerbaren Energien – ein Beschluss der vorherigen Regierung, deren Vision es war, die Energiegewinnung durch fossile Brennstoffe bis 2030 auf 43% zu reduzieren – soll nun noch weiter verlangsamt werden. Anstatt 41.000 Gigawattstunden, sollen bis 2020 nur 33.000 Gigawattstunden pro Jahr durch Solar- und Windenergie gewonnen werden. Laut Schätzungen sind das nicht mehr als 20%.

Diese Woche wurde ein weiterer Beschluss der Regierung gefasst: Die Clean Energy Finance Corporation, die von der vorherigen Regierung ins Leben gerufen wurde, um innovative Technologien zu fördern, die zur Reduktion des CO2-Ausstoßes beitragen, darf in Zukunft nicht mehr in Windenergie investieren. Auch die Installation von Photovoltaik Anlagen soll nicht mehr unterstützt werden. Laut dem Jahresbericht des Unternehmens wurden 2014 insgesamt $900 Mio. Australische Dollar investiert. 33% ging an Solarenergie, 30% an den Bereich Energie Effizienz, 21% an Windenergie und 16% an andere Technologien.

Grund für die Abwendung von einer progressiven Klimapolitik dürfte die Kohleindustrie sein, die demnächst weiter ausgebaut werden soll. Kohle ist günstig, während der Ausbau von Wind- und Solarenergie teuer ist. So ließ die Regierung diese Woche ebenfalls verlautbaren, dass Verhandlungen mit einem chinesisches Unternehmen geführt werden, das eine Kohlemine in New South Wales, fünf Stunden Autofahrt entfernt von Sydney, eröffnen möchte. Nicht nur die ansässigen Farmer sind besorgt, dass in einem der fruchtbarsten Gebiete in Australien eine Mine entstehen soll, auch Umweltaktivisten sind alarmiert, leben auf dem 847 Hektar großen Gebiet auch 262 Koalas, deren Lebensraum komplett zerstört werden würde.

Derzeit stammen übrigens 88,2% der gewonnenen Energie in Australien aus fossilen Brennstoffen, 8,1% aus Wasserkraft und 3,7% aus Windenergie.

No worries!

FOTO: CERTIFIED SU (FLICKR)
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Australien: Rauchen ist out

Denjenigen unter euch, die schon mal in Australien waren, ist sicher aufgefallen, wie wenig Raucher man hier sieht. Sydney ist eine absolute Nichtraucher-Stadt, wie generell der gesamte Bundesstaat New South Wales und sowieso der Großteil Australiens. Raucher sind hier so dünn gesät, dass es einem richtig auffällt, wenn man plötzlich irgendwo Zigarettenqualm schnuppert. Denn Rauchen ist so gut wie überall verboten: in Lokalen, an öffentlichen Plätzen, in Bars und Restaurants, am Flughafen, in Sportstadien, im Umkreis von zehn Metern um Kinderspielplätze, im öffentlichen Schwimmbad, teilweise auch an den Stränden, auf Märkten oder Veranstaltungen unter freiem Himmel, an Bushaltestellen, Bahnhöfen und Taxiständen. Wer Zigarettenstummel unachtsam aus dem Autofenster wirft, muss ebenfalls mit einer Geldstrafe in der Höhe von 200 Dollar rechnen.

Seit 2012 dürfen Zigaretten in Australien nicht mehr beworben werden und nur mehr in einer einheitlichen »Schockverpackung«, d.h. großflächige Bilder von Krebsgeschwüren, verfaulenden Beinen und Raucherlungen, verkauft werden. Das Markenlogo darf seither nur mehr ganz klein in einer Ecke stehen. Auch in den Shops dürfen Zigaretten nicht mehr ausgestellt, sondern nur mehr über die Theke verkauft werden. Ab Juli 2015 wird das Anti-Raucher-Gesetz in New South Wales noch einmal verschärft. Einerseits wird die 4-Meter-Regel ausgeweitet, die besagt, dass vor Eingängen zu öffentlichen Gebäuden, Restaurants, Bars, Cafés, Krankenhäusern, Kirchen, Schulen, Einkaufszentren, Hotels, Geschäftseingängen etc. nicht mehr geraucht werden darf, andererseits ist das Rauchen im Außenbereich von Lokalen und in Autos, in denen Kinder unter 16 Jahren mitfahren, in Zukunft verboten.

