Lust auf Krokodile? Rote Erde? Sumpfgebiete, Wasserfälle, Schluchten und wunderschöne Sonnenuntergänge? Wir haben vor kurzem das Northern Territory bereist und in einem 8-tägigen Roadtrip Darwin und die Nationalparks im Top End besucht.
Da wir die Nationalparks zu Beginn der Trockenzeit erleben wollten, haben wir uns für Mitte Mai als Reisezeit entschieden. Das Land ist vom vielen Regen in den Monaten davor noch relativ grün und belebt und nur wenige Landstriche sind zu diesem Zeitpunkt im Zuge des jährlichen Reinigungsrituals der Aborigines abgebrannt worden. Der Nachteil kann mitunter sein, dass einige Straßen noch gesperrt sind oder Gefahr durch Krokodile besteht, die ihr Territorium in der Regenzeit erweitern. Genaueres zum Thema Jahreszeiten im Top End erfahrt ihr
hier.
Tag 1 – Darwin
Darwin liegt direkt an der Küste und ist eine kleine, relativ verschlafene Stadt. Besonders schön sind die Sonnenuntergänge, wenn sich der Horizont in allen Farbabstufungen von Rot bis Violett färbt und noch lange nachdem die Sonne untergegangen ist, den Himmel erleuchtet. Dieses Spektakel kann man sehr schön vom Strand aus beobachten oder man verbringt den Abend bei einem kühlen Bier/Cider im Garten des
Darwin Sailing Clubs. Berühmt ist auch der
Mindil Beach Sunset Market, der in den kühleren Monaten jeden Donnerstag und Sonntag Abend stattfindet. Man findet dort ein internationales kulinarisches Angebot, Feuerschlucker, Musiker und viele kleine Marktstände.
Tag 2 – Lichtfield National Park
Am nächsten Tag haben wir Darwin verlassen und uns auf in Richtung Lichtfield National Park gemacht. Die wichtigsten Attraktionen im Park sind die Wasserfälle
Wangi Falls, Florence Falls und die Aussicht zu den
Tolmer Falls, sowie
Buley Rockhole und die
Magnetic Termite Mounds. Alle diese Naturschauplätze kann man gut innerhalb von einem Tag erforschen, man sollte jedoch auch etwas Zeit zum schwimmen einplanen. Krokodile trifft man dort zwar eher selten an, zu gewissen Jahreszeiten kann dies jedoch durchaus vorkommen. Man sollte sich deshalb auf jeden Fall vorher informieren und immer brav die Schilder beachten.
Tag 3 – Edith Falls
Der Lichtfield National Park ist zwar sehr schön, aber noch schöner fanden wir unseren nächsten Stopp, den Nitmiluk National Park, in dem sich die
Edith Falls und der berühmte
Katherine Gorge befinden. An diesem Tag sind wir die Strecke bis nach Katherine gefahren und haben unterwegs bei den
Edith Falls eine Pause eingelegt. Es gibt dort mehrere kleine Wasserfälle, wobei die oberen Fälle die schönsten sind. Man sollte sich unbedingt die Zeit nehmen, die kleine, aber einfache Wanderung dorthin zu machen. Zur Belohnung kann man oben angekommen wunderbar schwimmen, picknicken und die Natur genießen. Wir sind noch am gleichen Tag weiter gefahren und gegen Abend in Katherine angekommen.
Tag 4 – Katherine Gorge
Von der Kleinstadt Katherine ist es nur eine kurze Autofahrt zum
Katherine Gorge, der 13 Schluchten umfasst und sich durch einen großen Teil des Nitmiluk National Parks zieht. Man kann dort Wanderungen unternehmen, eine Bootstour machen oder die Schluchten per Kanu erforschen. Vorausgesetzt, dass keine Krokodilwarnung ausgeschrieben ist. In unserem Falle – kurz nach der Regenzeit – war die Gefahr jedoch zu groß. Wer die menschenleere und unpassierbare Weite des Nitmiluk National Parks in seiner ganzen Größe erfassen möchte, dem kann ich nur wärmstens einen Helikopterflug mit
Nitmiluk Tours empfehlen. Auf einer privaten Tour hat man nicht nur eine grandiose Aussicht auf die Schluchten, sondern hat auch die Möglichkeit zu einem Zwischenstopp. Irgendwo im nirgendwo versteht sich, wo meilenweit keine Menschenseele anzutreffen ist – ein unbeschreibliches Erlebnis!
Info: Der Nitmiluk National Park gehört zwar seinen rechtmäßigen Besitzern, den Jawoyn, einem Stamm der australischen Ureinwohner, wird jedoch gemeinsam mit den Institutionen »Northern Territory Parks« und der »Wildlife Commission« verwaltet. Auch befindet sich im Nitmiluk National Park die wohl einzige neu erbaute Luxusunterkunft, die Cicada Lodge, die ebenfalls unter dem Management der Jawoyn steht. Das Wort »Nitmiluk« bedeutet übrigens »Ort der Zikaden«.
