Sind euch auch schon mal die vielen seltsamen Ortsnamen in Australien aufgefallen? Kommt euch jeder zweite Straßenname irgendwie bekannt vor? Warum gibt es so viele Plätze, Orte, Straßen, Firmen und Institutionen die
Macquarie heißen? Wie hat die Stadt Sydney ihren Namen bekommen?
Das Interessante an der Namensgebung in Australien ist, dass man die historische Verknüpfung aufgrund der relativ jungen Geschichte noch recht leicht machen kann. Als Gouverneur Arthur Phillip 1788 die erste Sträflingssiedlung gründete, bekam die heutige Stadt Sydney ihren vorläufigen Namen
Sydney Cove. Ursprünglich sollte die Siedlung
Albion getauft werden, benannt wurde sie jedoch nach dem englischen Innenminister Thomas Townshend, auch als Lord Sydney bekannt, der für die Ansiedlung der Sträflinge in Australien verantwortlich war. Lachlan Macquarie hingegen war der erste Gouverneur von New South Wales, der gut 20 Jahre später in Australien mehr als nur eine Sträflingskolonie sah. Er hatte die Vision eines Staates, der zwar zum britischen Empire gehörte, in dem aber freie Bürger leben sollten. So trieb er nicht nur den Bau von Straßen, Brücken, Gebäuden und Häfen voran, sondern förderte auch die Erkundung des Kontinents. Weiters war Lachlan Macquarie der Erste, der 1817 offiziell die Bezeichnung »Australien« verwendete und gilt daher auch als Gründervater dieses Landes.
Viele Straßennamen (Elisabeth Street, Macarthur Street, Bourke Street, Hunter Street, Marion Street, Campbell Street, George Street usw.) gehen ebenfalls auf berühmte australische bzw. englische Vorfahren zurück. So trifft man innerhalb von Australien, ja sogar innerhalb von Sydney, nur allzu oft auf dieselben Straßennamen. Sie werden allein durch die Zugehörigkeit zu den Vierteln unterschieden. Nicht anders verhält es sich mit Vororten – Abbotsford, Fairfield, Kensington und Cremorne findet man sowohl in Sydney, als auch in Melbourne. Namen, die man aus der englischen Stadt London kennt, tauchen in Sydney ebenfalls als wichtige Landmarks wieder auf: Unter anderem gibt es da die Oxford Street, Kings Cross und den Hyde Park. Der Bundesstaat Victoria wurde nach der englischen Queen benannt, ebenso Queensland, die Stadt Darwin bekam ihren Namen zu Ehren des berühmten Naturwissenschaftlers Charles Darwin und Tasmanien wurde nach dem niederländischen Seefahrer Abel Tasman benannt, der als erster Europäer Neuseeland entdeckte.
Es gibt auch einige Ortsnamen in Australien, die auf französische oder deutsche Herkunft verweisen. Sans Souci (wird als
Sän Susi ausgesprochen) heißt übersetzt so viel wie »no worries«. Leichhardt wurde nach dem deutschen Entdecker Ludwig Leichhardt benannt. Besonders viele Namen stammen aus der Sprache der Aboriginals: Wollongong, Barangaroo, Ulladulla, Kurri Kurri, Jimboomba, Mollymok, Toowoomba, Wagga Wagga, Jindabyne ... Weiters fällt auf, dass australische Inseln nicht ungern nach Tieren benannt wurden: Kangaroo Island, Cockatoo Island, Shark Island, Goat Island, Snapper Island, Wasp Island, Lizard Island, Penguin Island ... Nur die Koala-Insel scheint es nicht zu geben. Ausgefallene Ortsnamen wie Come By Chance, Nowhere Else, Doo Town, Dee Why, Banana, Surfers Paradise, Monkey Mia, Tom Price und Seventeen Seventy findet man ebenso in Down Under. Eine umfangreiche Datenbank zur Namensgebung in Australien gibt es
hier.
Und wo hat das Känguru seinen Namen eigentlich her? Laut einem Mythos, der in Australien gerne erzählt wird, bekam das hüpfende Beuteltier seinen heutigen Namen durch ein Missverständnis. Es ist überliefert, dass Captain Cook, der als erster Europäer Fuß auf den australischen Kontinent setzte und dort die britische Flagge hisste, einen Ureinwohner nach dem Namen dieses seltsamen Tiers fragte. Dieser soll mit dem Wort kangaroo geantwortet haben, was so viel bedeutet wie »ich verstehe dich nicht«. Erst 1970 wurde diese Überlieferung als reiner Mythos entlarvt. Das Wort gangurru steht in einer der Sprachen der Ureinwohner für eine seltene Känguruart. Die Geschichte find ich trotzdem gut.
No worries!
FOTO: NINA FISCHER