Mein Heimaturlaub hat mir gut getan. Allerdings hat er auch zu einer Schreibblockade geführt. Sonst habe ich doch immer so viel über die Australier zu erzählen ... aber im Moment sehe ich das alles ein bisschen distanzierter. Man lernt mit der Zeit halt nicht nur die eigene Kultur schätzen, sondern auch die fremde. Gleich verhält es sich mit den Dingen, die man nicht so gerne mag. Die Medaille hat schließlich immer zwei Seiten. Deshalb denke ich mir heute: Manchmal ist es ja gar nicht so schlecht, in Australien zu leben.
Ich war genau ein Jahr und sieben Monate nicht mehr daheim. Als sich das Flugzeug im Abendlicht seinem Zielort näherte, fiel mir als erstes auf, wie grün alles ist. Grün. So eine schöne Farbe. Die habe ich doch wirklich vermisst. Rollende Hügel, Wälder, Bäche und so viele verschiedene Grüntöne auf einem Fleck. Es kam mir vor wie im Paradies. Oder im Auenland bei den Hobbits. Alles sah so saftig und gesund aus und nicht so verdorrt, kahl und trostlos gelb wie in Australien.
Am Flughafen angekommen ist mir gleich mal aufgefallen, wie ruppig die Leute daheim eigentlich sind. Doch fast ein bisschen unfreundlich, muss ich sagen! Das kann man gut so erklären: Als ich in Australien los geflogen bin (mit Australiern im Flugzeug) waren alle ganz freundlich, haben mich angelacht und mich gefragt wie es mir geht, was ich in Australien mache und wie mir das Leben dort gefällt. In Dubai zur Zwischenlandung angekommen, hat man höflich seinem Nachbarn die Tasche gereicht, eine gute Reise gewünscht und ihm auch lächelnd den Vortritt beim Verlassen des Flugzeugs gelassen. Keiner hat gedrängelt, alle waren sie geduldig (und haben sich wahrscheinlich »no worries« gedacht). In Dubai war das schon mal anders und daheim angekommen war nix mehr mit jeden freundlich anlächeln, eine gute Reise wünschen und der Vortritt wurde einem schon zehn Mal nicht gelassen, da musste man sich eher rein boxen und sich breit machen, damit man nicht gleich angerempelt wird.
Vieles daheim ist also gleich geblieben, viele Dinge sind immer noch ganz anders als in Australien. Es war z.B. schön, endlich wieder mal normales (raues) Klopapier verwenden zu können. Raus aus Australien und schwupps die wupps hat man kein Problem mit »tangleberries« mehr. Ich hatte eine extrem verregnete Zeit daheim erwischt, kalt und nass war es, und trotzdem hatte man es im Haus angenehm trocken und warm. Da bekommt man das Wetter gar nicht so mit! Und still war es auch im Haus. Ich bin mir das nicht mehr gewohnt, in einem gut isolierten Gebäude zu leben und habe mich schon (fast) an unsere »Höhle« in Australien gewöhnt. Wenn man die Gespräche der Fußgänger auf der Straße nicht hören kann, kann man nämlich auch die Vögel draußen nicht singen hören.
Was mir sonst noch so aufgefallen ist: Das Internet ist so schnell auf dieser Seite der Erde (Mensch hab ich das vermisst!), das Wasser schmeckt zur Abwechslung mal nicht nach Chlor, das Tostbrot schaut in meinen Augen plötzlich wie ein Mini-Tostbrot aus (bin mir nun amerikanische ähm australische Größen gewöhnt), Verkehrsabgase rieche ich irgendwie auch nicht, dafür steigt mir ganz viel Kuhmist in die Nase, es gibt viel mehr Raucher hier, Sahne im Kaffee schmeckt absolut scheußlich und sowieso hat Österreich ja gar keine richtige Kaffeekultur (jedenfalls nicht so wie die Australier, das ist mir jetzt klar geworden!), man bekommt zur Abwechslung mal keinen Zuckerschock, wenn man ein Stück Kuchen isst, alle fahren rechts (irgendwie ist das komisch), ein 3-Tagesticket für die Öffis in Wien kostet nur 15 Euro (wo gibt es denn das? jedenfalls nicht in Sydney!), der Schnellzug fährt auch tatsächlich an die 140 km/h (statt 90 km/h in Australien), in der U-Bahn gibt's Hunde und in den Cafés auch, Politik wird am Mittagstisch diskutiert und Frauen und Männer können sich gemeinsam in einer Runde unterhalten (es wird nicht ständig nach Geschlechtern getrennt).