Die australische Regierung gibt jedes Jahr mehrere Millionen Dollar für Anti-Raucher-Kampagnen aus und gehört zu den Ländern, mit den schärfsten Anti-Raucher-Gesetzen der Welt. Es verwundert einen also nicht, dass hier so wenig Menschen zum Glimmstängel greifen. Rauchen wird in der Gesellschaft generell als uncool betrachtet, Raucher werden wegen ihres Lasters eher belächelt und erleben eine ständige Verunsicherung, da sie vor allem im öffentlichen Stadtleben nirgends rauchen können, ohne möglicherweise ein Gesetz zu brechen. Einen Artikel zu diesem Thema aus der Sicht eines Australiers gibt es hier.

Und was sagen die Statistiken? Laut einer Umfrage von 2014 greifen nur 12,8% aller Australier über 14 Jahren täglich zur Zigarette. 1991 waren es noch 24,3% – die Zahl der Raucher hat sich demnach in den vergangenen 23 Jahren um die Hälfte verringert. Zigaretten dürfen in Australien übrigens erst ab dem 18. Lebensjahr legal erworben werden.

No worries!

FOTO: RIC MCARTHUR (FLICKR)
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Reisebericht: Northern Territory in acht Tagen

Lust auf Krokodile? Rote Erde? Sumpfgebiete, Wasserfälle, Schluchten und wunderschöne Sonnenuntergänge? Wir haben vor kurzem das Northern Territory bereist und in einem 8-tägigen Roadtrip Darwin und die Nationalparks im Top End besucht.

Da wir die Nationalparks zu Beginn der Trockenzeit erleben wollten, haben wir uns für Mitte Mai als Reisezeit entschieden. Das Land ist vom vielen Regen in den Monaten davor noch relativ grün und belebt und nur wenige Landstriche sind zu diesem Zeitpunkt im Zuge des jährlichen Reinigungsrituals der Aborigines abgebrannt worden. Der Nachteil kann mitunter sein, dass einige Straßen noch gesperrt sind oder Gefahr durch Krokodile besteht, die ihr Territorium in der Regenzeit erweitern. Genaueres zum Thema Jahreszeiten im Top End erfahrt ihr hier.

Tag 1 – Darwin
Darwin liegt direkt an der Küste und ist eine kleine, relativ verschlafene Stadt. Besonders schön sind die Sonnenuntergänge, wenn sich der Horizont in allen Farbabstufungen von Rot bis Violett färbt und noch lange nachdem die Sonne untergegangen ist, den Himmel erleuchtet. Dieses Spektakel kann man sehr schön vom Strand aus beobachten oder man verbringt den Abend bei einem kühlen Bier/Cider im Garten des Darwin Sailing Clubs. Berühmt ist auch der Mindil Beach Sunset Market, der in den kühleren Monaten jeden Donnerstag und Sonntag Abend stattfindet. Man findet dort ein internationales kulinarisches Angebot, Feuerschlucker, Musiker und viele kleine Marktstände.

Tag 2 – Lichtfield National Park
Am nächsten Tag haben wir Darwin verlassen und uns auf in Richtung Lichtfield National Park gemacht. Die wichtigsten Attraktionen im Park sind die Wasserfälle Wangi Falls, Florence Falls und die Aussicht zu den Tolmer Falls, sowie Buley Rockhole und die Magnetic Termite Mounds. Alle diese Naturschauplätze kann man gut innerhalb von einem Tag erforschen, man sollte jedoch auch etwas Zeit zum schwimmen einplanen. Krokodile trifft man dort zwar eher selten an, zu gewissen Jahreszeiten kann dies jedoch durchaus vorkommen. Man sollte sich deshalb auf jeden Fall vorher informieren und immer brav die Schilder beachten.