Tag 5 – Gunlom Falls
Am nächsten Tag haben wir uns von Katherine auf in Richtung Kakadu National Park gemacht. Unser Ziel war
Yellow Water, wir haben unterwegs jedoch eine Abzweigung genommen, die uns auf einer unbefestigten Straße zu den
Gunlom Falls geführt hat. Mit einem normalen Mietauto ist diese Strecke gut zu bewältigen, auch wenn das ein Bruch des Mietvertrages ist. Es muss daher jeder selber entscheiden, ob er das riskieren will oder nicht. Wer es riskiert, wird aber auf jeden Fall belohnt. Nach knapp 40 km auf einer holprigen Straße, kommt man am Fuße des Wasserfalls an, der von unten betrachtet, nicht sehr spektakulär aussieht. Man muss schon ein bisschen wandern (wieder einmal) und diesmal ist es ein schwieriger Aufstieg über steiles, steiniges Gelände. In 20–30 Minuten ist man jedoch oben und findet dort eine wunderschöne natürliche Badelandschaft vor. Nachdem wir so viel Zeit wie möglich bei den
Gunlom Falls verbracht haben, sind wir erst gegen Abend in
Yellow Water angekommen.
Tag 6 – Yellow Water und Nourlangie
Yellow Water ist ein Sumpfgebiet im Herzen des Kakadu National Parks, das zur Regenzeit das Land überflutet und hunderte verschiedene Vogelarten und andere Tiere anzieht. Auch Krokodile trifft man hier jede Menge. Besonders schön ist eine
Yellow Water Cruise am frühen Morgen. Die vielen Geräusche, der Nebel, der wie ein Schleier über der Landschaft liegt, gefolgt von einem wunderschönen Sonnenaufgang, machen dies zu einem unbeschreiblichen Erlebnis. Auch unser Guide, ein Aborigine der im Park aufgewachsen ist, hat uns sein Land durch seine Geschichten aus seiner Kindheit ein Stück näher gebracht.
Noch am gleichen Vormittag sind wir Richtung Jabiru weiter gefahren, dem einzigen Dorf im Nationalpark. Auf dem Weg dorthin haben wir das
Warradjan Cultural Centre besucht, einen kurzen Stopp bei der
Nourlangie Art Site eingelegt, wo man 20.000 Jahre alte Felsmalereien der Aborigines betrachten kann und uns den nahe gelegenen
Anbangbang Billabong angeschaut. Eigentlich hatten wir vor, den kleinen See zu umrunden, leider war dies auf Grund von Krokodilen nicht möglich. Zuletzt haben wir noch das
Bowali Visitor Centre besucht. Sowohl letzteres, als auch das bereits erwähnte Kulturzentrum, erzählen einem einiges über die Geschichte des Parks und der Aborigines, die hier leben.
Info: Der Kakadu National Park ist der größte Nationalpark in ganz Australien und wurde sowohl als Weltkulturerbe, als auch als Weltnaturerbe in die UNESCO-Liste aufgenommen. Sein komplexes Ökosystem mit mehr als 2.000 Pflanzenarten und unzähligen Tierarten, die sonst nirgends auf der Welt vorkommen, ist einzigartig. Der Park wird von den ansässigen Aborigines, Binini bzw. Mungguy, denen der Großteil des Landes gehört, in Zusammenarbeit mit »Parks Australia« verwaltet.
Tag 7 – Ubirr und Adelaide River
Von Jabiru aus sind wir an unserem letzten Tag im Kakadu National Park nach
Ubirr gefahren. Dies stellt den äußersten Punkt des Nationalparks dar, direkt an der Grenze zu Arnhem Land. Hier befinden sich weitere bedeutende Felsmalereien der Aborigines, das große Highlight ist jedoch die Aussicht, die man hat, wenn man das Plateau besteigt. Oben angekommen, hat man einen guten Rundumblick und kann die vielfältige Landschaft des Kakadu National Parks in all seiner Farbenpracht – von saftigen grünen Wiesen bis zu schwarzer verbrannter Erde – bewundern.
Auf dem Weg zurück nach Darwin haben wir einen weiteren Zwischenstopp am
Adelaide River eingelegt. Der Fluss, der sich hier durch die Landschaft schlängelt, ist Heimat vieler Krokodile und zählt zu den am dichtesten besiedelten Gewässern in ganz Australien. Auf einer Bootstour kann man diese faszinierenden Tiere in Aktion erleben. Sie werden mit Futter angelockt und manch einer springt ganz schon hoch aus dem Wasser, um sich den Fleischbrocken zu schnappen. Wer den Krokodilen in einem kleinen Boot eines familiär geführter Touranbieter begegnen will, dem kann ich die
Adelaide River Cruise empfehlen.
Tag 8 – Darwin
Zurück in der Stadt haben wir unseren letzten Vormittag Darwins Geschichte gewidmet. Die Bombardierung durch die Japaner während des Zweiten Weltkriegs, bei der im Februar 1942 mehr Bomben abgeworfen wurden, als beim Angriff auf Pearl Harbour, hat vielen Australiern das Leben gekostet und war nur der Anfang einer Serie von Luftangriffen, die fast zwei Jahre andauern sollte. Ein sehr empfehlenswertes Museum zu diesem Thema ist das neu erbaute
Defence of Darwin Experience. Weiters gäbe es noch die
WWII Oil Storage Tunnels, die in den 90er Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
No worries!
FOTO: NINA FISCHER