Auch die Preise kamen mir vor wie im Paradies: Alles ist so unglaublich billig, ich kann mir sogar leisten in der teuersten Parkgarage zu parken (die noch zehn mal billiger ist als wie mancherorts in Sydney), es gibt so unglaublich viel Auswahl im Supermarkt (ich stehe vor den Regalen und kann mich gar nicht entscheiden!), endlich kann ich wieder mal guten Käse und richtiges Vollkornbrot essen, auf der Autobahn fahren alle so furchtbar schnell (schneller als 100 km/h bin ich mir nicht mehr gewohnt), meine Freunde meinen auch, ich fahre auf einmal so langsam auf der Autobahn, ich habe seit langem wieder mal Berge gesehen und Bergluft geschnuppert (wer braucht schon das Meer?), in den Clubs ist es viel zu stickig und eng, man wird dauernd angerempelt, ich vertrage den ganzen Rauchgestank nicht mehr, Converse scheint hier die beliebteste Schuhmarke zu sein, ich bin plötzlich nicht mehr der modische Außenseiter, sondern kann mich zur Abweschlung wieder mal ganz normal fühlen, die Leute sind viel stressiger hier (sollten sich ein bisschen öfter »no worries« denken), es gibt sogar richtige Nachrichten im Fernsehen und nicht nur »Buckie der Hund wurde geklaut«, es ist viel weniger staubig in diesem Land, aber leider scheint auch die Sonne nicht so oft.
Ich war nicht nur auf dem Land bei meiner Familie, sondern habe auch ein paar Tage in Wien verbracht. Dort ist mir wieder einmal aufgefallen, wie unzufrieden die Menschen hier doch sind. Immer müssen sie über alles motzen und sich über jede Kleinigkeit beschweren. Irgendwie fand ich das fast amüsant. Ein Australier würde sich denken, wozu soll man aus einem Mücken einen Elefanten machen? Ist doch viel gemütlicher für alle, wenn man sich ein bisschen weniger aufregt. Am liebsten hätte ich besagten Personen ins Gesicht gelacht und gesagt: »Jetzt chill doch mal! Alles easy!« Aber dann wären sie wohl noch saurer geworden. Tja, so sind die Gemüter nun mal verschieden. Ich muss in den letzten Jahren wohl doch auch ein bisschen australisch geworden sein.
So hat es mich auch nicht gewundert, als ich nach gut einem Monat daheim am Flughafen stand, bereit wieder abzufliegen und der Flughafenangestellte verzweifelt (und vergeblich) versucht hat, meine Mitreisenden – eine bunt gemischte Menge aus Asiaten, Arabern und anderen Ethnizitäten – ein bisschen umzuerziehen. Ich konnte mir das Lachen nur schwer verkneifen, als der Angestellte mit schmerzverzerrtem Gesicht und sichtlich bestürzt über den unkontrollierten Andrang am Gate durchs Mikrofon rief: »Meine Damen und Herren, das bringt doch nun wirklich nichts! Bitte stellen sie sich alle schön ordentlich in einer geraden Linie auf. Es ist viel effizienter und wird so auch viel schneller gehen – das kann ich ihnen versprechen!«
No worries!
Ich war genau ein Jahr und sieben Monate nicht mehr daheim. Als sich das Flugzeug im Abendlicht seinem Zielort näherte, fiel mir als erstes auf, wie grün alles ist. Grün. So eine schöne Farbe. Die habe ich doch wirklich vermisst. Rollende Hügel, Wälder, Bäche und so viele verschiedene Grüntöne auf einem Fleck. Es kam mir vor wie im Paradies. Oder im Auenland bei den Hobbits. Alles sah so saftig und gesund aus und nicht so verdorrt, kahl und trostlos gelb wie in Australien.
Am Flughafen angekommen ist mir gleich mal aufgefallen, wie ruppig die Leute daheim eigentlich sind. Doch fast ein bisschen unfreundlich, muss ich sagen! Das kann man gut so erklären: Als ich in Australien los geflogen bin (mit Australiern im Flugzeug) waren alle ganz freundlich, haben mich angelacht und mich gefragt wie es mir geht, was ich in Australien mache und wie mir das Leben dort gefällt. In Dubai zur Zwischenlandung angekommen, hat man höflich seinem Nachbarn die Tasche gereicht, eine gute Reise gewünscht und ihm auch lächelnd den Vortritt beim Verlassen des Flugzeugs gelassen. Keiner hat gedrängelt, alle waren sie geduldig (und haben sich wahrscheinlich »no worries« gedacht). In Dubai war das schon mal anders und daheim angekommen war nix mehr mit jeden freundlich anlächeln, eine gute Reise wünschen und der Vortritt wurde einem schon zehn Mal nicht gelassen, da musste man sich eher rein boxen und sich breit machen, damit man nicht gleich angerempelt wird.
Vieles daheim ist also gleich geblieben, viele Dinge sind immer noch ganz anders als in Australien. Es war z.B. schön, endlich wieder mal normales (raues) Klopapier verwenden zu können. Raus aus Australien und schwupps die wupps hat man kein Problem mit »tangleberries« mehr. Ich hatte eine extrem verregnete Zeit daheim erwischt, kalt und nass war es, und trotzdem hatte man es im Haus angenehm trocken und warm. Da bekommt man das Wetter gar nicht so mit! Und still war es auch im Haus. Ich bin mir das nicht mehr gewohnt, in einem gut isolierten Gebäude zu leben und habe mich schon (fast) an unsere »Höhle« in Australien gewöhnt. Wenn man die Gespräche der Fußgänger auf der Straße nicht hören kann, kann man nämlich auch die Vögel draußen nicht singen hören.