Tag 3 – Edith Falls
Der Lichtfield National Park ist zwar sehr schön, aber noch schöner fanden wir unseren nächsten Stopp, den Nitmiluk National Park, in dem sich die Edith Falls und der berühmte Katherine Gorge befinden. An diesem Tag sind wir die Strecke bis nach Katherine gefahren und haben unterwegs bei den Edith Falls eine Pause eingelegt. Es gibt dort mehrere kleine Wasserfälle, wobei die oberen Fälle die schönsten sind. Man sollte sich unbedingt die Zeit nehmen, die kleine, aber einfache Wanderung dorthin zu machen. Zur Belohnung kann man oben angekommen wunderbar schwimmen, picknicken und die Natur genießen. Wir sind noch am gleichen Tag weiter gefahren und gegen Abend in Katherine angekommen.

Tag 4 – Katherine Gorge
Von der Kleinstadt Katherine ist es nur eine kurze Autofahrt zum Katherine Gorge, der 13 Schluchten umfasst und sich durch einen großen Teil des Nitmiluk National Parks zieht. Man kann dort Wanderungen unternehmen, eine Bootstour machen oder die Schluchten per Kanu erforschen. Vorausgesetzt, dass keine Krokodilwarnung ausgeschrieben ist. In unserem Falle – kurz nach der Regenzeit – war die Gefahr jedoch zu groß. Wer die menschenleere und unpassierbare Weite des Nitmiluk National Parks in seiner ganzen Größe erfassen möchte, dem kann ich nur wärmstens einen Helikopterflug mit Nitmiluk Tours empfehlen. Auf einer privaten Tour hat man nicht nur eine grandiose Aussicht auf die Schluchten, sondern hat auch die Möglichkeit zu einem Zwischenstopp. Irgendwo im nirgendwo versteht sich, wo meilenweit keine Menschenseele anzutreffen ist – ein unbeschreibliches Erlebnis!

Info: Der Nitmiluk National Park gehört zwar seinen rechtmäßigen Besitzern, den Jawoyn, einem Stamm der australischen Ureinwohner, wird jedoch gemeinsam mit den Institutionen »Northern Territory Parks« und der »Wildlife Commission« verwaltet. Auch befindet sich im Nitmiluk National Park die wohl einzige neu erbaute Luxusunterkunft, die Cicada Lodge, die ebenfalls unter dem Management der Jawoyn steht. Das Wort »Nitmiluk« bedeutet übrigens »Ort der Zikaden«.

Tag 5 – Gunlom Falls
Am nächsten Tag haben wir uns von Katherine auf in Richtung Kakadu National Park gemacht. Unser Ziel war Yellow Water, wir haben unterwegs jedoch eine Abzweigung genommen, die uns auf einer unbefestigten Straße zu den Gunlom Falls geführt hat. Mit einem normalen Mietauto ist diese Strecke gut zu bewältigen, auch wenn das ein Bruch des Mietvertrages ist. Es muss daher jeder selber entscheiden, ob er das riskieren will oder nicht. Wer es riskiert, wird aber auf jeden Fall belohnt. Nach knapp 40 km auf einer holprigen Straße, kommt man am Fuße des Wasserfalls an, der von unten betrachtet, nicht sehr spektakulär aussieht. Man muss schon ein bisschen wandern (wieder einmal) und diesmal ist es ein schwieriger Aufstieg über steiles, steiniges Gelände. In 20–30 Minuten ist man jedoch oben und findet dort eine wunderschöne natürliche Badelandschaft vor. Nachdem wir so viel Zeit wie möglich bei den Gunlom Falls verbracht haben, sind wir erst gegen Abend in Yellow Water angekommen.

Tag 6 – Yellow Water und Nourlangie
Yellow Water ist ein Sumpfgebiet im Herzen des Kakadu National Parks, das zur Regenzeit das Land überflutet und hunderte verschiedene Vogelarten und andere Tiere anzieht. Auch Krokodile trifft man hier jede Menge. Besonders schön ist eine Yellow Water Cruise am frühen Morgen. Die vielen Geräusche, der Nebel, der wie ein Schleier über der Landschaft liegt, gefolgt von einem wunderschönen Sonnenaufgang, machen dies zu einem unbeschreiblichen Erlebnis. Auch unser Guide, ein Aborigine der im Park aufgewachsen ist, hat uns sein Land durch seine Geschichten aus seiner Kindheit ein Stück näher gebracht.

Noch am gleichen Vormittag sind wir Richtung Jabiru weiter gefahren, dem einzigen Dorf im Nationalpark. Auf dem Weg dorthin haben wir das Warradjan Cultural Centre besucht, einen kurzen Stopp bei der Nourlangie Art Site eingelegt, wo man 20.000 Jahre alte Felsmalereien der Aborigines betrachten kann und uns den nahe gelegenen Anbangbang Billabong angeschaut. Eigentlich hatten wir vor, den kleinen See zu umrunden, leider war dies auf Grund von Krokodilen nicht möglich. Zuletzt haben wir noch das Bowali Visitor Centre besucht. Sowohl letzteres, als auch das bereits erwähnte Kulturzentrum, erzählen einem einiges über die Geschichte des Parks und der Aborigines, die hier leben.

Info: Der Kakadu National Park ist der größte Nationalpark in ganz Australien und wurde sowohl als Weltkulturerbe, als auch als Weltnaturerbe in die UNESCO-Liste aufgenommen. Sein komplexes Ökosystem mit mehr als 2.000 Pflanzenarten und unzähligen Tierarten, die sonst nirgends auf der Welt vorkommen, ist einzigartig. Der Park wird von den ansässigen Aborigines, Binini bzw. Mungguy, denen der Großteil des Landes gehört, in Zusammenarbeit mit »Parks Australia« verwaltet.

Tag 7 – Ubirr und Adelaide River
Von Jabiru aus sind wir an unserem letzten Tag im Kakadu National Park nach Ubirr gefahren. Dies stellt den äußersten Punkt des Nationalparks dar, direkt an der Grenze zu Arnhem Land. Hier befinden sich weitere bedeutende Felsmalereien der Aborigines, das große Highlight ist jedoch die Aussicht, die man hat, wenn man das Plateau besteigt. Oben angekommen, hat man einen guten Rundumblick und kann die vielfältige Landschaft des Kakadu National Parks in all seiner Farbenpracht – von saftigen grünen Wiesen bis zu schwarzer verbrannter Erde – bewundern.

Auf dem Weg zurück nach Darwin haben wir einen weiteren Zwischenstopp am Adelaide River eingelegt. Der Fluss, der sich hier durch die Landschaft schlängelt, ist Heimat vieler Krokodile und zählt zu den am dichtesten besiedelten Gewässern in ganz Australien. Auf einer Bootstour kann man diese faszinierenden Tiere in Aktion erleben. Sie werden mit Futter angelockt und manch einer springt ganz schon hoch aus dem Wasser, um sich den Fleischbrocken zu schnappen. Wer den Krokodilen in einem kleinen Boot eines familiär geführter Touranbieter begegnen will, dem kann ich die Adelaide River Cruise empfehlen.

Tag 8 – Darwin
Zurück in der Stadt haben wir unseren letzten Vormittag Darwins Geschichte gewidmet. Die Bombardierung durch die Japaner während des Zweiten Weltkriegs, bei der im Februar 1942 mehr Bomben abgeworfen wurden, als beim Angriff auf Pearl Harbour, hat vielen Australiern das Leben gekostet und war nur der Anfang einer Serie von Luftangriffen, die fast zwei Jahre andauern sollte. Ein sehr empfehlenswertes Museum zu diesem Thema ist das neu erbaute Defence of Darwin Experience. Weiters gäbe es noch die WWII Oil Storage Tunnels, die in den 90er Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.

No worries!