Was mir sonst noch so aufgefallen ist: Das Internet ist so schnell auf dieser Seite der Erde (Mensch hab ich das vermisst!), das Wasser schmeckt zur Abwechslung mal nicht nach Chlor, das Tostbrot schaut in meinen Augen plötzlich wie ein Mini-Tostbrot aus (bin mir nun amerikanische ähm australische Größen gewöhnt), Verkehrsabgase rieche ich irgendwie auch nicht, dafür steigt mir ganz viel Kuhmist in die Nase, es gibt viel mehr Raucher hier, Sahne im Kaffee schmeckt absolut scheußlich und sowieso hat Österreich ja gar keine richtige Kaffeekultur (jedenfalls nicht so wie die Australier, das ist mir jetzt klar geworden!), man bekommt zur Abwechslung mal keinen Zuckerschock, wenn man ein Stück Kuchen isst, alle fahren rechts (irgendwie ist das komisch), ein 3-Tagesticket für die Öffis in Wien kostet nur 15 Euro (wo gibt es denn das? jedenfalls nicht in Sydney!), der Schnellzug fährt auch tatsächlich an die 140 km/h (statt 90 km/h in Australien), in der U-Bahn gibt's Hunde und in den Cafés auch, Politik wird am Mittagstisch diskutiert und Frauen und Männer können sich gemeinsam in einer Runde unterhalten (es wird nicht ständig nach Geschlechtern getrennt).
Auch die Preise kamen mir vor wie im Paradies: Alles ist so unglaublich billig, ich kann mir sogar leisten in der teuersten Parkgarage zu parken (die noch zehn mal billiger ist als wie mancherorts in Sydney), es gibt so unglaublich viel Auswahl im Supermarkt (ich stehe vor den Regalen und kann mich gar nicht entscheiden!), endlich kann ich wieder mal guten Käse und richtiges Vollkornbrot essen, auf der Autobahn fahren alle so furchtbar schnell (schneller als 100 km/h bin ich mir nicht mehr gewohnt), meine Freunde meinen auch, ich fahre auf einmal so langsam auf der Autobahn, ich habe seit langem wieder mal Berge gesehen und Bergluft geschnuppert (wer braucht schon das Meer?), in den Clubs ist es viel zu stickig und eng, man wird dauernd angerempelt, ich vertrage den ganzen Rauchgestank nicht mehr, Converse scheint hier die beliebteste Schuhmarke zu sein, ich bin plötzlich nicht mehr der modische Außenseiter, sondern kann mich zur Abweschlung wieder mal ganz normal fühlen, die Leute sind viel stressiger hier (sollten sich ein bisschen öfter »no worries« denken), es gibt sogar richtige Nachrichten im Fernsehen und nicht nur »Buckie der Hund wurde geklaut«, es ist viel weniger staubig in diesem Land, aber leider scheint auch die Sonne nicht so oft.
Ich war nicht nur auf dem Land bei meiner Familie, sondern habe auch ein paar Tage in Wien verbracht. Dort ist mir wieder einmal aufgefallen, wie unzufrieden die Menschen hier doch sind. Immer müssen sie über alles motzen und sich über jede Kleinigkeit beschweren. Irgendwie fand ich das fast amüsant. Ein Australier würde sich denken, wozu soll man aus einem Mücken einen Elefanten machen? Ist doch viel gemütlicher für alle, wenn man sich ein bisschen weniger aufregt. Am liebsten hätte ich besagten Personen ins Gesicht gelacht und gesagt: »Jetzt chill doch mal! Alles easy!« Aber dann wären sie wohl noch saurer geworden. Tja, so sind die Gemüter nun mal verschieden. Ich muss in den letzten Jahren wohl doch auch ein bisschen australisch geworden sein.
So hat es mich auch nicht gewundert, als ich nach gut einem Monat daheim am Flughafen stand, bereit wieder abzufliegen und der Flughafenangestellte verzweifelt (und vergeblich) versucht hat, meine Mitreisenden – eine bunt gemischte Menge aus Asiaten, Arabern und anderen Ethnizitäten – ein bisschen umzuerziehen. Ich konnte mir das Lachen nur schwer verkneifen, als der Angestellte mit schmerzverzerrtem Gesicht und sichtlich bestürzt über den unkontrollierten Andrang am Gate durchs Mikrofon rief: »Meine Damen und Herren, das bringt doch nun wirklich nichts! Bitte stellen sie sich alle schön ordentlich in einer geraden Linie auf. Es ist viel effizienter und wird so auch viel schneller gehen – das kann ich ihnen versprechen!«
No worries!
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