FOTO: NINA FISCHER
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Pascale aus Deutschland

Im Gespräch mit Auswanderern über das Leben auf der großen Insel, die schönen Seiten Australiens, an was wir uns nie gewöhnen werden und was man so alles von daheim vermisst: Diesmal mit Pascale, die mit 15 von Deutschland nach Neuseeland ausgewandert ist und mittlerweile seit zwei Jahren in Australien lebt. Sie hat sowohl einen deutschen, als auch einen neuseeländischen Pass und auf meine Frage, ob sie sich eher als Deutsche oder Neuseeländerin fühlt, hat sie mir geantwortet: definitiv beides. Nur ihren deutschen Akzent würde sie gerne verlieren.

Über dich und deine Erlebnisse:

Woher kommst du, wie alt bist du und was machst du in Australien? Wie lange bist du schon hier? 
Ich komme ursprünglich aus München. Als ich 15 Jahre alt war, zogen meine Eltern und ich nach Neuseeland. Erstmals sollte es nur für ein Jahr sein, wir sind dann aber geblieben. Meine Mama kam schon 1977 der Liebe wegen nach Neuseeland und hat damals auch eine Weile dort gelebt. Ich habe insgesamt sieben Jahre in Auckland verbracht und dort sowohl die High School, als auch meinen Bachelor gemacht habe. Jetzt bin ich 23 Jahre alt und lebe seit zwei Jahren in Brisbane. Mein Freund, der Neuseeländer ist, kam schon im Dezember 2012 hier an und ich bin ihm im März 2013 gefolgt, da ich noch einen Kurs an der Uni fertig machen musste.

Warum genau Australien? 
Mein Freund – mit dem ich seit fünfeinhalb Jahren zusammen bin – wurde an der Uni in Brisbane in Medizin angenommen und deshalb bin ich dann gleich mit ihm hierher gezogen. Während meiner Zeit in Deutschland haben meine Eltern mich jedoch fast jährlich nach Australien in die Ferien mitgenommen – anstelle von z.B. Italien oder Mallorca – und ich habe dieses Land daher immer schon geliebt. Lustigerweise haben wir Australien in den sieben Jahren, in denen ich in Neuseeland gewohnt habe, nur ein einziges Mal besucht.

Erinnerst du dich an deinen ersten Tag? Was hast du erlebt? 
An meinem ersten Tag in Australien mussten wir gleich umziehen, da die Vermieterin meines Freundes hoch religiös war und uns nicht erlaubt hat, als unverheiratetes Paar dort gemeinsam zu wohnen. Ich weiss noch, dass wir nur eine Matratze und ein Bücherregal hatten. Die neue Wohnung war in der Garage unseres (neuen) Vermieters und es war total nett, da es draußen um die 35°C hatte und die Wohnung schön kühl war.

Was war dein größter Kulturschock? 
Nichts wirklich, da ich ja schon sieben Jahre in Neuseeland gelebt hatte und Australien eh kannte. Aber das Wetter – vor allem der viele Regen im Sommer – war etwas, an das ich mich in Brisbane gewöhnen musste, sowie die vielen Tiere überall. Die Trink-Kultur hat mich auch etwas geschockt, aber nur weil ich in einem Pub gearbeitet habe, und nicht wie in Neuseeland in einer französischen Weinbar. Australier und Neuseeländer sind sich generell aber sehr ähnlich, vor allem was die Freundlichkeit betrifft, und das mag ich total gerne!

Hast du manchmal Heimweh? Was fehlt dir? 
Eigentlich gar nicht … weder nach Deutschland noch nach Neuseeland. Obwohl ich in den ersten zwei Monaten, als ich keinen Job fand, eigentlich wieder zurück nach Neuseeland wollte. Ich habe zwei super Jobs in Auckland aufgegeben und dann mit Manager Certificate, Bachelor of Arts, vier Sprachen und fünf Jahren Gastroerfahrung in Australien nichts zu finden, war echt blöd. Neuseeland hat sich in den letzten Jahren ziemlich verändert – Auckland zumindest – und es gibt immer mehr tolle Restaurants: das vermisse ich. Ansonsten wirklich nur meine Katzen (noch nicht mal wirklich meine Eltern).

Was mir von Deutschland fehlt, sind die U-Bahnen und das billige Essen. Ich habe zwar noch einige Verwandte dort – Onkel, Tanten, Kusinen und ein paar Freunde – ich würde aber nie wieder zurück nach Deutschland ziehen wollen. Urlaub machen schon, wie zuletzt 2013 als ich eine 4-wöchige Europatour gemacht habe.

Erzähl mir von Australien:

Wie würdest du Australien mit ein paar wenigen Worten beschreiben? 
Ein Land mit tausend verschiedenen Landschaften, wo Menschen und Tiere tatsächlich zusammen leben.

Was gefällt dir besonders gut an Australien? 
Die Menschen, alle sind so freundlich hier! Sowie die Stadt Brisbane – ich liebe den Fluss, die Sonne und das Wetter.

An was wirst du dich nie gewöhnen?
An den vielen Regen im Sommer und die hohen Essenspreise kann ich mich nur schwer gewöhnen.

Wo befindet sich in deinen Augen der schönste Ort in Australien? 
Broome, Great Barrier Reef und die Wüste gefallen mir sehr gut. Aber eher für Ferienabenteuer, nicht um dort zu leben.

Würde deine Wahl wieder auf Australien fallen?
Immer wieder! Ich liebe dieses Land! Vielleicht mal eine andere Stadt, aber ansonsten ist alles hier richtig toll. Neuseeland ist zwar auch sehr schön, aber nicht ganz so warm und jobmäßig gibt es in Australien doch mehr Möglichkeiten.

Wie australisch bist du bereits?

Sprichst du jeden mit »how're you doing« an? 
Auf alle Fälle!

Isst du Vegemite zum Frühstück? 
Nein – und sogar meine Mama, die seit 1977 immer wieder in Neuseeland gelebt hat, mag kein Vegemite.

Wie hast du die letzten Weihnachten verbracht?
Letzte Weihnachten habe ich in Neuseeland mit meinen Eltern und meinem Freund verbracht, so wie jedes Jahr. Am 24. Dezember untertags haben wir gemeinsam den Baum geschmückt und dann gab’s Abendessen und Geschenke. Das Essen ist immer irgendwas … aber nichts Deutsches! Am 25. Dezember habe ich mit der Familie von meinem Freund gefeiert, so wie das die Neuseeländer und Australier traditionell machen.

Für die Aussies ist ein Strand ohne Wellen kein Strand. Was bevorzugst du? 
Strand find ich ganz nett, aber ich bevorzuge Städte, die was zu bieten haben, vor allem was Essen und Läden betrifft. Ich mag Schwimmen schon gerne – gesurft bin ich noch nie – aber irgendwie ist das Stadtleben eher so mein Ding.

Besitzt du ein Paar Ugg Boots? 
Ja, aber die ziehe ich nur im Winter in Neuseeland an!

No worries!

FOTO: PASCALE DE SULLY
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Eingestellt von : Nina Fischer
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Australien: Ein liberales Land?

Was meint ihr, ist Australien ein fortschrittliches Land? Was für Rechte hat man hier, wo wird Toleranz gezeigt, wer wird benachteiligt, wie streng sind die Gesetze und wie groß sind die persönlichen Freiheiten, die man hier genießt? Ein kleiner Überblick über einige aktuelle Themen.

Diskriminierung
Lange Zeit hat der australische Staat die so genannte White Australia Policy verfolgt, die zum Ziel hatte, die Einwanderung von Nicht-Weißen konsequent zu unterbinden. Erst 1975 wurde die Diskriminierung von Andersfarbigen mit dem Racial Discrimination Act endgültig abgeschafft. Seither hat sich viel getan. Mittlerweile gibt eine ganze Reihe an Gesetzen, die Diskriminierung aufgrund von Rasse, Geschlecht, Behinderung oder Alter unterbinden sollen. In der Realität lässt sich das aber selbst in einem heute sehr multikulturellen Land wie Australien nicht immer umsetzen. Studien zufolge hat man auf dem Arbeitsmarkt zum Beispiel sehr viel bessere Chancen, wenn man einen englischen Namen hat.

Homosexualität
Die gleichgeschlechtliche Ehe wird in Australien nicht anerkannt. Der Bundesstaat Australian Capital Territory hat mit dem Marriage Equality Act 2013 versucht, die gleichgeschlechtliche Ehe zu legalisieren. Der Beschluss wurde jedoch auf Bundesebene mit der Begründung zerschmettert, dass ein Gesetz wie dieses nicht von den einzelnen Ländern beschlossen werden kann. Anders sieht es bei der Adoption aus, diese wird nämlich auf Landesebene geregelt und ist in einigen Bundesstaaten für gleichgeschlechtliche Paare erlaubt. Sydney gehört übrigens zu den schwulenfreundlichsten Städten der Welt, in der auch jedes Jahr das berühmte Mardi Gras Festival stattfindet.

Abtreibung
Die Abtreibungsraten in Australien sind, wenn man den Medien und Abtreibungsgegnern glaubt, sehr hoch. Es werden aber mit Ausnahme von Südaustralien in keinem Bundesstaat relevante Daten gesammelt und veröffentlich. Laut Statistiken wurden im Jahr 2011 ca. 20% aller Schwangerschaften in Südaustralien abgebrochen. Abtreibungsgesetze sind auf Landesebene geregelt und werden zum Beispiel in New South Wales generell als legal betrachtet, »wenn der zuständige Arzt feststellen kann, dass einer Frau durch eine bevorstehende Schwangerschaft ernste physische oder psychische Schäden drohen, wobei wirtschaftlicher und sozialer Druck ebenfalls als Grund genannt werden können«. Die einzigen Bundesstaaten, in denen Abtreibung ohne wenn und aber legal ist, sind Victoria (bis zur 24. Woche) und das Australian Capital Territory. Eine Umfrage des Medical Journal Australia im Jahr 2010 ergab, dass 61% der befragten Australier der Meinung sind, dass Frauen im ersten Trimester der Schwangerschaft das uneingeschränkte Recht auf Abtreibung haben sollten.

Prostitution
Prostitution ist in Australien auf Landesebene geregelt und mittlerweile in allen Bundesstaaten legalisiert worden. Das heißt, der Akt der Prostitution an sich wird als legal erachtet. Je nach Staat gelten jedoch unterschiedliche Bedingungen. In Westaustralien, Südaustralien, Tasmanien und dem Northern Territory sind Bordelle beispielsweise verboten. Die strengsten Regelungen, durch die Sexarbeiter immer noch stark kriminalisiert werden, hat Südaustralien. New South Wales hingegen ist moderat: Prostitution, Straßenstrich und Bordelle sind erlaubt, es gilt jedoch ein Werbeverbot und die Bordelle dürfen nicht in Sichtweite von Wohnungen, Schulen, Kirchen oder Krankenhäusern sein.

Immigration
Jährlich emigrieren an die 190.000 Menschen nach Australien. Die Zahl der bewilligten Arbeitsvisa ist ungefähr doppelt so hoch, wie die Zahl der Familienzusammenführungen. Australien ist generell sehr offen gegenüber Einwanderern, so lange diese (wortwörtlich) den Preis dafür bezahlen, denn ein Visum für Australien ist nicht gerade günstig und auch mit einigem bürokratischen Aufwand verbunden. Wer eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung will, muss sowohl einen Gesundheitscheck als auch einen Charaktertest bestehen. Unter anderem wird auf AIDS und Tuberkulose getestet. Sollte das Ergebnis positiv ausfallen, kann einem mitunter die Einreise verweigert werden.

Asylrecht
Australien ist Unterzeichner der Genfer Flüchtlingskonvention, wird aber aufgrund der harschen Asylpolitik immer wieder in der Weltöffentlichkeit angeprangert. Nur 3% aller Flüchtlinge kommen über den Seeweg nach Australien, trotzdem wird von der Regierung eine regelrechte Hetzkampagne gegen die so genannten boat people betrieben. Die Flüchtlinge werden entweder direkt auf hoher See abgefangen und zur Umkehr gezwungen oder in notdürftige Lager auf abgelegene pazifische Inseln gebracht. Australien bezahlt arme Staaten wie Nauru und Papua-Neuguinea – seit kurzem existiert auch ein Vertrag mit Kambodscha – riesige Summen, damit diese die »australischen« Flüchtlinge aufnehmen. Die Flüchtlinge müssen unter menschenunwürdigen Bedingungen in den Lagern ausharren, ohne zu wissen, wann oder ob ihr Antrag auf Asyl in Australien bearbeitet wird. Auch schwangere Frauen und Kinder werden inhaftiert. Diejenigen, die Glück haben, verbringen die oftmals lange Wartezeit in Internierungslagern auf dem australischen Festland.

Australien ging kürzlich noch einen Schritt weiter und erließ ein neues Gesetz, das schwer im Verdacht steht, gegen internationales Recht zu verstoßen. Es erlaubt der Regierung unter anderem, anerkannten Flüchtlingen den Daueraufenthalt zu verweigern, indem ihnen nur ein temporäres Visum ausgestellt wird. Weiters hat sich die Regierung rechtlich abgesichert, Flüchtlinge, die auf hoher See abgefangen werden, direkt in ihr Heimatland zurück schicken zu können, selbst wenn ihnen dort möglicherweise Verfolgung und Tod droht.

Meinungsfreiheit
Laut Reporter ohne Grenzen befindet sich Australien auf Platz 25 der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit. Platz 1 wird von Finnland belegt, Österreich befindet sich auf Platz 7, Deutschland auf Platz 12. Die Pressefreiheit wird in Australien immer wieder zum Thema gemacht, gerne hätte der Staat mehr Kontrolle über die Berichterstattung in den Medien. Die Regierung versucht schon seit Jahren, Pressereformen durchzuführen. Im Oktober letzten Jahres wurde schließlich ein neues Gesetz verabschiedet, dass die Pressefreiheit zu Gunsten der Anti-Terrorbekämpfung einschränkt. Journalisten machen sich nun strafbar – ihnen droht bis zu zehn Jahre Haft – wenn sie über Einsätze des australischen Geheimdienstes berichten (deren Beteiligte übrigens strafrechtliche Immunität genießen), selbst wenn es dabei um die Aufklärung von Mordfällen geht und die Berichterstattung im öffentlichen Interesse steht. Auch Blogger, Tweeter und Whistleblower sind von dem neuen Gesetz nicht ausgenommen.

Das Demonstrationsrecht steht in Australien ebenfalls unter schwerem Beschuss. In mehreren Bundesstaaten sind bereits Gesetzesentwürfe zu einem Anti-Demonstrationsgesetz umgesetzt worden. Nach Queensland, Tasmanien und Victoria ist es jetzt auch in Westaustralien soweit. Demonstranten, die sich aus Protest an Objekte ketten oder Gegenstände bei sich tragen, die hierfür verwendet werden könnten, sollen in Zukunft bis zu zwei Jahre Haft und eine Geldstrafe bis zu 24.000 Dollar drohen. Gleichzeitig erhält die Polizei die Macht, Demonstrationen aufzulösen und Leute zu verhaften, die im Verdacht stehen, das neue Gesetz brechen zu wollen.

Wahlrecht
In Australien ist man ab 18 Jahren wahlberechtigt. Die Bundestagswahl bzw. Nationalratswahl ist in Australien nicht freiwillig, sondern seit 1924 eine bürgerliche Pflicht. Wer nicht wählen geht, muss mit einer Geldstrafe rechnen. Die Wahlbeteiligung ist in Australien dementsprechend hoch. Gleichzeitig wird Straftätern, die eine drei- oder mehrjährige Strafe im Gefängnis absitzen, das Wahlrecht entzogen. Ähnlich verhält es sich bei Menschen mit psychischen Erkrankungen. Auch ihnen kann das Wahlrecht unter Umständen abgesprochen werden. Aborigines haben das uneingeschränkte Wahlrecht in Australien übrigens erst 1965 erhalten.

No worries!

FOTO: KAYVEE.INC (FLICKR)
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Eingestellt von : Nina Fischer
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